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Werner Vontobel

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Ökonom und Wirtschaftsjournalist

Articles by Werner Vontobel

Die vier Schwachstellen der Marktwirtschaft

August 4, 2021

Gemessen
an der Maximierung des BIP ist der Markt sehr effizient. Misst man ihn jedoch
an der Befriedigung der Bedürfnisse, schneidet die geldlose Bedarfswirtschaft in
vielen Punkten besser ab.
Um zu überleben müssen alle Spezies wirtschaften
und der Umwelt Energie abgewinnen. Zu diesem Zwecke müssen sie erstens ihre
Bedürfnisse erkennen, zweitens ihre produktiven und reproduktiven Tätigkeiten
koordinieren und drittens müssen sie die Beute (das Produkt der Arbeit) so
teilen, dass alle fit bleiben.  Diese
Fähigkeiten und Abläufe sind uns von der Evolution ins Gehirn programmiert
worden. Alles, was dem Überleben der Spezies dient – Sex, Essen und Trinken,
Teilen, gemeinsam etwas unternehmen –  wird
mit Glückshormonen belohnt. Der wichtigste evolutionäre Trumpf der Menschen ist
die

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Genfer Mindestlohn – bei weitem ungenügend

October 14, 2020

Mit 23 Franken pro Stunde hat Genf den höchsten
Mindestlohn der Welt eingeführt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist das viel
zu wenig.
In den 1960er-Jahren war es
üblich, dass ein Alleinverdiener eine Familie mit damit damals durchschnittlich
2,6 Kindern mit einer 44-Stundenwoche durchbringen konnte. Man musste zu diesem
Zweck kein Spitzenverdiener sein, zumal die Lohnunterschiede zwischen ArbeiterInnen
und Angestellten relativ gering waren. Inzwischen hat sich die Produktivität
pro Arbeitsstunde verdoppelt und die Erwerbsbeteiligung der Frauen ist auf 74%
gestiegen. Man sollte also annehmen, dass ein Schweizer Paar mit je einem
durchschnittlichen Arbeitspensum heute erst recht wenigstens zwei Kinder
durchbringen kann. Machen wir die Probe aufs Exempel.
Die Stimmberechtigten des

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Nicht alles Wirtschaften ist Marktwirtschaft – Das grosse Versäumnis der Ökonomik

November 29, 2019

Lediglich
ein Fünftel der menschlichen Arbeit wird in der Marktwirtschaft geleistet.
Trotzdem glaubt ein Grossteil der Ökonominnen und Ökonomen noch immer die gesamte
Wirtschaft mit Marktmechanismen erklären zu müssen.
Die Wirtschaft, geschweige denn die
Weltwirtschaft ist ein äusserst komplexes Gebilde.  Um dennoch den Überblick zu wahren, trifft
die Ökonomik eine Reihe von Annahmen, mit dem Zweck, die Wirtschaft als
Gleichgewichtsmodell darstellen zu können. Seither beschäftigen sich die Ökonominnen
und Ökonomen weitgehend damit, die eine oder andere dieser Annahmen zu
modifizieren, auf dieser Grundlage noch komplexere Modelle zu basteln – und
dafür Nobelpreise zu ernten.
Eine grundlegende Annahme ist aber praktisch
nie hinterfragt worden:  Die stillschweigende
Unterstellung,

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Aufblähen und Umverteilen – so “rentieren” Pensionskassen

September 12, 2019

Wie kann ein Pensionskassen-System einerseits
Volksvermögen vernichten und andererseits für ihre Versicherten hohe Renditen
erwirtschaften? Die Antwort hat etwas mit Asset-Inflation und Umverteilung zu
tun.
In einem früheren Text  auf der Ökonomenstimme habe ich dargelegt,
dass das schweizerische Pensionskassensystem schon hunderte Milliarden Franken
Volksvermögen vernichtet hat. Hier noch einmal eine Kurzfassung der
Beweisführung: Von 1996 bis 2017 haben die Privathaushalte netto (nach realen Investitionen,
namentlich im Wohnungsbau) 1120 Milliarden Fr. gespart, wovon 707 Milliarden durch
die Zunahme der Guthaben gegenüber den Vorsorgeeinrichtungen zusammengekommen
sind. Im selben Zeitraum hat auch der Unternehmenssektor nach Dividenden und
Steuern 70 Milliarden auf die hohe

