Photo: Pierre-Louis Bouvier from Wikimedia Commons (CC 0) Es gibt immer mal wieder so Ausnahmepersönlichkeiten, bei denen alle Fäden ihrer Zeit zusammenzulaufen scheinen. Germaine de Stael (1766-1817) ist eine solche. Mit 20 Jahren begann die Tochter eines der letzten Regierungschefs von Ludwig XVI. zu schreiben. Im Laufe ihres gar nicht so langen Lebens entwickelte sie sich zu einer der führenden Literaten an der Schwelle zur Moderne und zugleich zu einer hochgeachteten Kommentatorin der höchst turbulenten Politik ihrer Epoche. In der ersten Phase der Französischen Revolution brachte sie sich in die Debatten ein und war etwa bei der Entstehung der ersten Verfassung beteiligt. Später war sie eine wortgewaltige Kritikerin der Terrorherrschaft der Revolution und der Diktatur Napoleons. In
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Es gibt immer mal wieder so Ausnahmepersönlichkeiten, bei denen alle Fäden ihrer Zeit zusammenzulaufen scheinen. Germaine de Stael (1766-1817) ist eine solche. Mit 20 Jahren begann die Tochter eines der letzten Regierungschefs von Ludwig XVI. zu schreiben. Im Laufe ihres gar nicht so langen Lebens entwickelte sie sich zu einer der führenden Literaten an der Schwelle zur Moderne und zugleich zu einer hochgeachteten Kommentatorin der höchst turbulenten Politik ihrer Epoche. In der ersten Phase der Französischen Revolution brachte sie sich in die Debatten ein und war etwa bei der Entstehung der ersten Verfassung beteiligt. Später war sie eine wortgewaltige Kritikerin der Terrorherrschaft der Revolution und der Diktatur Napoleons.
In ihren Salons in Paris, in ihrem Schloss in der Schweiz und auf vielen Reisen durch Europa knüpfte sie Netzwerke mit den bedeutendsten Intellektuellen jener Zeit, deren Wirken das 19. Jahrhundert wesentlich prägten, wie etwa der preußische Reformer Wilhelm von Humboldt, der General Carl von Clausewitz und Schlüsselfiguren der entstehenden Romantik wie Lord Byron, François-René de Chateaubriand und die Familie Schlegel. Ihr bekanntestes Werk trägt den Titel „Über Deutschland“, in der sie Eindrücke von zwei Reisen wiedergibt. Dabei hat das Bild, das sie von der gerade sich bildenden Nation zeichnet, ganz besonders auch einen Zweck: Es soll ihren französischen Landsleuten als Gegenentwurf dienen zur Radikalität und Brutalität des die Aufklärung pervertierenden Terrors.
Die glamouröse, blitzgescheite und sehr selbstbewusste Frau war auch eine wichtige Orientierung für die aufkommende Frauenbewegung. Die Alphamännchen ihrer Zeit begegneten ihr mit großem Respekt. Und in der Wahl ihrer Begleiter und Liebhaber behielt sie die Zügel fest in der Hand: Ihr erster Ehemann war schwedischer Botschafter, ihr langjähriger Geliebter ein General und Diplomat Frankreichs unter dem König wie unter Napoleon, und ihr letzter Gatte war ein 22 Jahre jüngerer Offizier, mit dem sie im Alter von,45 Jahren noch einen Sohn hatte. Aus freiheitlicher Sicht ist eine Verbindung besonders interessant. Für fast anderthalb Jahrzehnte war einer der bedeutendsten französischen Liberalen de Staels Lebensgefährte: Benjamin Constant.