Bild: Unsplash Zahlreiche Krisenpunkte wecken viele Befürchtungen für das kommende Jahr. John Greenwood, Chefökonom von Invesco, zeigt sich hingegen optimistisch und rechnet mit einem Wachstum in den meisten Märkten. Die Angst vor einer Inflation erachtet er als unbegründet. Nach einem turbulenten Jahr für die Finanzmärkte scheint es derzeit genug Gründe für Investoren zu geben, einen Bogen um Risikoanlagen wie Aktien zu machen. Gestützt durch eine US-Wirtschaft, die auf den längsten Aufschwung in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte zusteuert, werden sich die Märkte 2019 aber in ruhigerem Fahrwasser bewegen, denkt John Greenwood, Chefökonom von Invesco. Obwohl geopolitische Ereignisse wie das nicht enden
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Zahlreiche Krisenpunkte wecken viele Befürchtungen für das kommende Jahr. John Greenwood, Chefökonom von Invesco, zeigt sich hingegen optimistisch und rechnet mit einem Wachstum in den meisten Märkten. Die Angst vor einer Inflation erachtet er als unbegründet.
Nach einem turbulenten Jahr für die Finanzmärkte scheint es derzeit genug Gründe für Investoren zu geben, einen Bogen um Risikoanlagen wie Aktien zu machen. Gestützt durch eine US-Wirtschaft, die auf den längsten Aufschwung in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte zusteuert, werden sich die Märkte 2019 aber in ruhigerem Fahrwasser bewegen, denkt John Greenwood, Chefökonom von Invesco. Obwohl geopolitische Ereignisse wie das nicht enden wollende Brexit-Drama und Handelsspannungen die Märkte kurzfristig weiter belasten könnten, glaubt er, dass diese "letztlich nichts weiter als Störfeuer im längsten je verzeichneten Aufschwung der amerikanischen Wirtschaft" sein werden.
Keine Restriktion sondern Normalisierung
Dass es der US-amerikanischen Notenbank (Fed) gelingt, den Weg für einen noch mehrere Jahre nach Erreichen des "neutralen" Zinsniveaus im Jahr 2019 oder 2020 andauernden Aufschwung in den USA zu ebnen, hält Greenwood für wahrscheinlich. Die Geldpolitik der Fed sei nicht "restriktiv", sondern würde lediglich "normalisiert", ähnlich wie bei den mittzyklischen Zinskorrekturen der Jahre 1994-95 und 2004-05. "Beide Male dauerte der Konjunkturaufschwung im Anschluss an die Normalisierung der Zinsen noch mehrere Jahre an und auch die Aktien- und Immobilienmärkte erreichten nach Beendigung der Zinserhöhungen nennenswerte neue Höchststände", so Greenwood.
Schwächere Inflation und flache Zinsstrukturkurve
Während die Finanzkommentatoren fast nur über Höhe und Entwicklung der Zinsen sprechen, ist es Greenwood zufolge für die Notenbanken genauso wichtig sicherzustellen, dass die Geldmenge und die Kredite weder zu schnell noch zu langsam wachsen, um ein stabiles Ausgabenwachstum zu ermöglichen. Angesichts des aktuell moderaten Geld- und Kreditwachstums rechne er im kommenden Jahr mit einer weitgehend schwächeren Inflation und sehr flachen Zinsstrukturkurve – und einem entsprechend begrenzten Abwärtsrisiko für die Aktien- und Anleihemärkte. Solange der Konsum und die Investitionen im Inland nicht einbrechen, rechnet Greenwood bloss mit begrenzten Belastungen durch Trumps Handelspolitik. Der aktuelle Handelsstreit würde die USA nur wenige Zehntel eines Prozentpunktes an BIP-Wachstum kosten und China nur wenig mehr. Der Chefökonom von Invesco prognostiziert ein reales BIP-Wachstum von 2,7% für die USA im Jahr 2019.
