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Habeck und der Kapitalismus – Die gescheiterte Kritik, die niemals stirbt

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Photo: Markus Spiske from Unsplash (CC 0) Glückskeks oder Kalenderspruch? Esoterisches Selbsthilfe-Buch oder Aufschrift auf der Glasfront eines veganen Cafés im Prenzlauer Berg? Von wem stammt dieses Zitat über die Zukunft nach der Corona-Pandemie? „Weil eine gemeinsam durchgestandene Ausnahmesituation zeigt, dass wir es gemeinsam besser können, gemeinsam schaffen können. Weil wir wissen, dass eine bestandene Gefahr Gemeinschaft schafft. Das wäre dann die Grundlage für einen anderen Kapitalismus, vielleicht für etwas ganz anderes, das heute noch keinen Namen hat. Eine Geschichte, die noch nicht geschrieben ist. Aber ist es nicht das, was wir eigentlich alle einmal erleben wollen? Teil einer Geschichte zu sein, die wir selbst schreiben, die wir zusammen schreiben?“ Auch wenn jede der

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Glückskeks oder Kalenderspruch? Esoterisches Selbsthilfe-Buch oder Aufschrift auf der Glasfront eines veganen Cafés im Prenzlauer Berg? Von wem stammt dieses Zitat über die Zukunft nach der Corona-Pandemie?

„Weil eine gemeinsam durchgestandene Ausnahmesituation zeigt, dass wir es gemeinsam besser können, gemeinsam schaffen können. Weil wir wissen, dass eine bestandene Gefahr Gemeinschaft schafft. Das wäre dann die Grundlage für einen anderen Kapitalismus, vielleicht für etwas ganz anderes, das heute noch keinen Namen hat. Eine Geschichte, die noch nicht geschrieben ist. Aber ist es nicht das, was wir eigentlich alle einmal erleben wollen? Teil einer Geschichte zu sein, die wir selbst schreiben, die wir zusammen schreiben?“

Auch wenn jede der Antwortmöglichkeiten sicherlich seine Berechtigung gehabt hätte, keine von ihnen trifft zu. Dieser Rhetorik-Kitsch stammt von Dr. Robert Habeck – Bundesvorsitzender der Grünen, potenzieller Kanzlerkandidat und Stromberg des deutschen Linkintellektualismus. Habeck hielt am 3. März die Festrede anlässlich der Verleihung des Max-Weber-Preis für Wirtschaftsethik. Während die Preisträger mit inhaltlich spannenden Arbeiten glänzten, stach bei dem promovierten Philosophen nicht nur die inhaltliche Leere seiner Phrasen hervor. Er bediente sich in seiner Festrede auch eines beherzten Griffs in die Mottenkiste der Kapitalismuskritik, die seit fast zweihundert Jahren vorgebracht und immer wieder widerlegt wurde. Doch die Kritik weigert sich zu sterben.

Düsteres Orakel: Das Ende des Kapitalismus

Während Habeck auch Positives über die Marktwirtschaft zu sagen hat, liegt der Fokus seiner Rede darauf, düster zu orakeln: die arbeitsteilige Wirtschaft führe zu Ausbeutung und Ungerechtigkeit; Märkte tendierten zu Monopolen; Konkurrenz gebe Lohndruck nach unten weiter; und ökonomisches Wachstum gründe auf der rücksichtslosen Ausbeutung der Erde. Auf diesem Blog haben wir wieder und wieder gezeigt, dass jede einzelne dieser Kritiken am Kapitalismus nicht der Wahrheit entspricht. Auch die entsprechende Forschung könnte deutlicher kaum sein: Arbeitsteilung führt zu Wohlstand und sinkender globaler – wenn auch nicht immer lokaler – Ungleichheit (Weltbank). Nicht Märkte führen zwingend zur Monopolisierung von Märkten, sondern staatliche Verhinderung des Wettbewerbs. Das beste Mittel gegen Konzentration von Macht im Markt ist offener Wettbewerb und nicht Peter Altmaier (Monopolkommission, Ordnungspolitische Perspektiven). Konkurrenz ist ein Verfahren zur Entdeckung besserer Wege, um mit der Ressourcenknappheit unserer Welt umzugehen, und führt durch Produktivitätssteigerungen nicht nur zu höheren Löhnen, sondern auch günstigeren Produkten. Und was eine Welt ohne Wachstum bedeutet, zeigen uns momentan die ökonomischen Auswirkungen der Pandemie, gerade im globalen Süden. Wachstum sollte moralische Pflicht sein und ist neben smarter Regulierung von externen Effekten der beste Partner im Kampf für die Umwelt (McAffee, Nordhaus).