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Die fatalen Denkfehler der Pensionskassen-Lobby

August 7, 2019

Jede einzelne Pensionskasse hat ihre betriebswirtschaftlichen Zwänge. Gemeinsam haben und sind sie ein volkswirtschaftliches Problem – das ihre Lobby jedoch nicht sehen will.
Säule 2  – die berufliche Vorsorge oder BVG – ist ein gesetzlich geregeltes System privater Pensionskassen. Es weist zur Zeit einen  Kapitalstock von rund 1000 Milliarden Franken auf und zahlt rund 37 Milliarden Renten, wo von etwa 70% an die reichsten 40% der Rentner gehen. Diese Schieflage ist vom Gesetzgeber gewollt, denn die 2. Säule deckt nur Einkommen ab rund 25’000 Franken jährlich. Arbeitnehmer mit einem Jahreslohn von 50’000 Franken bilden deshalb dreimal weniger Rente als solche mit einem Lohneinkommen von 100’000 Franken. Und  die Arbeitgeber müssen auf hohen Löhnen prozentual deutlich mehr

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Warum wir heute wieder eine Hungerlohn-Debatte führen müssen

June 24, 2019

50 Jahre nach dem „Wirtschaftswunder“ und nachdem sich die
Produktivität noch einmal verdreifacht hat, führt Deutschland unter dem
Stichwort Hartz-IV eine Hungerlohndebatte. Da ist etwas gründlich schiefgelaufen.
Vermutlich ist alles eine Frage der Perspektive und des
Jahrgangs. Der Autor dieser Zeilen hat sein Studium der Ökonomie Ende der
1960er Jahre in Basel absolviert – mitten in den „30 Goldenen Jahren“. Damals
lernten wir, dass der Charme der Marktwirtschaft darin liegt, dass der
Wettbewerb die Unternehmen zwingt, unsere Bedürfnisse mit einem möglichst
geringen Einsatz der Produktionsmittel Arbeit, Kapital und Boden zu
befriedigen. So war es denn auch: In Deutschland sind die Produktivität und die
realen Stundenlöhne von 1950 bis 1980 Im Gleichschritt etwa um den Faktor 4.5

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Arbeit muss teuer sein – und sich rar machen

October 26, 2018

Passen die Marktwirtschaft und Vollbeschäftigung zusammen? Eher nicht, wie dieser Beitrag argumentiert. Wer Marktwirtschaft will, müsse mit sinkender Beschäftigung umgehen können.
Marktwirtschaft ist
bekanntlich eine Veranstaltung, bei der es darum geht, mit möglichst wenig
Aufwand, möglichst viel zu produzieren. Dieses Prinzip ist so erfolgreich, dass
sich Deutschland schon bald nach dem 2. Weltkrieg über das "Wirtschaftswunder"
(der 1960erjahre) freuen konnte, mit Ferien am Mittelmeer für fast alle. Auch
im halben Jahrhundert danach hat der Markt so gut funktioniert, dass sich die
Produktivität pro Arbeitsstunde noch einmal verdreifacht hat. Dass der Markt
weiterhin so funktioniert, wie es im Lehrbuch steht, zeigt sich auch daran,
dass die Wirtschaftspolitik immer mehr zu einer

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Der Markt gehört auf den Prüfstand der Evolution

March 27, 2018

Heute geht es in der
Wirtschaftspolitik um die Rückkehr zu einer umwelttauglichen und "artgerechten"
Menschenhaltung. Das ist keine Frage der Finanz- oder Geldpolitik, sondern der
Raumplanung und des Städtebaus, wie dieser Beitrag argumentiert.
Die heutige Ökonomik ist zu einer
Zeit gross geworden, als es vor allem darum ging, die Marktwirtschaft durch die
konjunkturellen Turbulenzen zu lotsen. Die Frage war: Was können Politik und
Gesellschaft für den Markt tun? Seither haben wir sehr viel dafür getan: Wir
haben die Arbeitsmärkte flexibilisiert, wir haben die ganze Gesellschaft dem
Diktat des Marktes unterworfen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel
hätte gar gerne eine "marktkonforme
Demokratie[ a ]", und die Ökonomen haben
vor lauter Ehrfurcht vergessen, dass der Markt

