Der Franken ist in Krisen gefragt. An dieser fast schon ewiggültigen Erkenntnis ändert sich prinzipiell auch in der Coronakrise wenig. Die Schweizer Währung bleibt eine der stärksten der Welt. Doch was ein wenig erstaunen mag: Sie ist nicht die stärkste von allen. Dieser Titel gebührt im Krisenjahr 2020 der Schwedenkrone. Die nordische Währung hat seit dem 20. Februar, als die Pandemiekrise die Finanzmärkte ergriff, zum Franken um 3,8 Prozent aufgewertet (siehe Auswertung unten). Dies liegt vermutlich weniger an der schwedischen Corona-Politik, die auf Lockdowns verzichtete und über deren Vor- und Nachteile seit Monaten heftigst debattiert wird. Vielmehr ist Schweden für Anlagen attraktiv, weil das Land relativ schwach verschuldet ist. Dazu hat die Schwedenkrone - ähnlich wie der Franken -
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Von Marc Forster considers the following as important:
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Der Franken ist in Krisen gefragt. An dieser fast schon ewiggültigen Erkenntnis ändert sich prinzipiell auch in der Coronakrise wenig. Die Schweizer Währung bleibt eine der stärksten der Welt. Doch was ein wenig erstaunen mag: Sie ist nicht die stärkste von allen.
Dieser Titel gebührt im Krisenjahr 2020 der Schwedenkrone. Die nordische Währung hat seit dem 20. Februar, als die Pandemiekrise die Finanzmärkte ergriff, zum Franken um 3,8 Prozent aufgewertet (siehe Auswertung unten).
Dies liegt vermutlich weniger an der schwedischen Corona-Politik, die auf Lockdowns verzichtete und über deren Vor- und Nachteile seit Monaten heftigst debattiert wird. Vielmehr ist Schweden für Anlagen attraktiv, weil das Land relativ schwach verschuldet ist. Dazu hat die Schwedenkrone - ähnlich wie der Franken - seit Jahren einen Status als "sicheren Hafen" für Anleger in stürmischen Marktzeiten.
Zum Franken spezifisch hat das Land, das den Negativzins am 19. Dezember 2019 nach zehn Jahren wieder aufhob, auch einen Zinsvorteil: Null Prozent lautet der Leitzins im Moment bei der Reichsbank von Schweden, minus 0,75 Prozent bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Der Franken zu den wichtigsten Weltwährungen seit dem 20. Februar 2020 (Grafiken: Bloomberg).
Nach der schwedischen Währung sind auch die Dänenkrone und der Euro mit 1,5 respektive 1,1 Prozent stärker gelaufen als der Franken. Dies macht den Euro zum eigentlichen Sieger (die dänische Währung ist in einem engen Band an den Euro gekoppelt). Die viel kritisierte Einheitswährung Europas hat sich als erstaunlich stark erwiesen.
Drei Gründe sind dafür massgeblich. Zum einen hat der Euro-Krisengipfel von Mitte Juli der Einheitswährung ein gewisses Mass an Vertrauen verschafft: Rund 750 Milliarden von Krediten und Zuschüssen für die schwächeren Euro-Ländern haben die Lage in der Eurozone für's erste etwas stabilisiert.
SNB stemmt sich gegen Aufwertung
Des weiteren hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) weiter am Devisenmarkt interveniert und der Aufwertung des Frankens entgegengewirkt: Im ersten Halbjahr wurden dafür 90 Milliarden Franken aufgewendet, so viel wie davor nie.
Dass die SNB so stark eingreift, relativiert etwas die These, dass der Euro von sich aus zum Franken stärker geworden sei: Die Schweizer Währungshüter werden weiter intervenieren und damit in Kauf nehmen, dass die SNB-Bilanz weiter aufgeblasen wird. Trotz Stabilisierungsmassnahmen in der Eurozone bleiben die strukturellen Probleme vieler Euro-Volkswirtschaften eine Tatsache.
Mit neuerlichen starken Einschränkungen wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens, die jetzt gerade im Süden Europas wieder erlassen worden sind, wird sich die Lage in ohnehin schon schwer getroffenen Ländern noch eher verschärfen. Denn der Euro hat über den Sommer auch von der Aussicht profitiert, dass sich die Wirtschaft grossflächig erholt. Dies ist im Moment wieder in Frage gestellt.
Der Dollar verliert deutlich
An Stärke gewonnen hat der Euro, drittens, aber auch wegen der Dollarschwäche. Die US-Währung hat seit Februar zu einer grossen Zahl an Leitwährungen eingebüsst. Zum Euro hat der "Greenback" fast 10 Prozent verloren, zum Franken gut 8 Prozent, und zum Yen fast 6,5 Prozent. Selbst das brexit-geschüttelte britische Pfund ist noch etwas stärker.
Die wichtigsten Weltwährungen seit dem 20. Februar 2020 mit Basiswährung US-Dollar.
Der Dollar wird seine Stellung als Weltleitwährung nicht so schnell einbüssen. Trotz schwerer Coronakrise und einer stark getroffenen Konjunktur den USA sowie aktuellen Unsicherheiten wegen der anstehenden Präsidentenwahl bleibt das Vertrauen der Finanzmärkte in die USA generell hoch. Die US-Währung spürt aber, dass die Notenbank Federal Reserve die Geldpolitik wieder auf locker bis sehr locker umgestellt hat. Dies geschah zwar schon 2019, wurde aber gleich zu Beginn der Coronakrise im März massiv ausgeweitet.
Kaum eine Währung allerdings hat so stark abgewertet die die türkische Lira (in der obigen Tabellen nicht enthalten). Zum Franken, Euro oder der schwedischen Krone hat die Lira über die Krisenzeit hinweg 45 bis 50 Prozent an Wert eingebüsst. Zum Dollar beträgt der Einbruch des Wechselkurses ein Drittel.
Der Lira-Krise liegt nur zum Teil an Corona. Ein Grund sind teils erratische wirtschafts- und geldpolitische Anwandlungen des autoritär regierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Zuletzt haben Ausfälle des Machthabers gegen Frankreich den Markt um die Lira erschüttert: Erdogan griff den französischen Präsidenten Emmanuel Macron an, nachdem dieser einen islamistischen Mord an einem Lehrer in Frankreich verurteilt hatte.
Weitere Währungen haben in der Krise ebenfalls deutlich zum Franken verloren: Der brasilianische Real (minus 28 Prozent), der mexikanische Peso (minus 18 Prozent) oder der südafrikanische Rand (minus 14 Prozent). Die Länder sind beliebte Feriendestinationen der Schweizerinnen und Schweizer - so denn man (unbeschwert) reisen könnte.