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19 üble Folgen staatlicher Umverteilung

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Von Robert Higgs (Ludwig von Mises Institut Deutschland) – Faktisch jede Regierungshandlung verändert die persönliche Einkommensverteilung, aber diejenigen Regierungsprogramme, die Individuen mit Geld, Gütern und Dienstleistungen subventionieren, repräsentieren Einkommensumverteilung in ihrer stärksten Form. Bis zum 20. Jahrhundert war sich jede US-amerikanische Regierung im Klaren über solcherlei Transferzahlungen. Die US-Bundesregierung vergab Pensionen und Ländereien an Veteranen und die Landesregierungen versorgten notleidende Menschen mit Nahrung und Unterkunft. Die Transfers an die Veteranen können jedoch als verzögerte Bezahlung für Militärdienste angesehen werden und die lokale Versorgung der Armen betrug nie wirklich viel. Seit der Einführung des Sozialstaats im Jahr 1935, und vor allem während der letzten 50 Jahre, ist die Höhe des öffentlich umverteilten Einkommens durch die Regierung jedoch dramatisch angestiegen. 1960 beliefen sich die Transferleistungen auf $ 29 Milliarden oder 7% des gesamten persönlichen Einkommens. [2015 erreichten sie eine Höhe von $ 2.

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19 üble Folgen staatlicher Umverteilung


Von Robert Higgs (Ludwig von Mises Institut Deutschland) – Faktisch jede Regierungshandlung verändert die persönliche Einkommensverteilung, aber diejenigen Regierungsprogramme, die Individuen mit Geld, Gütern und Dienstleistungen subventionieren, repräsentieren Einkommensumverteilung in ihrer stärksten Form.

Bis zum 20. Jahrhundert war sich jede US-amerikanische Regierung im Klaren über solcherlei Transferzahlungen. Die US-Bundesregierung vergab Pensionen und Ländereien an Veteranen und die Landesregierungen versorgten notleidende Menschen mit Nahrung und Unterkunft. Die Transfers an die Veteranen können jedoch als verzögerte Bezahlung für Militärdienste angesehen werden und die lokale Versorgung der Armen betrug nie wirklich viel.

Seit der Einführung des Sozialstaats im Jahr 1935, und vor allem während der letzten 50 Jahre, ist die Höhe des öffentlich umverteilten Einkommens durch die Regierung jedoch dramatisch angestiegen. 1960 beliefen sich die Transferleistungen auf $ 29 Milliarden oder 7% des gesamten persönlichen Einkommens. [2015 erreichten sie eine Höhe von $ 2.627 Milliarden oder 17% des gesamten persönlichen Einkommens[1] – ergänzt durch den Übersetzer.] Anders ausgedrückt: Jeder sechste Dollar an persönlichem Einkommen stammt entweder aus der Krankenkasse ($ 1.168 Mrd.), der Sozialversicherung ($ 872 Mrd.), dem Ministerium für Veteranenangelegenheiten ($ 90 Mrd.), der Arbeitslosenversicherung ($ 32 Mrd.) oder von anderen staatlichen Transferleistungen ($ 465 Mrd.), wie z.B. Agrarsubventionen oder der Unterstützung für die Armen.

Mythos versus Realität

Es ist verlockend, Transferzahlungen zu simplifizieren: Eine Person, Steuerzahler S, verliert einen gewissen Anteil ihres Geldes, während eine andere Person, Empfänger E, denselben Betrag ceteris paribus dazugewinnt. Wenn man die Einkommensumverteilung in diesem Lichte betrachtet, tendiert man gleichzeitig dazu, ein Werturteil über die Erwünschtheit eines solchen Transfers zu fällen, indem man der Einfachheit halber überlegt, wer von den beiden, S oder E, das Geld mehr verdient. Im Allgemeinen, speziell aber die Medien oder linksliberale Politiker, porträtieren E als einen Repräsentanten der Armen und Geknechteten und S als einen Reichen oder als ein großes Unternehmen. Gegner eines solchen Transfers gelten darum automatisch als herzlos und kaltschnäuzig gegenüber den weniger Glücklichen.