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Die wahren Kosten der Ungleichheit

January 12, 2018

Moderne Industriestaaten müssen mindestens einen Viertel ihres BIP allein dafür aufwenden, die Folgen der wachsenden Ungleichheit zu bewältigen, wie dieser Beitrag zeigt.
Unsere
Marktwirtschaft ist aus der Sicht der Evolution eine einmalige Kuriosität:
Andere Spezies kennen zwar auch ein gewisses Mass an Arbeitsteilung, aber die
gemeinsame Beute wird immer nur physisch verteilt, konsumiert und in Besitz
genommen. Wir Menschen verteilen die Beute seit etlichen Generationen zweimal:
Einmal rein physisch und dann noch einmal rechtlich in Form von Geld, bzw. von
Anrechtsscheine auf die gemeinsame Beute.
Der
Vorteil dieses Doppelgemoppels ist offensichtlich: Es ermöglicht eine extreme
Arbeitsteilung und raffinierte Anreizsysteme.
Die
Marktwirtschaft ist gut darin, die Produktion

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Vorsicht vor der Krypto-Währungen

December 7, 2017

Krypto-Währungen sind in aller Munde. Dieser Beitrag warnt allerdings davor, dass die Krypto-Szene die rechtlichen Grundlagen des Wirtschaftssystems unterminiere.
Unser Finanzsystem basiert auf Schulden. Geld ist ein sofort
fälliges Guthaben gegenüber einem sehr guten Schuldner. Die Frage, ob es sich
dabei um eine Zentral- oder eine Geschäftsbank handelt, kann in diesem
Zusammenhang offengelassen werden. Auch
ein Sichtguthaben gegenüber einer Bank ist die Schuld einer Bank, die wiederum
durch ein meist pfandrechtlich abgesichertes Guthaben gegenüber einem
Bankkunden abgesichert ist.
Die Kryptoszene hat einen völlig anderen Geldbegriff. Auf
den einschlägigen Foren findet man immer wieder Formulierungen wie diese[ a ]: "Zunächst
einmal muss man verstehen, dass Geld primär eine

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Warum die Produktivität nur langsam steigt

July 6, 2017

Das angebliche Rätsel vom stagnierenden
Produktivitätsfortschritt mitten in der "vierten industriellen Revolution" beruhe darauf, dass die Ökonomen die Begriffe nicht kennen, mit denen sie
hantieren, argumentiert dieser Beitrag.
Der Gegensatz ist schon auffällig:
Einerseits stehen wir Mitten in einer neuen Welle der Digitalisierung und des
industriellen Um- und Aufschwungs. Kassierer werden durch Scanner und
Verkaufsautomaten, Juristen durch eine
App ersetzt, virtueller Unterricht macht
Lehrer zu Randfiguren und morgen werden die Taxifahrer und Chauffeure ihre Jobs
an selbstfahrende Autos verlieren. Und
alle paar Monate Schlagzeilen lesen müssen, wie diese hier: Droht mit der
Digitalisierung jedem zweiten Job das Aus? (Welt vom 11. Jan. 2016) Und solche
Geschichten und Prognosen

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Marktkonform oder artgerecht – die Kosten des Marktes

March 24, 2017

Auch der Markt kostet, wie bereits Ronald Coase festgestellt hat. Dieser Beitrag fragt daran anschliessend, welche Tätigkeiten dem Markt unterstellt werden sollen und welche anderen Ordnungskräften.
Markt kostet, produktive Tätigkeiten
kann man auch anders organisieren. Ronald Coase hatte es in der Hand, aus der
Ökonomie eine Wissenschaft zu machen. Er hat es versiebt. Höchste Zeit für
einen Neubeginn.
Da stimmt doch etwas nicht.
Die meisten Ökonomen merken es nie, doch Ronald Coase ist es schon 1932
aufgefallen: Gemäss Lehrbuch maximieren die Wirtschaftssubjekte ihren Nutzen,
indem sie Waren gegen Geld tauschen. Alle Wirtschaftssubjekte? Nein, es gibt
auch solche, die sich zu Firmen zusammenschliessen und die Arbeit hierarchisch
organisieren. Warum? " Im Sommer
1932" so schrieb die "ZEIT", "fand Coase die Antwort: Die Nutzung des
Preismechanismus kostet Geld. Wer etwa Autos bauen und verkaufen will, muss
Modelle entwickeln, Vorprodukte einkaufen, Arbeiter einstellen, kontrollieren,
ausliefern, Informationen sammeln, Verträge aushandeln etc. Um diese
Transaktionskosten gering zu halten, werden auf Dauer angelegte Tätigkeiten aus
dem Markt herausgenommen und einer Hierarchie unterstellt."
Auch der Markt kostet
Der Markt kostet, andere
Koordinationsmechanismen kosten weniger.

