Martina Müller-Kamp, Mitglied der Geschäftsleitung der Graubündner Kantonalbank, im Gespräch mit Jens Korte. Martina Müller-Kamp, Mitglied der Geschäftsleitung der Graubündner Kantonalbank, tauscht die Rollen und führt mit dem Kapitalmarktexperten Jens Korte ein Interview über Trends in diesem und Prognosen für das nächste Jahr.Martina Müller-Kamp: In den letzten Wochen gab es eine Reihe spektakulärer Übernahmen, wie zum Beispiel der angekündigte Deal zwischen den Online-Ticketbörsen viagogo und StubHub oder zwischen den Luxusgüterherstellern LVMH und Tiffany & Co. Sind diese zahlreichen Übernahmen Zeichen einer robusten Wirtschaftslage oder haben diese eher unternehmensspezifische Gründe? Jens Korte: Beides trifft zu. Im Luxusmarkt sehen wir einen Boom, weshalb etwa LVMH das
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Martina Müller-Kamp, Mitglied der Geschäftsleitung der Graubündner Kantonalbank, tauscht die Rollen und führt mit dem Kapitalmarktexperten Jens Korte ein Interview über Trends in diesem und Prognosen für das nächste Jahr.
Martina Müller-Kamp: In den letzten Wochen gab es eine Reihe spektakulärer Übernahmen, wie zum Beispiel der angekündigte Deal zwischen den Online-Ticketbörsen viagogo und StubHub oder zwischen den Luxusgüterherstellern LVMH und Tiffany & Co. Sind diese zahlreichen Übernahmen Zeichen einer robusten Wirtschaftslage oder haben diese eher unternehmensspezifische Gründe?
Jens Korte: Beides trifft zu. Im Luxusmarkt sehen wir einen Boom, weshalb etwa LVMH das nötige Geld aufbringen kann, um Unternehmen wie Tiffany & Co. für 16 Milliarden Dollar zu übernehmen. Tiffany & Co. als Verkäufer hingegen erlebt eine kleine Schwächephase. Bei der Übernahme von TD Ameritrade durch Charles Schwab für 26 Milliarden Dollar ist es so, dass sich das Maklergeschäft im Finanzmarkt in einem gewaltigen Umbruch befindet, weil die Kommissionen für Wertpapiergeschäft weggefallen sind. Deshalb werden die Geschäfte zusammengelegt. In der Branche der Ticketbörsen indes wird immer mehr Kritik laut an dessen Dienstleistungen und es gibt immer mehr Konkurrenz. Auch hier ist also eine gewisse Schwäche der Grund für die Fusion.
Wie sehen die Prognosen für das nächste Jahr aus? Gibt es Branchen, in denen häufiger mit Übernahmen zu rechnen ist?
2020 ist Wahljahr in den Vereinigten Staaten. Das bringt eine gewisse politische Unsicherheit mit sich und könnte die Aktivitäten, was Fusionen und Übernahmen anbelangt, etwas begrenzen. Andererseits haben die massiven Steuersenkungen von US-Präsident Donald Trump dazu geführt, dass die Unternehmen mehr Geld haben und dieses dann teilweise auch in Übernahmen gesteckt haben. Vieles ist auch davon abhängig, wie sich der Handelsstreit zwischen den USA und China weiterentwickelt. Auf die Branche bezogen geht man davon aus, dass es etwa in der Gesundheitsbranche und im High-Tech-Bereich einige Übernahmen geben könnte. Aber ganz insgesamt ist man an der Wall Street eher der Meinung, dass die Fusion- und Übernahmeaktivitäten etwas nachlassen werden.
Es gibt noch einen weiteren Trend in diesem Jahr: Ungewöhnlich viele CEOs sind in den letzten Wochen abgetreten. Muss uns das beunruhigen?
Alleine im Oktober haben über 170 CEOs, also Vorstandsvorsitzende, ihren Posten geräumt oder räumen müssen. Da waren einige spektakuläre Fälle drunter, wie zum Beispiel Steve Easterbrook, der Chef von McDonalds, der eigentlich eine gute Arbeit geleistet hatte, aber über eine Liebesaffäre im eigenen Unternehmen gestolpert ist. Oder Adam Neumann von WeWork. Das Unternehmen musste den Börsengang absagen. Ein weiteres Beispiel ist der Chef vom E-Zigarettenhersteller Juul, der abdanken musste. Diese Entlassungen oder Führungswechsel sind schon frappierend. Eigentlich ist es ja so, dass ein Führungswechsel stattfindet, wenn die Geschäfte nicht gut laufen. Wenn ich mir aber die Gesamtwirtschaft anschaue, sieht es eigentlich ganz gut aus. Diese Wechsel könnten also ein kleiner Warnschuss sein. Die Wall Street ist bislang aber nicht alarmiert.
Das Fazit der Graubündner Kantonalbank: Die robuste Konjunkturlage werde wohl ein deutlich ruhigeres Jahresende bescheren als noch im letzten Jahr. Im nächsten Jahr sieht die GKB ein politisches Börsenjahr mit wieder mehr Volatilität.