In der Tat orientiert sich aber der überwiegende Anteil, mehr als 85%, aller Transferzahlungen nicht an der Bedürftigkeit ihrer Empfänger, d.h. sind nicht reserviert für Empfänger mit niedrigen Einkommen.[2] Der Löwenanteil geht an die Alten in Form von Pensionen und Gesundheitsleistungen. Jedem über 65 Jahre, egal ob reich oder arm, stehen diese Leistungen zur Verfügung. Heute haben diese Menschen über 65 aber das höchste Einkommen pro Person und den höchsten Wohlstand pro Person, verglichen mit allen anderen Altersgruppen in den USA. Agrarsubventionen sind ein noch extremeres Beispiel für die Unterstützung der ohnehin schon relativ Wohlhabenderen. Zum Beispiel bezahlt die US-Bundesregierung rund $ 20 Mrd. an direkten Subventionen pro Jahr an die Bauern: 85% des Geldes gehen dabei an die Eigentümer der Top 15% der größten Farmen und in vielen Fällen sind diese Zahlungen schlicht Sozialhilfe für Millionäre.[3] Es wird einem einfach ein Bär aufgebunden, wenn behauptet wird, dass die Regierung im Regelfall von den Reichen nimmt, um den Armen zu geben. Selbst Menschen, die an die Rechtschaffenheit einer Umverteilung à la Robin Hood glauben, sollten über das wahre Ausmaß der von der US-Regierung in Kraft gesetzten Umverteilung entsetzt sein.

Von den moralischen Fragen im Zusammenhang mit der Umverteilung einmal abgesehen, ist das Thema bei weitem komplizierter, als es den Anschein erweckt. Jenseits der Tatsache, dass S Steuern an die Regierung bezahlt und diese dann Güter, Leistungen und Geld an E weiterleitet, hat diese Einkommensumverteilung der Regierung mindestens weitere 19 Konsequenzen.

