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Rohstoffe – Seegras-Invasion in der Karibik – Vom Fluch zur Goldgrube

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Statt durch goldgelben Sand und türkisblaues Wasser waten Touristen an der mexikanischen Ostküste durch einen stinkenden, braunen Teppich aus verfilztem Seegras. Traumstände wie in Tulum und Cancun ersticken schier an den Massen von Braunalgen, die das Karibische Meer jeden Tag anspült. Mehr als 37'000 Tonnen - so viel wie drei Eiffeltürme - hat die mexikanische Marine seit März alleine in der Küstenregion Quintana Roo weggeschafft. Für die Tourismusbranche ist die gammelnde Algenmasse ein Fluch, für findige Unternehmer und Wissenschaftler dagegen vielleicht eine Goldgrube. Sie entwerfen immer neue Ideen, wie sich das als "Sargassum" bezeichnete Seegras sinnvoll verwerten lässt. "Für viele ist Sargassum ein grosses Ärgernis", sagt Umweltwissenschaftler Srinivasa Popuri von der Universität

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Statt durch goldgelben Sand und türkisblaues Wasser waten Touristen an der mexikanischen Ostküste durch einen stinkenden, braunen Teppich aus verfilztem Seegras. Traumstände wie in Tulum und Cancun ersticken schier an den Massen von Braunalgen, die das Karibische Meer jeden Tag anspült. Mehr als 37'000 Tonnen - so viel wie drei Eiffeltürme - hat die mexikanische Marine seit März alleine in der Küstenregion Quintana Roo weggeschafft. Für die Tourismusbranche ist die gammelnde Algenmasse ein Fluch, für findige Unternehmer und Wissenschaftler dagegen vielleicht eine Goldgrube. Sie entwerfen immer neue Ideen, wie sich das als "Sargassum" bezeichnete Seegras sinnvoll verwerten lässt.

"Für viele ist Sargassum ein grosses Ärgernis", sagt Umweltwissenschaftler Srinivasa Popuri von der Universität West Indies auf der Karibikinsel Barbados. Er selbst bezeichnet es als wahren Segen. Die Karibikregion verfüge in rauen Mengen über einen natürlich vorkommenden Rohstoff, der für Pharmazie und Medizin von großer Bedeutung sein könne. Auch als Baumaterial, Treibstoff und Tierfutter kommt Sargassum immer häufiger zum Einsatz. Sogar Cocktails mit Seegras werden den Touristen im Nobelhotel Ritz Carlton in Cancun serviert.

Ob sich die Braunalgen je gewinnbringend verwerten lassen, ist angesichts der hohen Kosten für die Säuberungsmaßnahmen an den Stränden nicht sicher. Die mexikanische Marine setzt für die Aktion jede Saison, die vom Frühjahr bis zum Spätsommer dauert, zwölf riesige Schiffe ein und zahlreiche Matrosen. An den Stränden versuchen hunderte Menschen mit Rechen und Schaufeln den Algenmassen Herr zu werden.

Schon vor Hunderten von Jahren dokumentierten portugiesische Seeleute auf ihren Reisen im nördlichen Atlantik grosse Vorkommen von Seegras. Doch seit einigen Jahren finden sich immer mehr der Braunalgen in südlichen Meeresgebieten wie dem Golf von Mexiko. Wissenschaftler vermuten, dass die intensive Hurrikan-Saison 2010 die Algen in Richtung Süden gespült hat und sie sich dort nun massiv vermehren - dem Klimawandel, der Meereserwärmung und der Wasserverschmutzung sei Dank.

Verwendungsmöglichkeiten für Braunalgen sind vielfältig

Seit 2015 ist die Menge an Sargassum exorbitant gestiegen, wie Daten der Universität Süd-Florida zeigen. Im Mai entdeckten die Forscher im tropischen Atlantik und in der Karibik per Satellit die Rekordmenge von 18 Millionen Tonnen Sargassum. Das sind fast sechs Prozent mehr als der bisherige Rekord im Mai 2018 und mehr als 800 Prozent im Vergleich zur Menge von vor einem Jahrzehnt, wie Ozeanograph Chuanmin Hu von der Universität Süd-Florida erläutert.

Die Verwendungsmöglichkeiten für Braunalgen sind vielfältig. Kommzeriell werden sie etwa für die Herstellung von sogenannten Alginaten benutzt, die bei der Wundversorgung oder in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen. Der Markt wächst stetig: 2020 setzten die Hersteller 610 Millionen Dollar um, bis 2027 soll er laut der Beratungsfirma Global Market Insights auf 755 Millionen Dollar steigen.

Omar Vazquez baut dagegen Häuser aus Seegras. Jahrelang nutzte er das Sargassum vom Strand als Dünger für seinen Garten. 2018 kam er auf die Idee, daraus Baumaterial herzustellen. Er presst die Algen zu Blöcken und lässt sie in der Sonne trocknen. Sie werden fest wie Zement. Häuser baut er damit um 60 Prozent günstiger. "Alle haben sich beschwert, dass Sargassum stinkt und ein Problem ist. Ich habe eine Lösung gefunden", sagt Vazquez, der von seinen Nachbarn nur noch "Senor Sargazo" genannt wird. Dem ersten Algenhaus gab er den Namen seiner Mutter - Casa Angelita. Mittlerweile hat er zehn Häuser mit dem "Sargablock" gebaut und hofft, seine Idee bald in ein gewinnbringendes Franchise-Geschäft verwandeln zu können.

In Jamaika arbeitet der Unternehmer Daveian Morrison an einer Maschine, um Seegras in eine Art Kohlebrikett zu pressen, mit dem Menschen Feuer machen können. Für eine lokale Ziegenfarm hat er die Algen zu proteinreichem Futtermittel verarbeitet - allerdings versucht er noch herauszufinden, ob die Seealgen auch frei sind von schädlichen Substanzen. An der Universität in Barbados haben Wissenschaftler aus Sargassum Methan hergestellt, das als Treibstoff für Transporte auf der Insel benutzt wird.

"Es ist ein wunderbarer Zufall, dass der Ozean all diese Biomasse produziert", sagt Legena Henry, Dozentin für erneuerbare Energien. Sie will bald ihr eigenes Auto umrüsten und künftig mit dem Gas aus Braunalgen durch die Gegend fahren.

(Reuters)

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