Es war nicht die Inflation der frühen zwanziger Jahre (1923), die Hitler an die Macht brachte, sondern die Deflation der dreissiger Jahre (1932).Hyperinflation: 1921-1924Deflation: 1930-1932 Bloomberg hat am Freitag dazu eine übersichtliche Abbildung vorgestellt. Andreas Kluth, der Autor des Artikels zitiert dabei eine aktuelle Arbeit von drei Wirtschaftswissenschaftlern:Lukas Haffert, Nils Redeker und Tobias Rommel, Forscher an ...
Topics:
Acemaxx-Analytics considers the following as important:
This could be interesting, too:
Cash - "Aktuell" | News writes Hat die Aktie von Nestlé die Talsohle erreicht?
Cash - "Aktuell" | News writes Bundesrat ernennt neuen VR-Präsidenten für die Ruag MRO
Cash - "Aktuell" | News writes US-Bürger geben etwas mehr aus und die Teuerung steigt erneut
Cash - "Aktuell" | News writes Cassis: «Verhandlungen mit der EU befinden sich auf letzter Meile»
Es war nicht die Inflation der frühen zwanziger Jahre (1923), die Hitler an die Macht brachte, sondern die Deflation der dreissiger Jahre (1932).
Hyperinflation: 1921-1924
Deflation: 1930-1932
Bloomberg hat am Freitag dazu eine übersichtliche Abbildung vorgestellt. Andreas Kluth, der Autor des Artikels zitiert dabei eine aktuelle Arbeit von drei Wirtschaftswissenschaftlern:
Lukas Haffert, Nils Redeker und Tobias Rommel, Forscher an der Universität Zürich, der Hertie School of Governance in Berlin bzw. der Technischen Universität München führten im Rahmen einer Forschungsarbeit Umfragen durch, in denen sie die Teilnehmer baten, die Inflation in den Jahren 1923 und 1932 zu schätzen.
Die meisten waren der Meinung, dass die Preise auch im Jahr 1932 (*) in die Höhe schossen. Fast niemand wusste, dass die Preise in diesem Jahr fielen.
Hyperinflation: 1921-1924 und Deflation: 1930-1932, Graph: Andreas Kluth, Bloomberg, Sept 18, 2021
Die größte Überraschung war, dass sich die Befragten umso eher irrten, je gebildeter sie waren.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Deutschen heute "die Weimarer Wirtschaftsgeschichte zu einer großen Krise zusammenfassen". Und in dieser modernen Erzählung hat die frühere Episode der Inflation das spätere und wichtigere Trauma der Deflation irgendwie beiseite geschoben.
Und warum?
Die Antwort scheint laut Kluth darin zu liegen, dass die heute populäre Version lange nach den Ereignissen in der turbulenten Nachkriegspolitik Westdeutschlands entstanden ist.
In den 1950er Jahren stritten sich die westlichen Alliierten darüber, wie eine neue Zentralbank aussehen sollte. Adenauer und viele andere hielten sich an die konventionelle Weisheit und wollten, dass die Bank sich von der Politik leiten ließ.
Doch die Banker wollten völlig unabhängig sein. Und sie erzählten die Traumata von Weimar immer wieder für ihre Zwecke nach - wobei sie bequemerweise die Tatsache ausblendeten, dass die Zentralbank damals ebenfalls unabhängig war, sowohl während der Inflation als auch während der Deflation.
«Misremembering Weimar»: Hyperinflation, the Great Depression and German collective economic memory by Lukas Haffert, Nils Redeker und Tobias Rommel, Graph: Wiley Online Library, Sept 18, 2021
1957 gewannen die Banker, und die Bundesbank war geboren: sie war völlig unabhängig und zielstrebig - und genoss bald in ganz Europa Ehrfurcht und zu Hause Verehrung, beschreibt Kluth weiter. "Nicht alle Deutschen glauben an Gott", witzelte einmal ein französischer Staatsmann, "aber sie glauben alle an die Bundesbank."
Fazit: Es geht hier nicht darum, die Gefahr einer Inflation zu verharmlosen. Der springende Punkt ist jedoch, dass die Gefahr einer Deflation genau so gross, sogar noch größer ist und ebenso heftig bekämpft werden muss. Siehe Japan und die EZB und Eurozone, zumindest seit der GFC (Global Financial Crisis, 2008).
(*) Reichskanzler Heinrich Brüning hat damals die Löhne und Staatsgehälter um 20% kürzen lassen.