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Anschliessend an den meist gelesenen Blog-Eintrag von Mittwoch kann es nicht genug betont werden, dass es irreführend ist, die gesamte Wirtschaft (macro) wie einen privaten Haushalt (micro) zu betrachten. Wenn ein Haushalt spart, um in Zukunft mehr ausgeben zu können, hat es keine Auswirkungen auf sein Einkommen. Wenn aber viele private Haushalte sparen, gehen die gesamtwirtschaftlichen ...
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Anschliessend an den meist gelesenen Blog-Eintrag von Mittwoch kann es nicht genug betont werden, dass es irreführend ist, die gesamte Wirtschaft (macro) wie einen privaten Haushalt (micro) zu betrachten. Wenn ein Haushalt spart, um in Zukunft mehr ausgeben zu können, hat es keine Auswirkungen auf sein Einkommen. Wenn aber viele private Haushalte sparen, gehen die gesamtwirtschaftlichen ...
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Anschliessend an den meist gelesenen Blog-Eintrag von Mittwoch kann es nicht genug betont werden, dass es irreführend ist, die gesamte Wirtschaft (macro) wie einen privaten Haushalt (micro) zu betrachten.
Wenn ein Haushalt spart, um in Zukunft mehr ausgeben zu können, hat es keine Auswirkungen auf sein Einkommen. Wenn aber viele private Haushalte sparen, gehen die gesamtwirtschaftlichen Ausgaben zurück, und damit auch die gesamten Einkommen und die Ersparnisse. Das nennt man in der Volkswirtschaftslehre „Sparparadoxon“ (Paradox of Thrift).
In einer konjunkturellen Flaute steigt die Nachfrage nach Liquidität, weshalb Geldspritzen durch die Notenbank notwendig werden. Die Zentralbank hat nämlich u.a. die Aufgabe (als lender of last resort), sicherzustellen, dass die Geldmenge auch in schlechten Zeiten ausreichend wächst.
Das heisst, dass Liquidität bereitgestellt werden muss, um die Nachfrageschwankungen im privaten Sektor auszugleichen. Da die Geldschöpfung eine privatwirtschaftliche Angelegenheit ist, geht die Geldmenge zurück, wenn die Nachfrage seitens Kreditnehmer signifikant abnimmt.
Zur Erinnerung: Die Banken hatten in Folge der Finanzkrise von 2008 begonnen, ihre Bilanzen zu kürzen. Kredite wurden nicht verlängert und keine neuen wurden vergeben. Auf der Passivseite nahmen damit die Einlagen ab.
Ablauf der Überschussliquidität, Graph: EZB, Dec 28, 2017.
Da das Geld (Notenbankgeldmenge) aus Noten im Umlauf und Einlagen besteht, bedeutet der Rückgang der Einlagen, dass das (zur Finanzierung von Ausgaben verfügbare) Geld knapper wird.
Die Notenbanken haben darauf reagieren müssen, u.a. mit unkonventionellen Massnahmen wie z.B. der QE-policy und Forward Guidance, um die drohende Gefahr von Depression zu unterbinden.
Nun wächst aber die Kritik daran, dass die Notenbanken mit Überschussliquidität Spekulationsblasen an den Märkten den Boden bereiten. Überall (Aktien, Anleihen, Immobilien usw.) bilden sich Bubbles, so die Sichtweise einer Mehrzahl von Mainstream-Experten.
Stimmt es? Nicht ganz. Was bedeutet aber Überschussliquidität?
Die EZB z.B. hat den Banken als Reaktion auf die Finanzkrise zusammen mit den nationalen Zentralbanken der Länder im Euro-Raum unbegrenzte Mittel zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus hat sie angefangen, Wertschriften von Marktteilnehmern zu kaufen. Infolgedessen kam es im gesamten Bankensystem zu mehr Geld (oder Liquidität) als unbedingt nötig. Das ist Überschussliquidität.
Die Banken halten i.d.R. langfristige Vermögenswerte wie z.B. Haushypotheken, aber sie sehen sich kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenübergestellt, wie z.B. Cash aus Geldautomaten.
