Schon die drei ersten Sätze setzen den Sound: "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im US-Aktienmarkt liegt im Bereich der höchsten 10 Prozent der Geschichte. Die US-Wirtschaftsentwicklung befindet sich innerhalb der schlechtesten 10 Prozent, vielleicht sogar innerhalb des schlechtesten Prozents der Geschichte. Kommt hinzu, dass alles unsicher ist, vielleicht sogar in einem einmaligen Ausmass." Und so macht der Investment-Guru Jeremy Grantham aus seinem neuesten Aktionärsbrief eine Warn-Schrift. Grantham war schon immer eher vorsichtig, und so erstaunt es wenig, dass er sich nun nicht auf die Partystimmung an den Aktienmärkten einlässt. Im soeben veröffentlichten "Quarterly Letter" seiner Investmentgesellschaft GMO kommt er zum Fazit: "Dies ist offensichtlich eines der beeindruckendsten
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Schon die drei ersten Sätze setzen den Sound: "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im US-Aktienmarkt liegt im Bereich der höchsten 10 Prozent der Geschichte. Die US-Wirtschaftsentwicklung befindet sich innerhalb der schlechtesten 10 Prozent, vielleicht sogar innerhalb des schlechtesten Prozents der Geschichte. Kommt hinzu, dass alles unsicher ist, vielleicht sogar in einem einmaligen Ausmass."
Und so macht der Investment-Guru Jeremy Grantham aus seinem neuesten Aktionärsbrief eine Warn-Schrift. Grantham war schon immer eher vorsichtig, und so erstaunt es wenig, dass er sich nun nicht auf die Partystimmung an den Aktienmärkten einlässt. Im soeben veröffentlichten "Quarterly Letter" seiner Investmentgesellschaft GMO kommt er zum Fazit: "Dies ist offensichtlich eines der beeindruckendsten Missverhältnisse der Geschichte." Die Aktienmärkte würden sich einseitig im Optimismus verlieren, obschon gerade jetzt Vorsicht und Geduld angebracht wären.
Und so gab GMO – mit gut 60 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen – bekannt, dass man den Aktienanteil reduziert habe, und zwar von 55 auf nur noch 25 Prozent. Die ganze Lage sei unsicher, so Grantham – sicher sei nur, dass die Kosten des Coronavirus in den Aktienkursen noch nicht gespiegelt sind.
Rasche Erholung der Wirtschaft unwahrscheinlich
Jeremy Grantham ist einer jener Investoren, die sich einen "Guru-Status" geschaffen haben, indem sie diverse Blasen und Krisen richtig prognostizierten; der heute 81jährige Brite warnte beispielsweise schon 2000 vor der Dotcom-Blase und 2007 vor der anrollenden Finanz- und Kreditkrise.
In der aktuellen Lage sichtet Grantham vor allem eines: eine grundlegende Unsicherheit. Klar scheine allerdings, dass eine rasche Erholung der Wirtschaft unwahrscheinlich sei – "a V–shaped recovery looks like a lost hope." Selbst wenn rasch ein Impfstoff gegen Covid-19 gefunden würde, so Grantham, bleiben tiefe ökonomische Wunden übrig.
Am jetzigen Punkt hätten die Aktienkurse jedenfalls schon das Best-Case-Szenario weitgehend eingerechnet. Und sollte die wirtschaftliche Entwicklung weiter gedämpft werden – zum Beispiel, weil es länger dauert, bis eine Impfung entwickelt ist –, dann werden substanzielle Verluste in fast allen Aktienmärkten wahrscheinlich. Kurz: Insgesamt sei man es an den Börsen mit einem unattraktiven Risiko/Gewinn-Verhältnis konfrontiert.
(rap)