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Markantes Verbesserungspotenzial bei Schweizer Geschäftsberichten

Summary:
Christoph Wenk Bernasconi (links) und Alexander Wagner (links) von der Universität Zürich. Corporate Governance muss sich in der Schweiz an internationale Standards anpassen, damit die hiesigen Publikumsgesellschaften für ausländische Investoren attraktiv bleiben. Ein Schweizer Kodex könnte dazu beitragen. Im jüngsten SFI (Swiss Finance Institute) White Paper "Corporate Governance: Beyond Best Practice" veranschaulichen Alexander Wagner (SFI und Universität Zürich) und Christoph Wenk Bernasconi (Universität Zürich) den aktuellen Stand sowie die Trends der Corporate Governance und unterbreiten praktische Vorschläge für die Schweizer Publikumsgesellschaften. Die Studie stützt sich auf langjährige Datenerhebungen, Marktumfragen, theoretische und empirische Analysen sowie auf weitere Quellen. Positiv zu vermerken ist, dass sich die Wahlbeteiligung an den Generalversammlungen (GV) der 100 grössten im Swiss Performance Index enthaltenen Unternehmen zwischen 2012 und 2016 von 55 auf 70% erhöht hat. Dabei entpuppen sich ausgerechnet die passiven, also Index-orientierten Investoren als die Aktivsten. Gemäss den Daten üben 90% der grossen internationalen Investoren ihre Stimmrechte an Schweizer GVs aus, während es bei den Schweizer Asset Managern weniger als 50% sind.

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Christoph Wenk Bernasconi (links) und Alexander Wagner (links) von der Universität Zürich.

Corporate Governance muss sich in der Schweiz an internationale Standards anpassen, damit die hiesigen Publikumsgesellschaften für ausländische Investoren attraktiv bleiben. Ein Schweizer Kodex könnte dazu beitragen.

Im jüngsten SFI (Swiss Finance Institute) White Paper "Corporate Governance: Beyond Best Practice" veranschaulichen Alexander Wagner (SFI und Universität Zürich) und Christoph Wenk Bernasconi (Universität Zürich) den aktuellen Stand sowie die Trends der Corporate Governance und unterbreiten praktische Vorschläge für die Schweizer Publikumsgesellschaften. Die Studie stützt sich auf langjährige Datenerhebungen, Marktumfragen, theoretische und empirische Analysen sowie auf weitere Quellen.

Positiv zu vermerken ist, dass sich die Wahlbeteiligung an den Generalversammlungen (GV) der 100 grössten im Swiss Performance Index enthaltenen Unternehmen zwischen 2012 und 2016 von 55 auf 70% erhöht hat. Dabei entpuppen sich ausgerechnet die passiven, also Index-orientierten Investoren als die Aktivsten. Gemäss den Daten üben 90% der grossen internationalen Investoren ihre Stimmrechte an Schweizer GVs aus, während es bei den Schweizer Asset Managern weniger als 50% sind.

Kein blindes Vertrauen
Einflussreiche Investoren, viele in den USA und Grossbritannien ansässig, vertrauen den Schweizer Unternehmen nicht blind. Der Verwaltungsrat (VR) sollte deshalb einen proaktiveren Kontakt mit den Investoren suchen. Im offenen Dialog, soweit als möglich greifbar und transparent, die unternehmensspezifischen, finanziellen und nichtfinanziellen Wertetreiber kommunizieren – das schafft Vertrauen und macht es den Aktionären einfacher, die Entscheidungen des VR zu verstehen – und das hilft bei der Stimmabgabe an der GV. "Das Verständnis zwischen Emittenten und Investoren könnte durch einen Kodex zur verantwortungsvollen Corporate Governance in der Schweiz, gleichermassen getragen von Emittenten und Investoren, gefördert werden", sagt Christoph Wenk Bernasconi.

Ausserdem sollten laut SFI White Paper die Vergütungssysteme kritisch hinterfragt werden. Aktienoptionen durch Performance-Aktien (Zuteilung abhängig von definierten Leistungskonditionen) zu ersetzen, erfülle die Zielsetzung, exzessive Risikoanreize zu minimieren nicht, da die Risikoanreize bei diesen modischen "Best-Practice"-Instrumenten bestehen bleiben. Ein Vergütungssystem sollte die Kapitalkosten als Bestandteil des internen Erfolgsmanagements miteinbeziehen.

Corporate Governance kann zudem die Wertschöpfung nur fördern, wenn sie nicht regelbasiert, sondern auf die spezifische Unternehmenssituation abgestimmt ist. "Für Unternehmen wäre es oft sinnvoller, zuerst zu überprüfen, was Sinn macht, und erst danach zu handeln und zu erklären. 'Decide-and-explain' wäre also der richtige Ansatz“, so Alexander Wagner. Der verbreitete Ansatz "comply-or-explain" reduziert hingegen die Flexibilität der Entscheidungsträger. So mache es keinen Sinn, eine Geschlechterquote im Obligationsrecht zu verankern. Das reguliere sich mit der Zeit von selbst. Der Anteil der weiblichen VR-Mitglieder habe sich von 2008 bis 2016 in den untersuchten Schweizer Unternehmen von 7 auf 17% erhöht.

Fazit
Die detaillierte Beurteilung von 228 Jahresberichten von Schweizer Unternehmen zeigt Verbesserungspotenzial für die nächste GV-Saison auf: Nur 32% der 2016-Berichte erfüllen moderne Anforderungen des Value Reportings und lediglich 14% der Unternehmen berichteten ausreichend über nichtfinanzielle Faktoren. Dies wird durch Umfragen bestätigt: nur 19% der befragten Vermögensverwalter empfinden Informationen zur Wissensvielfalt des VRs als ausreichend. 85.7% der befragten Emittenten glauben, dass sie alle relevanten Informationen zur Vergütung veröffentlichten, jedoch stimmen nur 44.6% der befragten Investoren zu. Nur 21.4% der Investoren waren mit der Offenlegung der Leistungsentgeltung 2016 zufrieden. Eine Verbesserung der Werte-Berichterstattung sollte im Interesse der Unternehmen sein, können diese doch so die Kapitalkosten senken und interne Entscheidungsfindung verbessern.


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