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Die Sharing-Ökonomie als Null-Fixkosten-Ökonomie

January 30, 2017

Die Sharing-Ökonomie basiert zu einem grossen Teil darauf, dass sie ihre Fixkosten abwälzt. Dies hat Konsequenzen nicht nur für einzelne Branchen, sondern für die Marktwirtschaft an sich.
Dem Thema Sharing muss man sich von unten nähern. Deshalb
beginnt dieser Beitrag mit einem konkreten Beispiel: Ein Bekannter absolviert
zur Zeit ein MBA in St. Gallen. Jeden Monat verbringt er dort eine Woche.
Bisher hat er für sein Hotelbett pro Nacht etwa 150 Franken ausgegeben. Nun
haben ihn Studienkollegen animiert, es doch einmal mit einen airbnb-Angebot zu
versuchen. Hat er. Gekostet hat es ihn –Frühstück eingerechnet – nicht einmal
die Hälfte. Die Qualität des Angebots, Lage, Ausstattung Service beurteilt er
als nicht ganz gleich gut wie im Hotel, aber die Differenz allemal wert – genau
was die Kollegen auch sagen.
Woher kommt die Differenz? Mein Kollege hat mit seinem
Gastgeber – nennen wir in H wie Host – gesprochen. Es handelt sich um einen
Assistenzprofessor auf dem Gebiet der Betriebswirtschaft. Der Mann kann also
rechnen, doch das ganze erwiese sich weniger als ein Problem der
Erfolgsrechnung als ein Produkt der Lebensumstände. H hatte seine Wohnung
ursprünglich zusammen mit einem Arbeitskollegen bewohnt. Diesen hat es in eine
andere Stadt verschlagen. Beziehungsmässig ist die Hose auch gerade tot. Also Airbnb.

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Die SNB und ihre Buchungspraxis

November 30, 2016

Der neue Stärkeanfall des Frankens wirft die Frage auf, wie die Schweizerische Nationalbank ihr Geld verbucht.
Im August 1971 kündete
US-Präsident Richard Nixon die Bindung des Dollars an Gold auf. Fünf Jahre später
empfahl der Internationale Währungsfonds allen seinen Mitgliedern, die
Goldbindung aufzugeben. Damit war der Regime-Wechsel vollzogen, für die
Notenbanken galten ab sofort neue Spielregeln: Sie müssen nicht mehr mit ihrem
Vermögen für die Noten haften, die sie emittieren. Das Notenbankgeld ist kein
Schuldschein der Notenbanken mehr, sondern bloss noch ein Warengutschein. Sein
Gegenwert ist das BIP des emittierenden Landes, nicht das Vermögen der
Zentralbank.
Diese Änderung der
Spielregeln hat sich allerdings nie in der Buchungspraxis der Notenbanken
niedergeschlagen. Sie verbuchen den Geldumlauf immer noch auf der Passivseite
der Bilanz. Das ist insofern nicht korrekt, als die Besitzer der Notenbankgeldmenge
keinen Anspruch auf die Aktiven der Notenbank erheben können.

