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Der Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Belzig GmbH Hüseyin Evelek steht im Verdacht, mehrere Millionen Euro verspekuliert zu haben. Der Schaden soll von den Kunden getragen werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derweil in dem Verdachtsfall auf Untreue.
In der brandenburgischen Stadt Bad Belzig kam nun ein Betrugsskandal ans Licht. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Belzig GmbH Hüseyin Evelek soll hochriskante Warentermingeschäfte an der Europäischen Energiebörse (EEX) in Leipzig abgeschlossen und sich dabei heillos verspekuliert haben. Der mutmaßliche Schaden für die Stadtwerke beläuft sich auf 22,5 Millionen Euro. Evelek wurde mittlerweile fristlos gefeuert.
Stadtwerke versorgen ihre Kunden mit Strom, Gas und Fernwärme. Im Herbst 2021 gerieten die Stadtwerke Bad Belzig jedoch ins Trudeln. Mittlerweile führt das Unternehmen eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Der Betrieb wird aber weitgehend fortgeführt.
Kunden sind die Verlierer
Bei der Fehlspekulation des Managers setzte er 2021 auf fallende Strompreise. Allerdings geschah das Gegenteil. Die Preise schossen in die Höhe. Zudem soll es Evelek im Vorjahr versäumt haben, preisgünstig Gas und Strom für das Jahr 2022 zu beschaffen. Wegen der rasant gestiegenen Kosten an den Märkten sind die Stadtwerke gezwungen, diese Energie nun teuer nachzukaufen.
Dabei sind die großen Verlierer die Kunden, die jetzt mit deutlichen Preiserhöhungen zurechtkommen müssen. Teilweise sind die Tarife für Fernwärme um 135 Prozent gestiegen. Manche Menschen bangen deswegen nun sogar um ihre Existenz.
Aufsichtsrat und Bürgermeister wussten Bescheid
Doch neben Evelek wussten wohl auch andere von seinen spekulativen Geschäften. Unter Berufung auf einen Zeugen schreibt die Zeitung „Märkische Allgemeine“, dass der Aufsichtsrat der Stadtwerke Bad Belzig und Bürgermeister Leisegang wohl schon seit längerem über diese Börsengeschäfte informiert seien. Demnach soll Evelek „ganz offen und mit dem Wissen des Aufsichtsrates“ seit 2019 mit Strom gehandelt und spekuliert haben. So schilderte es jedenfalls der ehemalige Leiter der Abteilung Energiewirtschaft gegenüber der Zeitung.
Zurzeit prüft die Staatsanwaltschaft von Potsdam den Anfangsverdacht der Untreue gegen den ehemaligen Geschäftsführer. Dabei geht es sowohl um dessen Börsengeschäfte als auch um die versäumte Beschaffung von Gas und Strom. Ein Ermittlungsverfahren ist noch nicht eröffnet worden. Eine von der Stadt beauftragte Anwaltskanzlei erstattete am 22. Dezember Anzeige gegen Evelek.
Wütende Bürger
Die Bürger und Kunden der Stadtwerke Bad Belzig seien fassungslos und wütend zugleich, schreibt „Focus“. Sie würden eine schonungslose Aufklärung des Falls fordern. Am Mittwoch protestierten rund 120 Menschen mit Plakaten, auf denen unter anderem stand: „WAS HABT IHR GETAN?“ und „Bürgermeister Roland Leisegang – bitte stellen Sie die Vertrauensfrage an die Bürger Bad Belzigs!!!“
Ein Teilnehmer der Protestaktion kommentierte das Vehalten seines Bürgermeisters deutlich: „Er hat uns belogen und muss dafür jetzt Verantwortung übernehmen und sein Amt niederlegen.“ (mf)