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Richte keinen Schaden an („do no harm“).Das (alte) Konzept, keinen Schaden anzurichten, hat sich selbst in die Medizin erst sehr spät eingeschlichen.Die Philosophie hat mit der Weisheit bei der Entscheidungsfindung zu tun.Und die Medizin, wo diese Weisheit praktiziert wird, ist die Schwester der Philosophie.Die grossen Volkswirtschaften stehen heute einer beispiellosen, epischen Kombination von Angebots- und ...
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Richte keinen Schaden an („do no harm“).Das (alte) Konzept, keinen Schaden anzurichten, hat sich selbst in die Medizin erst sehr spät eingeschlichen.Die Philosophie hat mit der Weisheit bei der Entscheidungsfindung zu tun.Und die Medizin, wo diese Weisheit praktiziert wird, ist die Schwester der Philosophie.Die grossen Volkswirtschaften stehen heute einer beispiellosen, epischen Kombination von Angebots- und ...
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Richte keinen Schaden an („do no harm“).
Das (alte) Konzept, keinen Schaden anzurichten, hat sich selbst in die Medizin erst sehr spät eingeschlichen.
Die Philosophie hat mit der Weisheit bei der Entscheidungsfindung zu tun.
Und die Medizin, wo diese Weisheit praktiziert wird, ist die Schwester der Philosophie.
Die grossen Volkswirtschaften stehen heute einer beispiellosen, epischen Kombination von Angebots- und Nachfrage-Schock gegenüber. An den Finanzmärkten ist Panik ausgebrochen.
Es gibt aber im gegenwärtigen Umfeld der Wirtschaft keinen Platz für zu viel Pessimismus oder zu viel Optimismus. Es gilt, wie immer, die Herausforderungen für die Weltwirtschaft stets vor Augen zu halten. Nötig sind Weisheit und Vernunft.
Die Quelle des Wissens aus der Perspektive der Wahrscheinlichkeit ist hauptsächlich die Vernunft, weniger die Beobachtung.
Es liegt auf der Hand:
Notwendig ist eine internationale Koordination von Geld- und Fiskalpolitik, um den Schaden in der realen Wirtschaft einzugrenzen und die leidtragenden Menschen zu schützen.
Die Rendite-Differenz zwischen der 10-jährigen Staatsanleihen aus Italien und Deutschland, Graph: Bloomberg, March 18, 2020
Doch was wir in der Eurozone beobachten, ist eine fehlende Kohäsion. Italien beispielsweise wird im Stich gelassen.
Die „social-distancing“-Massnahmen, die zur Bekämpfung der Coronavirus Epidemie unerlässlich sind, reduzieren die Nachfrage in vielen Sektoren wie z.B. Verkehr, Restaurants, Hotels und Unterhaltung stark.
Unter anderem wurden in Italien, Spanien und Frankreich bereits landesweite Sperrungen beschlossen.
(Die wachsende Notwendigkeit, Bargeld zu beschaffen) Wenn sowohl Staatsanleihen als auch Risikoaktiva starken Verkäufen ausgesetzt sind und der USD durch die Decke schiesst, dann ist es klar, dass die Finanzmärkte einen „fire sale“-Moment erleben, Graph: FT, March 19, 2020
Der direkte Produktionsverlust dürfte voraussichtlich kurz sein, aber wahrscheinlich einige Monate anhalten.
Für die USA schätzen Emmanuel Saez und Gabriel Zucman den direkten Produktionsverlust auf rund 30 Prozent. Wenn das drei Monate (also ein Quartal) dauert, dürfte sich der jährliche Verlust des BIP auf 7,5% belaufen, vergleichbar mit einer sehr schweren Rezession.
Die Autoren unterstreichen ferner, dass die Regierungen dies nicht rückgängig machen können. Aber sie können die wirtschaftliche Not während der Epidemie lindern und dauerhafte Schäden für die Wirtschaft verhindern.