Vernachlässigte Konsequenzen

  1. Steuern zum Zweck der Umverteilung zu erheben, entmutigt die Steuerzahler, ihr besteuerbares Einkommen oder den Wert ihres besteuerbaren Vermögens durch Investitionen zu erhöhen. Menschen, welche womöglich Teile ihrer Erträge verlieren, passen sich an diese Situation an, indem sie weniger Güter und Dienstleistungen produzieren und weniger Vermögen akkumulieren, als sie ursprünglich vorgesehen hatten. Dadurch wird die Gesellschaft insgesamt ärmer, nicht nur heute, sondern auch morgen.
  2. Die Transfers entmutigen die Empfänger, sich heute ein eigenes Einkommen zu verdienen und in ihr Potenzial zu investieren, um sich ein höheres Einkommen in der Zukunft zu sichern. Menschen reagieren auf reduzierte Kosten für Müßiggang mit mehr Müßiggang. Wenn man derzeitiges Einkommen erhält, ohne es selbst verdienen zu müssen, strengt man sich weniger an, um ein eigenes Einkommen zu erhalten. Geht man davon aus, dass man auch in Zukunft ein verdienstloses Einkommen erhält, investiert man weniger in Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung, persönliche Gesundheit, Migration und andere Formen von Humankapital, welche ansonsten das Potenzial für ein eigenständiges, zukünftiges Einkommen erhöhen würden. Dadurch wird die Gesellschaft wiederum ärmer und zwar heute und morgen.
  3. Transferempfänger tendieren dazu, weniger eigenständig zu werden und geraten in eine Abhängigkeit von Regierungszuschüssen. Erhalten Menschen Unterstützung, ohne ihre eigenen Fähigkeiten bemühen oder Jobs annehmen zu müssen, werden diese Fähigkeiten verkümmern. Menschen vergessen, oder werden nie anfangen zu lernen, wie man sich um sich selbst kümmert, bis sie sich einfach mit ihrer Hilflosigkeit abfinden. Es ist kein Zufall, dass materielle Armut und Abgeschlagenheit diejenigen Individuen kennzeichnen, die von staatlicher Unterstützung leben.
  4. Transferempfänger sind ein schlechtes Vorbild für andere, inklusive ihrer Kinder, andere Verwandte und Freunde, die sehen, dass man Güter, Dienstleistungen und Geld von der Regierung geschenkt bekommt. Ihr Umfeld gelangt dann leicht zu der Überzeugung, dass auch sie zu diesen Transfers berechtigt sind. Es gibt weniger Beispiele von hartarbeitenden, selbstständigen Menschen in ihrer Familie und Nachbarschaft. Dies kann dazu führen, dass sich mancherorts eine Abhängigkeitskultur etabliert, falls viele Menschen in einer Nachbarschaft auf solche Transfers angewiesen sind, um entweder ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder, falls die Empfänger bessergestellt sind, ihren Komfort zu erhöhen.
  5. Da manche Transfers großzügiger sind als andere, werden gewisse Empfängergruppen diese „Verteilungsungerechtigkeit“ ablehnen, was zu politischen Konflikten führen kann. Repräsentanten dieser unzufriedenen Gruppen werden die Höhe der Transfers politisieren und sich dafür einsetzen die Transfers für ihre Gruppe zu erhöhen, falls nötig auch auf Kosten von anderen Gruppen. Man nehme zum Beispiel den pausenlosen Versuch der Amerikanischen Pensionistenvereinigung, die wohl mächtigste Lobbygruppierung in Washington DC, die Pensionen und Gesundheitsfürsorge zu erhöhen oder die Nationale Organisation für die Förderung farbiger Menschen, welche versucht die Transfers, von denen Afroamerikaner am meisten profitieren, zu erhöhen. Solche politischen Manöver schaffen oder verschärfen Konflikte entlang den Voraussetzungskriterien für gewisse Transfers: Jung gegen Alt, Schwarz gegen Weiß, Weiblich gegen Männlich, Nördlich gegen Südlich, Hausbesitzer gegen Mieter usw. Die Gesellschaft wird streitsüchtiger.
