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Die Versuchung ist offensichtlich gross, Parallele zwischen der GFC 2008 und der durch das Coronavirus verursachte Krise von heute zu ziehen. Es gibt bestimmt einige Schnittpunkte. Die Domino-Effekte beispielsweise wurden wie heute auch damals ausgelöst. Der Unterschied besteht aber darin, dass der anfängliche Schock damals an den Finanzmärkten einsetzte und dann in die Realwirtschaft überging.Der gegenwärtige ...
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Die Versuchung ist offensichtlich gross, Parallele zwischen der GFC 2008 und der durch das Coronavirus verursachte Krise von heute zu ziehen. Es gibt bestimmt einige Schnittpunkte. Die Domino-Effekte beispielsweise wurden wie heute auch damals ausgelöst. Der Unterschied besteht aber darin, dass der anfängliche Schock damals an den Finanzmärkten einsetzte und dann in die Realwirtschaft überging.Der gegenwärtige ...
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Die Versuchung ist offensichtlich gross, Parallele zwischen der GFC 2008 und der durch das Coronavirus verursachte Krise von heute zu ziehen.
Es gibt bestimmt einige Schnittpunkte. Die Domino-Effekte beispielsweise wurden wie heute auch damals ausgelöst. Der Unterschied besteht aber darin, dass der anfängliche Schock damals an den Finanzmärkten einsetzte und dann in die Realwirtschaft überging.
Der gegenwärtige Schock ging vielmehr aus der Realwirtschaft hervor und brachte dann die Finanzmärkte zum Absturz. Wenn die Angst aufgrund einer unvorhergesehenen Katastrophe die Oberhand gewinnt, stellen die Banken die Kreditvergabe ein, die Menschen halten sich mit Ausgaben zurück und die Unternehmen hören auf zu investieren.
Die sinkenden Verkäufe berauben Unternehmen der Einnahmen und zwingen sie, Arbeitnehmer zu entlassen. Wenn die Arbeitslosigkeit steigt, sinkt das Einkommen der Menschen. Und die privaten Haushalte kürzen die Ausgaben noch mehr. Die Unternehmen setzen noch weniger um.
Eine geringere Nachfrage bedeutet, dass die Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und an der wirtschaftlichen Erholung nicht teilnehmen können.
Der Finanzierungsstress im Devisen-Markt ist hoch. Die cross-currency Basis Swaps für 3-Monate deuten darauf hin, dass europäische Banken bereit sind, eine Prämie für den Zugang für USD-Finanzierungen zu zahlen, Graph: Bloomberg, March 20, 2020
Das heisst im Grunde genommen, dass sich alles um die Jobs dreht.
Die Pandemie beraubt die Menschen ihrer Arbeit und ihres Einkommens. Wenn aber die Einkommen geschützt werden können, bleibt ein Teil der Konsumausgaben trotz des Sperrmodus („lock down“) im Gang. Der Stimulus muss daher gerade hier angesetzt werden.
Eine durch eine Pandemie ausgelöste Rezession unterscheidet sich aber vom üblichen Abschwung der Wirtschaft und erfordert ein anderes fiskalisches Vorgehen.
Morgan Stanley erwartet, dass Chinas Wirtschaft im ersten Quartal 2020 um 5% schrumpft. Goldman Sachs prognostiziert einen Rückgang um 6%, während das Bloomberg Economic Research Team mit einer 11%-igen Kontraktion rechnet, Graph: Bloomberg, Next China, March 20, 2020
In einer typischen Rezession besteht das Ziel fiskalischer Anreize darin, die Verbraucher wieder in Restaurants und Geschäfte zu bringen. Dies wäre heute jedoch nicht angebracht, weil Millionen von Geschäften auf Anraten von Regierungen geschlossen wurden (Stichwort: „social distancing“, „work from home“), um die Übertragung des Coronavirus zu verhindern.
Vielmehr muss die Regierung sicherstellen, dass die von der Krise am stärksten betroffenen Familien über genügend Einkommen verfügen, um Essen auf dem Teller zu behalten, wie Betsey Stevenson (University of Michigan) Justin Wolfers (University of Michigan) in einem lesenswerten Beitrag in NYTimes schreiben.
