Die seltenen Seifenrindenbäume Quillaja saponaria werden seit jeher vom indigenen Volk der Mapuche zur Herstellung von Seife und traditionellen Heilmitteln verwendet. In den vergangenen Jahren kam die Rinde aber zunehmend auch bei neuartigen Impfstoffen zum Einsatz: Extrakte daraus finden sich im weltweit ersten Malaria-Impfstoff oder auch dem Blockbuster-Vakzin Shingrix gegen Gürtelrose. Nun entwickelt der US-Arzneimittelhersteller Novavax einen Covid-19-Impfstoff mit den Extrakten. Zwei aus der Rinde von Ästen älterer Bäume stammende Saponinmoleküle werden zur Herstellung von sogenannten Adjuvantien verwendet - Wirkverstärker, die die Immunreaktion des Körpers intensivieren. Novavax plant, in den nächsten zwei Jahren einige Milliarden Dosen des Impfstoffs zu produzieren, vor allem für
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Die seltenen Seifenrindenbäume Quillaja saponaria werden seit jeher vom indigenen Volk der Mapuche zur Herstellung von Seife und traditionellen Heilmitteln verwendet.
In den vergangenen Jahren kam die Rinde aber zunehmend auch bei neuartigen Impfstoffen zum Einsatz: Extrakte daraus finden sich im weltweit ersten Malaria-Impfstoff oder auch dem Blockbuster-Vakzin Shingrix gegen Gürtelrose. Nun entwickelt der US-Arzneimittelhersteller Novavax einen Covid-19-Impfstoff mit den Extrakten.
Zwei aus der Rinde von Ästen älterer Bäume stammende Saponinmoleküle werden zur Herstellung von sogenannten Adjuvantien verwendet - Wirkverstärker, die die Immunreaktion des Körpers intensivieren.
Novavax plant, in den nächsten zwei Jahren einige Milliarden Dosen des Impfstoffs zu produzieren, vor allem für Entwicklungsländer. Noch ist das Vakzin aber nicht zugelassen und es ist fraglich, ob es überhaupt genug Bäume für eine solche Massenproduktion gibt.
Wie lange wird der Vorrat reichen?
Da keine verlässlichen Daten über die genaue Anzahl der gesunden Seifenrindenbäume in Chile vorliegen, sind sich Experten uneins darüber, wann der Vorrat durch die steigende Nachfrage erschöpft sein wird.
Eines steht allerdings fest: Langfristig werden die auf ältere Seifenrindenbäume angewiesenen Pharmahersteller entweder auf jüngere Bäume aus Plantagen oder eine im Labor gezüchtete Alternative umsteigen müssen, am besten aber so schnell wie möglich.
"Meine Einschätzung war schon vor vier Jahren, dass wir uns auf die Nachhaltigkeitsgrenze zu bewegen," erklärt Ricardo San Martin, der Entwickler des modernen Extraktionsverfahrens für Saponinmoleküle.
Novavax sieht noch keine drohenden Engpässe. "Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir zuversichtlich, was unsere Versorgung angeht", erkärte Novavax gegenüber Reuters. Das US-Biotechunternehmen wird von der Wüstenpflanzenextrakt-Firma Desert King International beliefert - sein einziger Lieferant.
«Irgendwann ist Schluss mit den heimischen Wäldern»
Das Forstexperten-Team von Desert King pflegt eine Plantage von Seifenrindbaum-Setzlingen in Casablanca - ein 75 Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt Santiago entfernter Ort, der besonders für seinen Weinbau bekannt ist.
Dort könne man genügend Extrakt aus den Bäumen für bis zu 4,4 Milliarden Impfdosen bis 2022 herstellen, sagt der für Chile verantwortliche Manager des Unternehmens, Andres Gonzalez.
Mit neuen Lieferungen aus einheimischen Wäldern in Privatbesitz verfüge man über genügend Rohstoffe, um die Nachfrage für den Rest dieses und einen Teil des nächsten Jahres zu decken.
Das Unternehmen habe zudem eine neue Produktionsanlage gebaut, um die hohe Nachfrage bedienen zu können. Gonzalez räumt jedoch ein, dass die Wälder irgendwann erschöpft sein werden: "Irgendwann ist Schluss mit den heimischen Wäldern."
Sorge um heimische Wälder - Alternativen gefragt
Für die Herstellung von Impfstoffen wird nur eine relativ geringe Menge an Seifenrindenbaum-Extrakt benötigt - knapp ein Milligramm pro Dosis - doch auch aus anderen Branchen ist die Nachfrage hoch. Seifenrindenbaum-Produkte werden auch als natürlicher Zusatzstoff in Tierfutter verwendet oder dienen als Schaumbildner für Produkte in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie.
Der Extrakt QS-21, der aus der Rinde gewonnen wird, wird bei Impfstoffen als Adjuvans verwendet - wie im Fall von Novavax. Er ist schwer zu erhalten, da er hauptsächlich in Bäumen vorkommt, die mindestens zehn Jahre alt sind.
Einzelne Seifenrindenbäume wachsen auch ausserhalb Chiles, aber es ist das einzige Land, in dem reife Äste in grossen Mengen aus den Wäldern geerntet werden. Zahlen des Handelsdatenanbieters ImportGenius zufolge gerät das Angebot an älteren Seifenrindenbäumen zunehmend unter Druck.
In den vergangenen zehn Jahren vor der Corona-Pandemie haben sich die Ausfuhren von Seifenrindenbaum-Produkten demnach auf über 3600 Tonnen pro Jahr mehr als verdreifacht.
Naturgefahren drohen
Einige Arzneimittelhersteller entwickeln deshalb synthetische Alternativen, aber diese könnten noch Jahre von der Zulassung entfernt sein. Der Unternehmer Gaston Salinas erklärt, dass sein kalifornisches Start-up Botanical Solution bereits QS-21 aus Seifenrindenbaum-Gewebe herstellen kann.
Dafür werden die Samen im Labor verarbeitet. Salinas will damit in die Massenproduktion gehen, um Pharmaunternehmen zu beliefern.
"Wir können es uns nicht leisten, den einheimischen chilenischen Wald zu sehr auszubeuten," sagt er. "Man muss andere Wege finden, um seine Produkte zu entwickeln - selbst wenn es sich um etwas so Wichtiges wie Impfstoffe handelt."
Daneben droht der Klimawandel. Gustavo Cruz, Forstwissenschaftler an der Universität von Chile, macht sich mehr Sorgen über andere Gefahren - insbesondere Dürre und Feuer. "Die Bäume wachsen letztendlich nach - aber es wird eine Zeit kommen, in der sie es nicht mehr tun."
(Reuters)