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Warum die Schweiz höhere AHV-Renten braucht

August 29, 2016

Bei der Diskussion um die Reform der Altersvorsorge in der
Schweiz werden die volkswirtschaftlichen Aspekte  vernachlässigt.
Sie legen eine Erhöhung der AHV-Renten dringend nahe, wie dieser Beitrag meint.
In der Schweiz kommt am 25. September die "AHV plus-Initiative[ a ]" zur Abstimmung. Sie
verlangt eine Erhöhung der AHV-Renten um 10%. Aktuell beträgt die Einzelrente
mindestens 1175 und maximal 2350 Franken pro Monat. Für Paarhaushalte liegt die
Obergrenze bei 3525 Franken. Die Initianten führen vor allem zwei Argumente an:
Erstens sollen die sinkenden Renten der im Kapitaldeckungsverfahren
finanzierten BVG-Renten kompensiert werden. Zweitens gelte es, für die
schlechter Verdienenden einen Ausgleich für die steigenden Krankenkassenprämien
zu schaffen.
Die Gegenseite schlägt mit dem "demographischen Argument"
zurück. Die stark gestiegene Lebenserwartung, zwinge die Aktiven ohnehin, einen
immer höheren Anteil ihres Einkommens an die Rentner abzutreten. Eine generelle
Rentenerhöhung stelle eine zusätzliche, nicht zumutbare finanzielle Belastung
der Generation der Aktiven dar. Dadurch werde auch das Prinzip der "Generationengerechtigkeit" verletzt, denn die heute aktive Generation müsse
weit höhere Beiträge schultern als damals die Generation der heutigen Rentner.
Das trifft zwar zu, ist aber keine Frage der Generationengerechtigkeit, sondern
bloss ein Übergangsphänomen.

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Markträumende Einkommen gesucht, notfalls per Helikoptergeld

April 28, 2016

Die Löhne in Deutschland erlauben vielen Menschen nur einen sehr bescheidenen Konsum. Dieser Beitrag sieht darin ein Versagen der Gewerkschaften. Deshalb sollen jetzt die Notenbanken für die nötige Nachfrage sorgen – und zwar mit Helikoptergeld.

Regulieren oder deregulieren? Am Arbeitsmarkt scheiden sich die Geister. Die Deregulierer glauben, dass man Vollbeschäftigung nur mit dem Abbau aller Markthindernisse wie Mindestlöhne, zentrale Lohnverhandlungen usw. erreichen kann. Deutschland hat es versucht. Mit dem Ergebnis, dass heute rund ein Viertel der Arbeitsbevölkerung von einem Einkommen leben muss, das knapp das Überleben sichert. Für alle Extras, wie Altersvorsorge, Krankheit oder Arbeitslosigkeit muss der Staat aufkommen.

Deshalb treten inzwischen sogar hart gesottene IWF-Ökonomen dafür ein, den (japanischen) Arbeitsmarkt zu regulieren. In ihrem Paper fordern Luc Everaert und Giovanni Ganelli, dass profitable Unternehmen die Löhne jedes Jahr um mindestens 2 Prozent plus nationale Rate der Produktivitätssteigerung erhöhen. Oder sie müssen erklären, warum sie das nicht tun und ihre Lohnpolitik offenlegen. Zweitens soll die Regierung Lohnerhöhungen steuerlich begünstigen. Und drittens soll sie mit Lohnerhöhungen vorangehen.

Vollbeschäftigung setzt voraus, dass der Markt im Zug der Produktion auch die Einkommen schafft, mit denen das BIP konsumiert werden kann.

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Markträumende Einkommen gesucht, notfalls per Helikoptergeld

April 28, 2016

Die Löhne in Deutschland erlauben vielen Menschen nur einen sehr bescheidenen Konsum. Dieser Beitrag sieht darin ein Versagen der Gewerkschaften. Deshalb sollen jetzt die Notenbanken für die nötige Nachfrage sorgen – und zwar mit Helikoptergeld.
Regulieren oder deregulieren? Am Arbeitsmarkt scheiden sich die Geister. Die Deregulierer glauben, dass man Vollbeschäftigung nur mit dem Abbau aller Markthindernisse wie Mindestlöhne, zentrale Lohnverhandlungen usw. erreichen kann. Deutschland hat es versucht. Mit dem Ergebnis, dass heute rund ein Viertel der Arbeitsbevölkerung von einem Einkommen leben muss, das knapp das Überleben sichert. Für alle Extras, wie Altersvorsorge, Krankheit oder Arbeitslosigkeit muss der Staat aufkommen.
Deshalb treten inzwischen sogar hart gesottene IWF-Ökonomen dafür ein, den (japanischen) Arbeitsmarkt zu regulieren. In ihrem Paper [ a ]fordern Luc Everaert und Giovanni Ganelli, dass profitable Unternehmen die Löhne jedes Jahr um mindestens 2 Prozent plus nationale Rate der Produktivitätssteigerung erhöhen. Oder sie müssen erklären, warum sie das nicht tun und ihre Lohnpolitik offenlegen. Zweitens soll die Regierung Lohnerhöhungen steuerlich begünstigen. Und drittens soll sie mit Lohnerhöhungen vorangehen.
Vollbeschäftigung setzt voraus, dass der Markt im Zug der Produktion auch die Einkommen schafft, mit denen das BIP konsumiert werden kann.