Ferner benötigen die Banken Liquidität, um Mindestreserveanforderungen zu erfüllen. Ein Ort, an den sie sich (v.a. solvente Banken) wenden können, um Liquidität anzuschaffen, ist die Zentralbank. Die gesamte Liquidität im Bankensystem, die den Bedarf der Banken übersteigt, wird als Überschussliquidität bezeichnet.
Geschäftsbanken unterhalten Girokonten (current accounts) bei Zentralbanken. Die gesamte (überschüssige) Liquidität wird entweder auf diesen Zentralbankkonten oder in der Einlagefazilität (deposit facility) geparkt.
Die Überschussliquidität bleint m.a.W. definitionsgemäss bei der Zentralbank.
Eine einzelne Bank kann ihre überschüssige Liquidität reduzieren, zum Beispiel, dadurch, dass sie Kredite vergibt, z.B. an eine andere Bank, eine Wertschrift kauft oder Mittel an ihre Kunden überträgt. Das heisst, dass die Liquidität immer bei einer anderen Bank endet und somit auf einem Konto in der Zentralbank. Es handelt sich dabei um ein geschlossenes System. Die Liquidität kann den Euro-Raum nicht verlassen, es sei denn, physisch in Form von Banknoten.
Das Bankensystem war zusammengebrochen. Da die Banken angesichts des Vertrauensverlusts nicht mehr wie zuvor vor der Krise die Liquidität unter sich via Interbankenkredite umverteilen wollten, hat die EZB im Oktober 2008 beschlossen, zum System der vollständigen Zuteilung („full allotment“) überzugehen.
Das bedeutet, dass die Banken bei der Zentralbank gegen anrechenbare Sicherheiten (eligible collateral) so viel Liquidität aufnehmen können wie sie wollen.
Nach dem Wechsel zum System der Vollzuteilung hielten die Banken es für besser, etwas zu viel als zu wenig Liquidität nachzufragen, wie die EZB berichtet. Das ist auch ein Grund dafür, warum die Überschussliquidität im Bankensystem weiter angewachsen ist.
Wichtig ist dabei, sich zu vergegenwärtigen, dass die Marktzinsen infolge der Überschussliquidität niedrig bleiben. Das bedeutet wiederum, dass es für Unternehmen und Menschen günstiger ist, Geld zu leihen, was schliesslich der Wirtschaft zugutekommt, sich von der Finanzkrise zu erholen.
Die Tatsache, dass das (elektronisch) geschaffene Geld und die überschüssige Liquidität immer bei der Zentralbank landen, bedeutet nicht, dass sie in der Wirtschaft keine Verwendung finden.
Ein Beispiel:
Wenn das Unternehmen A (Käufer) in neue Maschinen investieren will und daher einen Kredit bei der Bank A aufnimmt, beauftragt es seine Bank A, das Geld an die Bank B, die Bank des Unternehmens B (Verkäufer) zu übertragen. Sowohl die Bank A als auch die Bank B verfügen über ein Konto bei der Zentralbank. Der Auftrag des Unternehmens A für den Kauf von Maschinen beim Unternehmen B führt dazu, dass die Überschussliquidität der Bank A bei der Zentralbank abnimmt und die der Bank B zunimmt.
Insgesamt verändern der Kredit und der Kauf von Maschinen die Überschussliquidität im Bankensystem nicht. Kurzum: Die Kreditaufnahme hat stattgefunden und das Geld wurde in eine Investition gesteckt. Die Zentralbank bemüht sich deshalb darum, dass dieser Mechanismus reibungslos funktioniert.
Allerdings ist die Existenz von Überschussliquidität kein Indikator dafür, wieviel Kredit in der Wirtschaft vergeben werden. Dazu braucht man einen Blick in die EZB-Daten zu werfen; die monatlichen Bankkredit- und Kreditwachstumsraten und die Entwicklung der Kredite.
Fazit: Es gibt viele andere Aspekte, die Sorgenfalten auf der Stirn auslösen, wie z.B. die wachsende Ungleichheit, stagnierende Löhne, Klimawandel usw. Die Überbetonung von Bubbles, der hohen Verschuldung und der negativen Auswirkungen der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken auf die Wirtschaft im Allgemeinen ist fehl am Platz.