Wie gewonnen, so zerronnen: Als Borussia Dortmund letzthin gegen Werder Bremen in den letzten sechs Minuten durch drei Tore des Gegners noch verlor, tauchte die Aktie 13,5%. (Bild: Shutterstock.com/ninopavisic)Fussball ein Defizitgeschäft? Nicht zu glauben, wenn man von den horrenden Summen liest, die Jahr für Jahr für Transfers und Löhne für begnadete (und weniger talentierte) Fussballer ausgegeben werden. Soeben war in den Medien zu lesen, dass der englische Spitzenclub Chelsea 82,5 Mio. Euro plus 5 Mio. Euro Bonus für die Verpflichtung des 21-jährigen französischen Verteidigers Wesley Fofane gezahlt haben soll. Es ist der höchste Betrag, der je für einen Abwehrspieler entrichtet worden ist. Und dieser oder andere Vereine sollen klamm sein? Die Rekordablöse, die Chelsea angeblich
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Wie gewonnen, so zerronnen: Als Borussia Dortmund letzthin gegen Werder Bremen in den letzten sechs Minuten durch drei Tore des Gegners noch verlor, tauchte die Aktie 13,5%. (Bild: Shutterstock.com/ninopavisic)
Fussball ein Defizitgeschäft? Nicht zu glauben, wenn man von den horrenden Summen liest, die Jahr für Jahr für Transfers und Löhne für begnadete (und weniger talentierte) Fussballer ausgegeben werden. Soeben war in den Medien zu lesen, dass der englische Spitzenclub Chelsea 82,5 Mio. Euro plus 5 Mio. Euro Bonus für die Verpflichtung des 21-jährigen französischen Verteidigers Wesley Fofane gezahlt haben soll. Es ist der höchste Betrag, der je für einen Abwehrspieler entrichtet worden ist.
Und dieser oder andere Vereine sollen klamm sein? Die Rekordablöse, die Chelsea angeblich zahlt, ist nur eines von vielen Beispielen für die horrenden Beträge, die im Fussballgeschäft herumgereicht und gezahlt werden.
Wo der Rubel rollt
Allein an Antrittsgeld erhalten die Teilnehmer an der Champions League 15,6 Mio. Euro. Dem Sieger des Wettbewerbs winken 60 bis 80 Mio. Euro. Hinzu kommen Überweisungen aus den nationalen Pools, Zuschauereinnahmen, Merchandising und, und, und..., rechnet Frank Fischer, CEO & CIO des deutschen Vermögensverwalters Shareholder Value Management, vor.
Abermillionen werden im TV oder im Internet weltweit die Spiele verfolgen – und lassen die Kassen der Clubs klingeln. "Davon wollen und sollen natürlich auch die Aktionäre profitieren. Denn viele teilnehmende Vereine sind börsennotiert, wie Borussia Dortmund, Ajax Amsterdam, Juventus Turin und einige andere", schreibt Fischer auf dem Onlineportal e-fundresearch.com.
Doch das Millionenspiel interessiert die Börse zumeist wenig, meint der Aktienspezialist. Die Gelder, die eingenommen werden, seien in den Kursen zumeist schon eingepreist.
Das mag sich in zwei Jahren ändern. Dann soll der Champions-League-Modus geändert werden. Statt 125 soll es 225 Spiele geben, und anstatt 32 sollen 36 Mannschaften teilnehmen. Geplant ist ein Ligasystems, das die Gruppen ersetzen wird. "Das gibt mehr Spiele, die Kassen klingeln noch lauter als bisher schon", betont Fischer.
Die Kluft zwischen arm und reich wird immer grösser
Aber auch die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander. Wer einmal dabei sei, müsse sich schon dumm anstellen, um mit dem gefüllten Geldsäckel nicht die besten Spieler zu kaufen, erläutert der Finanzberater.
Sind Fussball-Aktien somit ein gutes Investment? Das sei wie bei Radio Eriwan: "Im Prinzip ja, aber …!" Die Aktienmehrheit befindet sich meistens in der Hand weniger Eigentümer, die den Club kontrollieren. Und steigen die Einnahmen, gehen auch die Gehälter der Spieler (weiter) in die Höhe, selbst wenn sie schon jetzt astronomisch hohe Summen erreichen.
"Das Vermögen des alternden Super-Stars Cristiano Ronaldo wird auf rund 450 Mio. Euro geschätzt", verdeutlicht Fischer. Sein jetziger Verein Manchester United zahlt ihm jährlich 29 Mio. Euro – netto! Dazu kommen Gelder von Sponsoren, für Werbung und Social-Media-Aktivitäten, die den Stars ebenfalls Millionen einbringen. Ronaldo habe allein bei Instagram 475 Mio. Follower, weiss Fischer, da springt bei jedem Post etwas heraus.
Was Manchester United kosten würde
Manchester United ist an der Börse rund 2,2 Mrd. US-Dollar wert. Will man den englischen Rekordmeister übernehmen, sind geschätzt gut 7 Mrd. US-Dollar notwendig. So hoch bewertet die US-Milliardärs-Familie Glazer, die derzeitige Eigentümerin, den Club. Damit wäre ManU mehr wert als die DAX-40-Gesellschaften Hello Fresh, Zalando und Covestro, vergleicht der Chef von Shareholder Value Management die genannte Summe.
Einen möglichen Käufer soll es geben, den britischen Milliardär Jim Ratcliffe, in der Nähe von Manchester aufgewachsen und seit seiner Jugend ManU-Fan. Über 12 Mrd. US-Dollar soll Ratcliffe schwer sein. Da könnte er sich auch seinen Lieblingsclub anlachen. Aber würden auch die übrigen Aktionäre profitieren? Vielleicht, denn der Deal würde als Paket von Glazer an Ratcliffe übergehen, so der Finanzfachmann. Ob den übrigen Aktionären auch ein Angebot gemacht würde, sei fraglich.
Wo aber soll sonst die Fantasie herkommen, wenn nicht durch eine Übernahme bzw. ein -gerücht, wo doch der in der europäischen Meisterklasse ausgeschüttete Geldsegen in den Kursen schon weitgehend eskomptiert ist, wie Fischer schreibt? Und was, wenn der erhoffte Erfolg auf dem Rasen ausbleibt oder sich der Club bei einem Abermillionen schweren Transfer verschätzt?
Was hoch fliegt, kommt schnell runter
Wie schnell das Pendel umschlagen kann, hat sich letzthin nach einem Spiel in der deutschen Bundesliga gezeigt: Spitzenclub Borussia Dortmund verlor durch drei Tore in den letzten sechs Minuten gegen Aufsteiger Werder Bremen 2:3. Plötzlich war die ganze Transferpolitik des Dortmunder Vereins in Frage gestellt. Die Aktie tauchte am Handelstag darauf um 13,5%.
In Fussball-Aktien investieren? "Als Fan auf jeden Fall", antwortet Fischer. "Wir als Vermögensverwalter aber höchstwahrscheinlich nicht. Dazu sind die Kurse viel zu unberechenbar".
Den Worten des Aktienprofis ist beizupflichten: Fussball-Aktien sind Liebhaberwerte. Wer eine Kapitalanlage darin sieht, sei an Peter Handkes Erzählung "Die Angst des Torhüters vor dem Elfmeter" erinnert. Der Anleger ist der Torhüter, und beim Elfmeter ist er meistens der Verlierer.
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