Es ist spannend, sich vor Augen zu führen, wie lang die Tradition der Kapitalismuskritik ist, die unbeschadet unzähliger wissenschaftlicher Widerlegungen wie der Muff von tausend Jahren unter den linksintellektuellen Talaren festsitzt.

Das Kapitalismuskritikkarussell dreht sich weiter

Im ersten Band von Das Kapital (1867) beschreibt schon Karl Marx, wie eine dem Kapitalismus inhärente Dynamik zu einer immer stärkeren Zentralisierung des Wirtschaftslebens führt. Diese Tendenz lässt einzelne Unternehmen immer mehr Konkurrenten aufkaufen bis schlussendlich eine kartellierte Wirtschaft entsteht. Das Echo dieser (fehlgeleiteten) Kritik hört man nun in den Debatten über digitale Konzerne im 21. Jahrhundert widerhallen. 70 Jahre später, im Jahr 1944, stößt Karl Polanyi in das artverwandte Horn der Kapitalismuskritik und schreibt einen Klassiker der Kapitalismuskritik: The Great Transformation. Hier beschreibt er den auch von Habeck vorgebrachten Punkt, dass die ökonomische Ungleichheit erst richtig ins Rollen kam, als sich der disruptive globale Kapitalismus durchsetzte. Während vor dem Turbokapitalismus noch persönliche Gegenseitigkeit und Unterstützung in Familien und Gemeindekontext die Gesellschaft dominierte, ersetzte die Marktgesellschaft diese positiven Werte durch unpersönliche Vertragsverhältnisse, Ungleichheit und Materialismus.

Nochmal 30 Jahre später, in den 1970er Jahren, drehte sich das argumentative Kapitalismuskritikkarussell dann nochmal weiter: die Katastrophen-Profis vom Club of Rome griffen die alten Argumente von Marx und Polanyi auf, packten sie in fesch aussehende Modelle und zeigten in Die Grenzen des Wachstums: „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“ Die prognostizierten Grenzen des Wachstums scheinen zwar ein halbes Jahrhundert später noch weiter weg als mein Impftermin, und doch landen die Bücher von Wachstumskritikerinnen wie Maja Göpel ganz vorne auf den Bestseller-Listen.

Lernresistente Politiker und die gescheiterten Ideen der Vergangenheit

Von Marx über Polanyi bis zum Club of Rome – die aktuelle Kapitalismuskritik ist nicht neu und wurde von Anfang an immer wieder überprüft und widerlegt. Und doch weigert sie sich zu sterben. Zu großen Ereignissen wie der Finanzkrise und jetzt der Corona-Krise wird sie hervorgekramt, um in hohlen Phrasen dem Ende des Kapitalismus und dem Beginn einer neuen Gesellschaftsordnung das Wort zu reden. Was diese Alternativen zum Kapitalismus an Elend in diese Welt gebracht haben, kann man gut nachlesen in dem Buch „Sozialismus – die gescheiterte Idee, die niemals stirbt“ von Kristian Niemietz, das gerade in der Edition Prometheus erschienen ist.

Ja, so wie Habeck hoffe auch ich auf eine bessere Welt nach der Pandemie. Diese Welt ist aber keine, in der lernresistente Politiker ihre gescheiterten Ideen der Vergangenheit aufs Neue an der Bevölkerung ausprobieren. Es ist vielmehr eine Welt, in der Menschen ihren eigenen Ideen und Vorstellungen vom guten Leben wieder ohne Zwang nachgehen können, in der die Politik einen gerechten Rahmen für Freiheit, Selbstbestimmung und ökologische Nachhaltigkeit schafft, und in der kooperierende Menschen auf Märkten Wohlstand für alle schaffen – Kapitalismus eben.

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