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Die Marktwirtschaft hat ihren Zenit überschritten – die Ökonomie auch

January 22, 2016

Hat die Marktwirtschaft ihren Zenit überschritten? Ja, meint dieser Beitrag, aber die neoklassische Ökonomie könne diese wichtige Frage noch nicht einmal stellen.
Bei Aristoteles war Ökonomie noch eine Unterabteilung der Staatswissenschaft und es ging um das gute Leben. Seit Adam Smith ist die Ökonomie zu einer Wissenschaft vom effizienten Funktionieren des Marktes und von der Maximierung des BIP geschrumpft. Wie weit dabei das gute Leben aus dem Blickfeld geraten ist, zeigt die wirtschaftspolitische Diskussion. Sie dreht sich seit Jahrzehnten primär um die Arbeitslosigkeit, neuerdings zunehmend auch um die Verteilung. Die Wachstumsrate des BIP ist von einer Ziel- zu einer Instrumentalvariablen geworden. Wie viel mehr BIP brauchen wir, um die Beschäftigung wenigstens zu stabilisieren?
Hinter diesen Prioritäten der Wirtschaftspolitik steckt eine Erkenntnis: Der Markt beeinflusst unser Wohlergehen weniger durch die Menge der Güter und Dienstleistungen, sondern vor allem dadurch, wie er die Gesellschaft organisiert oder desorganisiert, und Menschen aus der Gesellschaft ausschliesst. Arbeitslosigkeit und Ungleichheit sind zwei Dimensionen dieses Ausschlusses.
Das Belohnungszentrum unseres Gehirns behandelt soziale Freude und Schmerz (also etwa sozialen Ausschluss) genau gleich wie Hunger, Durst und Kälte.

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Bedürfnis statt Nachfrage: Die Anti-Bullshit-Formel

September 4, 2015

Kürzlich hat auf der Ökonomenstimme Rüdiger Bachmann erläutert, wie ein VWL-Studium u.a. das "Bewusstsein für die systemische Interdependenz ökonomischer und gesellschaftlicher Prozesse" schärfe. Dieser Beitrag zweifelt daran, dass ein VWL-Studium dazu in der Lage ist. Vielmehr müsse man sich erst über die Schnittstellen zwischen Markt und Gesellschaft Klarheit verschaffen.
In seinem Beitrag "das Antibullshit-Studium" hat Rüdiger Bachmann 10 Gründe für ein VWL-Studium genannt. Darunter auch diesen: "Ein VWL Studium lehrt ein Bewusstsein für die systemische Interdependenz ökonomischer und gesellschaftlicher Prozesse." Falls so etwas tatsächlich gelehrt wird, findet es keinen Niederschlag in der aktuellen ökonomischen und wirtschaftspolitischen Debatte. Diese konzentriert sich fast ausschliesslich auf das Funktionieren der Märkte. Insofern dabei gesellschaftliche Prozesse – wie etwa Demokratie – vorkommen, geht es meist bloss um de Frage, wie man diese markttauglich machen kann. Doch bevor man darüber sinnvolle Aussagen machen kann, müsste man erst einmal systematisch über Schnittstellen und Interdependenzen zwischen Markt und Gesellschaft nachdenken.
Die Stichworte heissen Bedürfnis, Nachfrage und Mengenlehre: Wirtschaftliche Tätigkeiten dienen der Befriedigung von Bedürfnissen. Mit marktwirtschaftlichen Tätigkeiten wird Nachfrage bedient.

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