Der globale geldpolitische Zinssatz liegt jetzt deutlich unter den Tiefstständen nach der GFC, Graph: Morgan Stanley, March 21, 2020
Das Ziel ist also jetzt nicht der typische Stimulus wie bei vergangenen Rezessionen, sondern die soziale Absicherung, in Form von Barzahlungen, um Familienbudgets zu stützen, v.a. wenn viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren oder weniger Stunden arbeiten müssen.
In diesem Sinne plädiert auch Marcel Fratzscher für direkte Geldzuwendungen zu Gunsten von kleinen und mittleren Unternehmen, die „wirklich Geld in der Tasche brauchen“. Oberste Priorität ist, Menschenleben zu retten, und damit einen Hysterese-Effekt zu unterbinden, so der Chef von DIW in Berlin.
Investoren sind verzweifelt auf der Suche nach Bargeld. Die Renditen der kurzfristigen US-Staatspapiere (UST Bills) sind unter null gesunken, Graph: FT, March 19, 2020
Ohne massive staatliche Interventionen droht wegen der Corona-Krise der wirtschaftliche Kollaps, warnt Stephan Schulmeister in einem aktuellen Interview.
Wie soll das alles aber finanziert werden?
Eine erneute QE-Politik würde in der Eurozone den nationalen Regierungen eine gewisse Erleichterung verschaffen. Es würde aber nicht ausreichen, bemerkt Paul de Grauwe in seiner Kolumne („The ECB must finance COVID-19 deficits”) bei Project Syndicate.
Die EZB soll deshalb einen Schritt weiter gehen, und sich auf den Kauf von Staatsanleihen auf den Primärmärkten vorbereiten und effektiv Geld drucken, um die Haushaltsdefizite der Mitgliedstaaten zu finanzieren.
Früher oder später muss die EZB akzeptieren, dass die monetäre Finanzierung (monetary financing) zur Unterstützung von „deficit spending“ eine Notwendigkeit ist, um nicht nur die COVID-19 Krise abzumildern, sondern auch einen Abwärtszyklus von Deflation abzuwenden, argumentiert der an der London School of Economics lehrende Wirtschaftsprofessor.
Daraus lässt sich schliessen, dass „Helicopter Money“ heute nicht die richtige Lösung ist.
Aber eine andere Form der „people’s QE“ kann helfen, diese zusätzlichen Ausgaben zu bezahlen. Das ist die Zentralbankfinanzierung der Staatsausgaben, wie Frances Coppola in einem aktuellen Blog-Beitrag erläutert.
Aussergewöhnliche Zeiten erfordern aussergewöhnliches Handeln.
Vor diesem Hintergrund vergleicht Ken Rogroff die gegenwärtige Situation, den plötzlichen Stopp der Wirtschaftstätigkeit, mit einer ausserirdischen Invasion („an alien invasion“).
Die britische Regierung will 80% der Löhne für nicht arbeitende Arbeitnehmer zahlen, bis zu 2‘500 Pfund im Monat. Das hat der Finanzminister Rishi Sunak am Freitag angekündigt. Die beispiellose Massnahme sei Teil der Regierungspläne zum Schutz der Arbeitsplätze der Menschen, Graph: BBCNews, March 20, 2020
Fazit: Ob es sich dabei um die GFC oder COVID-19 Pandemie handelt, steht fest, dass das regelmässige Auftreten von Krisen in einer komplexen modernen Gesellschaft keine Anomalie ist.
Die Gemeinsamkeiten legen nahe, dass es dringender Massnahmen des Staates bedarf. Je grösser die Fähigkeit und die Bereitschaft der öffentlichen Hand ist, Massnahmen zum Schutz der Gesellschaft vor mit solchen Krisen verbundenen wirtschaftlichen Schäden zu ergreifen, desto besser ist das Ergebnis im Allgemeinen, wie John Quiggin in seinem Blog unterstreicht.