  6. Genauso wie sich die Empfängergruppen untereinander streiten, zanken sich die Steuerzahler über die unverhältnismäßigen Belastungen, die sie zur Finanzierung der Transfers bezahlen müssen. Zum Beispiel lernen junge Menschen gerade, dass ihre Sozialversicherungsbeiträge geradewegs in die Taschen der Pensionäre wandern, die als Gruppe gesehen nun bessergestellt sind. Junge Steuerzahler lernen auch, dass sie ihre Beiträge wahrscheinlich nie wiedergewinnen werden, im Gegensatz zu den jetzigen Alten, welche gegenwärtig eine überaus hohe Rendite auf ihre Beiträge erhalten. (Derzeit erhält das durchschnittliche Ehepaar alles, was es jemals einbezahlt hat, innerhalb von vier Jahren zurück, inkl. Verzinsung.)[4] Afroamerikanische Beitragszahler lernen, dass sie, aufgrund ihrer geringeren Lebenserwartung, weniger Pensionseinkommen zur Verfügung haben werden als der durchschnittliche Weiße. Steuerzahler, die meinen sie würden unverhältnismäßig hoch belastet, werden die Ausbeutung des Steuer- und Transfersystems ablehnen und deshalb Politiker unterstützen, die ihnen versprechen, sie vor marodierenden Gesetzgebern zu beschützen oder sie werden vermehrt versuchen, ihre Steuern zu reduzieren oder gar zu unterschlagen.
  7. Aufgrund der beiden vorigen Konsequenzen entsteht eine Kluft innerhalb der Gesellschaft, die immer streitlustiger wird. Immer weniger konstituiert die Gesellschaft auch eine Gemeinschaft. Viel mehr droht eine Balkanisierung: Streitsüchtige Gruppierungen betrachten einander als Unterdrücker und Unterdrückte. Menschen verlieren das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb eines gemeinsamen politischen Systems mit kollektiven Interessen und gemeinsamer Verantwortung. Stattdessen betrachten sich die Mitbürger gegenseitig als Einfallspinsel oder Schnorrer und stehen denjenigen feindselig gegenüber, die sie als Systemgewinnler betrachten. Bei einigen schlägt diese Feindseligkeit auch in Hass um. Achten Sie auf die spürbare Feindseligkeit, wenn Einkäufer, die in bar bezahlen, auf diejenigen in der Reihe warten müssen, die mit Lebensmittelmarken bezahlen.
  8. Unter den Empfängern der Transfers ermatten stattdessen die Institutionen von Selbsthilfe. In früheren Zeiten wurden die weniger Glücklichen außerhalb der Familie von Freunden und Nachbarn versorgt, die sich in Kirchen, Logen, Gewerkschaften, Vereinen und anderen freiwilligen Organisationen zusammenschlossen. Wenn Individuen jedoch direkte Unterstützung vom Staat erhalten, tendieren diese privaten Organisationen dazu, sich aufzulösen. Nach ihrem Verschwinden sind bedürftige Menschen leider endgültig auf den Staat angewiesen, obwohl dieser nicht wirklich dasselbe betreibt und das noch weniger effektiv, vor allem auf lange Sicht. Private Organisationen haben viel mehr Erfolg darin, Menschen wieder auf die Beine zu helfen, damit sie später wieder selbst für sich sorgen können.Ein Augenzeuge berichtete, dass in Folge eines Erdbebens in Los Angeles, „Tausende verzweifelte und versprengte Individuen nichts anderes taten, als auf einen zentralisierten Retter, die Bundesregierung, zu warten. Amerika ist zu einem System der verpflichteten Barmherzigkeit verkümmert, welches die wahre Gemeinschaft aus dem Weg räumen will, um den Altruismus den Experten überlassen zu können.“[5]
  9. Genauso wie sich Selbsthilfeinstitutionen unter den Bedürftigen auflösen, verschwinden auch caritative Organisationen, welche von den Bessergestellten betrieben werden. Wenn Regierungsbehörden bereitstehen, um jegliches vorstellbare Problem innerhalb einer Gesellschaft aus der Welt zu schaffen, besteht weniger Anreiz für hilfsbereite und mitfühlende Menschen, sich zu organisieren. Es ist dann ein leichtes zu sagen: „Ich bezahle meine Steuern und nicht gerade wenig. Soll sich doch die Regierung um das Problem kümmern.“ Falls sich jemand caritativ engagiert, ist es, als würde er zweimal dafür bezahlen, um ein Problem aus der Welt zu schaffen. Daraus folgt, dass Transferleistungen vom Staat private Initiativen verdrängen. Zwang, in Form des Steuersystems, ersetzt die freiwilligen Hilfsspenden und private Hilfsorganisationen verschwinden.
