Man liest es in den letzten Wochen und Monaten regelmässig: Die Politik stellt weltweit Milliarden-Summen für einzelne Biotech-Unternehmen zur Verfügung, die sich zum Ziel gesetzt haben, einen Covid-19-Impfstoff zu entwickeln. Erst letzte Woche liess das US-Gesundheitsministerium dem Biotechunternehmen Moderna eine weitere Milliarde Dollar zufliessen. Das Unternehmen aus Cambridge (Massachusetts), welches als erstes überhaupt mit seinem Impfstoff in klinische Tests ging, erhielt bereits zu Beginn der Corona-Krise eine Geldspritze in Höhe von einer halben Milliarde Dollar. Zudem sagte die US-Regierung ebenfalls letzte Woche den Pharma-Unternehmen Sanofi, GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer insgesamt über vier Milliarden Dollar zu. Im Gegenzug sicherte sich die US-Regierung mögliche
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Von Henning Hölder considers the following as important:
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Man liest es in den letzten Wochen und Monaten regelmässig: Die Politik stellt weltweit Milliarden-Summen für einzelne Biotech-Unternehmen zur Verfügung, die sich zum Ziel gesetzt haben, einen Covid-19-Impfstoff zu entwickeln. Erst letzte Woche liess das US-Gesundheitsministerium dem Biotechunternehmen Moderna eine weitere Milliarde Dollar zufliessen.
Das Unternehmen aus Cambridge (Massachusetts), welches als erstes überhaupt mit seinem Impfstoff in klinische Tests ging, erhielt bereits zu Beginn der Corona-Krise eine Geldspritze in Höhe von einer halben Milliarde Dollar. Zudem sagte die US-Regierung ebenfalls letzte Woche den Pharma-Unternehmen Sanofi, GlaxoSmithKline (GSK) und Pfizer insgesamt über vier Milliarden Dollar zu. Im Gegenzug sicherte sich die US-Regierung mögliche Corona-Impfdosen.
Milliarden-Zuschüsse treiben die Kurse
Die Beispiele zeigen: Derzeit fliessen Milliarden-Summen in die Biotech- und Pharmabranche. In den Genuss von Geld-Zuschüssen kommt fast jedes etwas bekanntere Unternehmen, das den Finger hebt und verkündet, in das Rennen um einen Impfstoff einzusteigen. Auch von privaten Stiftungen wie der Bill & Melinda Gates Foundation fliesst Geld in die Impfstoff-Entwicklung.
Diese Milliarden-Geldflut haben Pharma- und Biotech-Aktien neben Technologie-Titeln zu den grössten Profiteuren der Covid-19-Krise gemacht. An den Börsen ist ein regelrechter Covid-19-Hype entstanden. Dabei konnten Anleger insbesondere mit kleineren Titeln, abseits der Pharma-Riesen, zuletzt in kurzer Zeit viel Geld verdienen. Kursgewinne von mehreren Hundert oder gar Tausend Prozent waren keine Seltenheit.
Kursentwicklung der Novavax-Aktie in den letzten zwölf Monaten, Quelle: cash.ch.
So konnte etwa die Aktie des US-Pharmaunternehmen Novavax seit Mitte Februar sage und schreibe um 2000 Prozent zulegen. Die Titel von Inovio Pharmaceuticals gewannen zwischenzeitlich knapp 800 Prozent hinzu und die bereits erwähnte Moderna-Aktie stieg zeitweise um bis zu 400 Prozent. Andere Titel, die in diese Reihe passen, wären Regeneron Pharmaceuticals, Adaptive Biotechnologies oder auch Biontech aus Deutschland.
Man könnte die Liste spielend erweitern. Kleinere Biotech-Aktien werden durch Covid-19-Impfstoffhoffnungen derzeit reihenwiese in die Höhe getrieben. Kaum jemand kann sicher sagen, ob, und wenn ja, welcher dieser Titel zu den Gewinnern zählen wird. Auch wenn es bei Moderna derzeitig gut aussieht, kommt ein weiteres Problem hinzu. Dazu gleich mehr.
