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Verschuldung muss gezähmt werden

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Es soll niemand behaupten, man habe es nicht kommen sehen. Die Verschuldung in der Schweiz wächst stetig und erklimmt eine Höchstmarke nach der anderen. Die privaten Haushalte haben mittlerweile Kredite in der Höhe von knapp 130 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) ausstehend.

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Es soll niemand behaupten, man habe es nicht kommen sehen. Die Verschuldung in der Schweiz wächst stetig und erklimmt eine Höchstmarke nach der anderen. Die privaten Haushalte haben mittlerweile Kredite in der Höhe von knapp 130 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) ausstehend. Der Löwenanteil davon entfällt auf Hypotheken. Schon nächstes Jahr dürfte das Volumen aller inländischen Hypotheken zum ersten Mal die Marke von 1000 Milliarden Franken überschreiten. Sorgen über diese Entwicklung werden jedoch nicht gerne gehört. Viele verdienen nämlich gutes Geld mit der stetig steigenden Verschuldung.

Auf der einen Seite beteuern Finanzinstitute, Hypotheken nur sehr vorsichtig zu vergeben und die Risiken im Griff zu haben. Alles andere wäre auch mehr als verwunderlich, stellt das Hypothekargeschäft doch das Standbein der inlandorientierten Banken dar; bei den Raiffeisenbanken sind über 95 Prozent der ausstehenden Kredite Hypotheken. Auf der anderen Seite stehen Hauseigentümer, die an günstigen Finanzierungskonditionen interessiert sind. Als Killerargument dient die junge Familie, die sich kaum mehr ein Eigenheim leisten kann. Das stimmt durchaus. Seit der letzten Immobilienkrise in den 1990er Jahren sind die Häuserpreise steil gestiegen. Allerdings wurde dieser Preisanstieg gerade auch durch das Schuldenwachstum alimentiert. Der Ruf nach grosszügigeren und günstigen Hypotheken entspricht somit dem Bonmot «Combattre le mal par le mal».

Selbstverständlich gibt es Entwicklungen, die einen Anstieg der Verschuldung rechtfertigen. So hat sich beispielsweise die Wohneigentumsquote jüngst erhöht. Zudem hat die starke Zuwanderung zum Bau neuer Immobilien geführt, was die Nachfrage nach Hypotheken stimuliert. Ein Anstieg der Schulden stellt somit an sich noch kein Problem dar. Kritisch ist hingegen der überproportionale Anstieg im Vergleich zur Wirtschaftsleistung: Die ausstehenden Kredite wachsen stärker als das BIP. Es ist diese Entwicklung, welche Bauchschmerzen macht und vor welcher verschiedene Ökonomen warnen – am Dienstag beispielsweise die Experten des Internationalen Währungsfonds.

Auch ein Trio von Wissenschaftern um den Bonner Professor Moritz Schularick setzt sich seit Jahren kritisch mit den Auswirkungen privater Verschuldung auseinander. Seine Analysen stützen sich auf einen Datensatz von 14 Ländern, der bis ins Jahr 1870 zurückreicht. In dieser langen Frist verpuffen die kurzfristigen Argumente von Interessenvertretern. Die drei Ökonomen zeigen, dass auf Zeiten hoher Privatverschuldung meist tiefe Rezessionen mit schleppenden Erholungsphasen folgen; der Titel eines ihrer Fachartikel lautet denn auch «When Credit Bites Back».

Joerg Mueller
Born in 1983 in Zurich. Bachelor's Degree in International Relations and Economics at the University of St. Gallen. Afterwards master's degree in economics at the University of Cambridge. First work experiences at UBS, the Economic Research Center KOF and the Boston Consulting Group. Between 2010 and 2014 research associate at ETH Zurich and completed a dissertation on the macroeconomic significance of banks. Subsequent completion of a book on the impact of the digital revolution on the financial system. Joined the business editorial office of NZZ in 2014; responsible among other things for the telecommunications industry as well as macroeconomic questions with the topics financial system and digitization.

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