  10. Da sich die Bürger weniger in Selbsthilfe- oder Wohltätigkeitsorganisationen engagieren, weil sie der Regierung Vorzug gewähren, werden sie weniger selbstbestimmt und akzeptieren viel mehr alle möglichen Eingriffe des Staates. Die Menschen reagieren nicht mehr entsetzt, wenn jemand vorschlägt, dass die Regierung eine Aufgabe übernehmen solle, die vorher ausschließlich von privaten Organisationen erfüllt wurde; man ist nicht einmal mehr skeptisch genug, um zu hinterfragen, ob die Regierung tatsächlich in der Lage ist, helfen zu können. Schlussendlich ist die Regierung dann in allen möglichen Aufgaben involviert, angefangen von der Sozialisierung von Kindergartenkindern über die Verpflegung der Armen bis hin zur Krankenversorgung der Alten. Warum sollte die Regierung nicht noch mehr Verantwortung übernehmen? Ein einstmals überwiegender Skeptizismus gegenüber der Ausdehnung des Staates ist heutzutage einer Resignation bzw. Akzeptanz gegenüber dessen Expansion in immer neuere Gebiete gewichen. Im 19. Jahrhundert protestierten Gegner eines neuen Regierungsprogramms fortwährend mit folgendem Slogan: „Die Regierung hat sich aus dieser Aufgabe herauszuhalten.“ Heutzutage stellt sich kaum mehr jemand der Regierung mit diesem Argument entgegen. Der Gedanke, dass sich die Regierung in manche Bereiche des Privatlebens nicht einmischen sollte, ist zu einer vom Aussterben bedrohten Art des Denkens verkommen, da sich der Staat mit seinen Programmen und Aktivitäten, von den Regulierungen des Privaten ganz abgesehen, in fast sämtliche Winkel unserer Gesellschaft ausgebreitet hat.
  11. Dadurch lässt sich politische Opposition nur mehr schwer mobilisieren, wenn neue Regierungsprogramme vorgeschlagen werden. Im Angesicht dieser schwächeren Opposition triumphieren vermehrt die Befürworter solcher politischen Programme. Diese neuen Programme verbreiten sich schneller und werden lediglich durch knappe Budgets begrenzt, nicht aber aufgrund ideologischer Fundamentalopposition. Laut einer Umfrage des Wall Street Journals zusammen mit dem Fernsehsender NBC, befürworteten 61% der Amerikaner die Kürzung von Leistungsansprüchen, um dadurch das Budgetdefizit zu reduzieren. Danach gefragt, ob Programme wie die Sozialversicherung, Krankenversicherung oder Agrarsubventionen gekürzt werden sollten, antworteten 66% aber mit „Nein“.[6]Bewiesenermaßen will die Mehrheit der Bürger also nicht für diese Programme bezahlen, sie haben aber auch nichts dagegen, von diesen Programmen zu profitieren.
  12. Umverteilung betrifft nicht nur Steuerzahler S und Empfänger E. Dazwischen steht Bürokrat B, welcher die Anspruchsvoraussetzungen festlegt, die Schecks unterschreibt, die Belege verwahrt und noch vieles mehr, manchmal sogar in die Privatsphäre seiner Kunden eindringt. Diese dazwischengeschaltete Bürokratie verschlingt zahlreiche Ressourcen, sei es Arbeit oder Kapital, und verursacht den Löwenanteil an Bruttoausgaben im Transfersystem. Damit die Regierung einen Dollar von S nach E transferieren kann, muss sie S viel mehr abknöpfen. Es fällt nämlich eine saftige „Provision“ an, um auch B unterstützen zu können. Darüber hinaus muss es, von einem gesellschaftlichen Standpunkt aus, auch hingenommen werden, dass die Arbeit und das Kapital, welches für die Bürokratie aufgewandt wird, nicht mehr für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen verwendet werden kann. Die Gesellschaft wird also abermals ärmer.
  13. Sobald eine Bürokratie etabliert worden ist, wird ihr Personal zu einer hartnäckigen politischen Interessensgruppe, welche gut positioniert ist, um ihr Budget zu verteidigen und ständig darum wirbt, ihre Aktivitäten auszuweiten. Wer, wenn nicht die Bürokraten, wüsste am besten darüber Bescheid, warum man unbedingt das Budget und den Personalstand ihrer Behörde ausweiten sollte? Sie haben Zugang zu den relevanten Daten und eine tiefgehende Expertise in Bezug auf jedes Problem, welches sie behandeln. Dies verschafft ihnen einen Riesenvorteil im politischen Prozess, um ihre Forderungen durchsetzen zu können. Die Behördenexperten werden gegenüber den Außenseitern aussagen, das diese „halt nicht wissen, wie schwerwiegend das Problem wirklich ist.“ Eine Behörde bildet oftmals eine Seite des politischen „eisernen Dreiecks“, zusammen mit der zweiten Seite, einer organisierten Gruppe ihrer Kunden, und dem Kongresskomitee, welches für die Gesetzgebung bzw. Aufsicht Verantwortung trägt, der dritten Seite. Sobald sich die Behörde also politisch etabliert hat, so wie es die meisten tun, kann die Verarmung der Gesellschaft bis ins Unendliche vorangetrieben werden, ohne jemals ernsthaft politischen Widerstand erfahren zu müssen.