Mit Covid-19 lässt sich kaum Geld verdienen
Klar ist, dass die Kurs-Rally bei diesen Aktien durchaus noch einige Zeit weitergehen kann. Genauso klar ist aber auch, dass viele dieser Titel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit früher oder später massiv zurücksetzen werden. Langfristig kann nicht jede Biotech-Impfstoff-Bude zu den Gewinnern zählen. Und: Experten gehen weitestgehend davon aus, dass sich mit einem Corona-Impfstoff kein grosser Reibach machen lässt.
Dafür sorgt allein schon der öffentliche Druck, Impfstoff-Dosen bei globalen Krise nicht zu überteuerten Preise auf den Markt zu bringen. "Impfstoffe sind ein Allgemeingut für die Gesellschaft", sagte Michael Nawrath, Pharma-Experte von der ZKB, letzte Woche im cash-Interview. Grosse Pharmaunternehmen wie etwa AstraZeneca hätten zudem angekündigt, Corona-Impfstoffe zum Selbstkostenpreis zu verkaufen. Das drückt natürlich den Preis am Gesamtmarkt. Das sollten etwa Moderna-Aktionäre auf dem Zettel haben.
Kurs-Korrekturen nicht wahrscheinlich, sondern sicher
Dass Biotech-Unternehmen über die Zeit immer mal wieder zwischenzeitlich Hypes erleben, jedoch anschliessend immer wieder deutlich korrigieren, lässt sich besonders gut an der Novavax-Aktie zeigen. Der US-Impfstoff-Entwickler ist bereits seit über 20 Jahren an der Börse und weist Ähnlichkeiten zu vielen – teilweisen jungen – Biotechs auf, die ebenfalls im Rennen um einen Covid-19-Impfstoff vorne dabei sind.
Es wird kein einziger Dollar Gewinn erwirtschaftet, aber immer wieder viel Geld in das Unternehmen gesteckt. Das Geld kommt von Investoren, in der Hoffnung, dass mit dem einem Mittel der grosse Kassenschlager generiert wird.
Paradebeispiel: Auf und Ab der Novavax-Aktie
Ein Auf und Ab: Kursentwicklung der Novavax-Aktie in den letzten 20 Jahren (Grafik: Bloomberg/cash.ch).
Die Aktie des Impfstoff-Herstellers hat in den letzten zwanzig Jahren immer dann eine massive Rally erlebt, wenn globale Epidemien ausbrachen (siehe Grafik): 2003 trieb die SARS-Pandemie den Kurs um 200 Prozent in die Höhe, 2006 sorgte die Vogelgrippe für ein zwischenzeitliches Kursplus von 600 Prozent und 2009 war es die Schweinegrippe, die den Kurs 500 Prozent in die Höhe trieb. Für die letzte Rally 2015 war das Zika-Virus verantwortlich.
Bei jeder dieser Epidemien war Novavax im Rennen um einen Impfstoff-Kandidat dabei und stand in der Gunst der Anleger. Wie im Chart ersichtlich, hat der Kurs allerdings jedes Mal wieder korrigiert und praktisch das Vor-Krisen-Niveau wieder erreicht. Will heissen: Kleinere Pharma- und Biotech-Unternehmen, die ins Impfstoff-Rennen einsteigen, sind langfristig selten ein lohnendes Investment. Biotechs konzentrieren sich oft auf ein Mittel und forschen jahrelang. Das generiert immer wieder neuen Bedarf an Geldmitteln und drückt die Aktie langfristig nach unten.
Kurzfristig lässt sich als Trader mit solchen Titeln zweifellos eine gute Rendite einfahren, was auch noch eine Weile gutgehen kann. Doch Anleger sollten es nicht verpassen, ab einem gewissen Kursniveau auch mal Gewinne zu realisieren. Börsen-Hypes zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie abrupt enden.