EZB riskiert erneute Abschwächung der Wirtschaftsleistung
In der Eurozone hat die Europäische Zentralbank (EZB) signalisiert, dass sie die Zinsen bis zum Sommer 2019 stabil halten wird. Wie Greenwood feststellt, hat die EZB ihre Anleihenkäufe aber beendet, bevor sich die Lage der europäischen Banken stabilisiert hat. Gleichzeitig sei die Fiskalpolitik in der Eurozone unverändert restriktiv. Damit riskiere die EZB eine erneute Abschwächung der nominalen Wirtschaftsleistung und einen Rückgang der Inflation unter ihren Zielwert. "Während das Wachstum in der Eurozone an Schwung verloren hat, müssen viele Banken in der Region ihre Kapitalausstattung verbessern, haben aber immer noch viele Problemkredite in ihren Büchern", merkt Greenwood an. Dementsprechend schwach sei auch das Kreditwachstum ausgefallen. Vor diesem Hintergrund rechnet Greenwood in der Eurozone für 2019 mit einem realen BIP-Wachstum von lediglich 1,5%.
Brexit-Verunsicherung bremst britische Wirtschaft ab
"In Grossbritannien hat die Wirtschaft an Fahrt verloren", sagt Greenwood. Hauptsächlich bedingt durch die geringeren Unternehmensinvestitionen sei das britische BIP in den sechs Quartalen seit Anfang 2017 nur noch mit durchschnittlich 1,5% gewachsen, nach 2,1% in den Jahren 2015-16. Die Brexit-bedingte Verunsicherung spiegle sich vor allem im britischen Pfund wider. Bis die Unternehmen mehr über die Rahmenbedingungen wissen, mit denen sie ab März 2019 arbeiten müssen, würden sie zurückhaltend bleiben, was Ausgaben und Neueinstellungen angehe. Gleichzeitig habe sich das Geld- und Kreditwachstum abgeschwächt. Für das Gesamtjahr 2019 prognostiziert Greenwood in Grossbritannien ein BIP-Wachstum von 1,4%.
Akutes Dilemma in China stört Wachstum kaum
Unterdessen stehe Chinas Regierung vor einem akuten wirtschaftspolitischen Dilemma. Einerseits müsse die Politik dringend etwas gegen den gewaltigen Schuldenberg tun, den China durch mehrere Phasen der massiven Kreditausweitung in den vergangenen zehn Jahren aufgehäuft hat, so Greenwood. Gleichzeitig versuche die People's Bank of China, wie es andere Notenbanken auch tun, den Wachstumsmotor durch eine periodische Lockerung der Geldpolitik am Laufen zu halten. "Das reale BIP-Wachstum hat nachgelassen und dürfte 2019 noch weiter zurückgehen, wenn die Regierung nicht von ihrem Entschuldungsprogramm abweicht", erwartet Greenwood. Mit einem für 2019 erwarteten realen BIP-Wachstum von 6,3% würde die chinesische Wirtschaft aber weiter deutlich schneller wachsen als andere Volkswirtschaften.
Keine Inflation im Jahr 2019 erwartet
Insgesamt sehe der Chefökonom von Invesco kein Risiko eines erneuten Aufflammens der Inflation, das die Zentralbanken zu einer stärkeren Straffung ihrer Geldpolitik zwingen und damit den Aufschwung abwürgen könnte. Die Mainstream-Analysen würden sich zu stark an der Output-Gap- oder Phillips-Kurven-Theorie der Inflation orientieren. Diese aber reflektierte nicht die Tatsache, dass die Inflation letztlich ein monetäres Phänomen sei. "Damit erfassen sie auch nicht die Folgen des seit der Krise von 2008-09 insgesamt niedrigen und stabilen Geld- und Kreditwachstums", so Greenwood: "Letztlich ist das der Grund dafür, dass die Löhne und die Inflation in so vielen Volkswirtschaften immer noch so niedrig sind."