Mit anderen Worten kann der Staat verhindern, dass eine sehr scharfe, aber kurze Rezession zu einer dauerhaften Depression wird.
Ohne staatliche Massnahmen würden die direkten Produktionsausfälle grosse Verluste für die Unternehmen verursachen und zu Massenentlassungen führen.
Nachdem Rutsch unter 21 USD per Barrel, hat sich der Erdölpreis, Sorte WTI wieder etwas erholt, während das Verhältnis von Öl zu Gold weiter auf historische Tiefststände gefallen ist. Dies impliziert wachsende Erwartungen in Bezug auf die Deflation, Graph: John Authers, Bloomberg Opinion, March 19 2020
Trotz der schrecklichen Bilder aus Italien, die um die Welt gehen, gibt es in der Eurozone eine andere Schule.
Robert Holzmann, der österreichische Notenbankpräsident hat in einem Interview mit der österreichischen Zeitung „Der Standard“ gesagt, dass die Corona-Krise auch positive Reinigungskräfte freisetzen werde und die Wirtschaft gestärkt daraus hervorginge.
Es müsse sichergestellt werden, dass nur überlebensfähige Firmen überleben.
Das ist ungeheuerlich und einfach abscheulich. Holzmann gehört zum EZB-Rat. Er ist von der rechtspopulistischen Partei FPÖ ins Amt gehoben worden.
Die EZB hat sich genötigt gesehen und zu Holzmanns Äusserungen prompt Stellung genommen.
Die Notenbank sei bereit, weiterhin zu helfen, wo sie kann. Denn Holzmann hat unter anderem gemerkt, dass die Geldpolitik ihre Grenzen erreicht habe.
Zur Erinnerung: Christine Lagarde hat vor ein paar Tagen auf ihrer ersten öffentlichen EZB-Pressekonferenz gesagt, dass es nicht die Aufgabe der EZB sei, die Risikoaufschläge (spreads) auf Staatsanleihen der Euro-Länder zu verringern. Das war ein dummer Patzer. Die EZB-Präsidentin hat sich später für den Fauxpas entschuldigt. Es ist genau die Aufgabe der EZB, die Risikoaufschläge zu glätten.
Der Fall Holzmann zeigt aber, dass sich der wirtschaftliche und soziale Zusammenhalt in der Eurozone nie materialisiert hat. Bloomberg TV kommentiert die jüngsten ungeschickten Aussagen der EZB-Vertreter mit dem Fragezeichen: Selbstsabotage?
Neulich hat eine Reihe von namhaften Ökonomen und Politikern in einem Gastbeitrag bei der FAZ die Meinung vertreten, dass Frau Lagarde Recht habe. Es sei nicht die Aufgabe des Eurosystems, Zinsunterschiede zu verringern. Die EZB habe keine Handlungsoptionen für weitere Zinssenkungen.
Edmund Stoiber, Peer Steinbrück, Wolfgang Clement, Günther Oettinger, Hans-Werner Sinn, Kurt Falthauser und die anderen Mitunterzeichner fordern in dem Artikel sogar höhere Zinsen.
Auch in den 1930er Jahren gab es viele einflussreiche Menschen, die den Staat davon abhalten wollten, den Schaden, die die Great Depression angerichtet hatte, nicht zu begrenzen. Andrew Mellon, der Finanzminister von Herbert Hoover, dem damaligen US-Präsidenten, hatte gesagt, die Arbeit, die Aktien und die Bauer sollen liquidiert werden, um die Fäulnis aus dem System zu löschen.
Die Erholung der Wirtschaft soll nicht durch einen „künstlichen Stimulus“ beschleunigt werden. Das ist leider auch heute der geistige Zustand der Eurozone, der sich reflexartig gegen jede Art von Stimulus stellt und Haushaltsdefizite als ein viel grösseres Problem betrachtet als die Massenarbeitslosigkeit. Das ist beängstigend.