  14. Steuerzahler geben ihr Geld nicht einfach so her, um damit Transfers zu finanzieren; sie leisten Widerstand. Viele von ihnen widmen diesem Unterfangen viel Zeit, Energie und Geld, um ihre Steuern zu minimieren oder zu umgehen. Sie kaufen dazu Bücher und Software, beauftragen Finanzberater, Anwälte und Buchhalter. Hier und da organisieren sie politische Bewegungen, um für eine Steuererleichterung zu demonstrieren. All diese Arbeit und all das Kapital dafür können nicht mehr für produktive Zwecke eingesetzt werden, welche die Konsumenten wertschätzen würden. Die Gesellschaft ist ärmer und wird ärmer bleiben, so lange die Menschen ihre Ressourcen dieser Art von Steuerwiderstand widmen. (Solange jedoch die Gewinne aus diesem Steuerwiderstand höher ausfallen, als die Kosten dafür, führt dies auf lange Sicht zu höherem Wohlstand.)
  15. Schlussendlich werden aber viele Bürger Steuern bezahlen, um Transfers zu finanzieren. Selbst falls niemand versuchen würde, diese Steuern zu umgehen oder sein Verhalten gegenüber der Bereitstellung von Arbeit und Kapital zu ändern, würden die Kosten pro umverteilten Dollar höher als einen Dollar ausfallen, da es sehr teuer ist, dem Steuergesetz zu entsprechen. Steuerzahler müssen Belege aufbewahren, Steuerregelungen nachschlagen, Formulare ausfüllen und vieles mehr. All das kostet Zeit, Energie und Geld, welches für produktivere Alternativen nicht mehr zur Verfügung steht. Viele Menschen wollen einfach nur im Einklang des Steuergesetzes handeln und beauftragen dafür Buchhalter und Steuerberater, da die Steuergesetzgebung so kompliziert ist, dass ein Normalsterblicher nicht in der Lage ist, diese einzuhalten. Dieser Ressourcenaufwand macht die Gesellschaft abermals ärmer. Laut einer Studie von James L. Payne beläuft sich dieser Aufwand für private Steuerzahler alleine, inkl. des Aufwands von Seiten der Steuerbehörde in Bezug auf Festlegung und Eintreibung, auf $ 270 Mio. pro Mrd. an Ausgaben der Bundesregierung.[7]
  16. Genauso wie Steuerzahler sich nicht einfach passiv besteuern lassen, sitzen die (potenziellen) Empfänger von Transfers nicht bloß einfach herum und warten, sondern sie werden politisch tätig. Sie formen Organisationen, veranstalten Treffen, beauftragen Publizisten und Lobbyisten und sprechen sich für politische Kandidaten aus, welche ihre Anliegen unterstützen. All diese Arbeit und all dieses Kapital geht wiederum verloren und kann nicht dafür eingesetzt werden, um Güter oder Dienstleistungen für Kunden anzubieten. Die Gesellschaft ist ärmer und wird ärmer bleiben, solange bis die Menschen aufhören, Ressourcen aufzuwenden, um Transfers zu bekommen.
  17. Genauso wie Steuerzahler Ressourcen ausgeben, um im Einklang mit der Gesetzgebung handeln zu können, müssen Transferempfänger Ressourcen aufwenden, um die Voraussetzungen für diese Transfers zu erfüllen und beizubehalten. Zum Beispiel müssen sich die Empfänger von Arbeitslosengeld regelmäßig bei ihrem Arbeitsamt melden, dort in einer langen Schlange warten, um dann zu beweisen, dass sie ja wirklich arbeitslos sind. Manchmal müssen sie von hier nach dort pendeln, um für Jobs vorzusprechen, die sie gar nicht haben wollen, nur um zu demonstrieren, dass sie „Arbeit suchen“. Empfänger einer Behindertenrente müssen regelmäßig zu einem Arzt oder anderem Gesundheitsspezialisten, um sich ihre Behinderung zertifizieren zu lassen. In allen Fällen werden mehr Ressourcen verschwendet und die Gesellschaft ist wiederum ärmer.
  18. Indem man Programme auflegt, um einen substanziellen Teil des Gesamteinkommens umzuverteilen, garantiert eine Nation damit, dass ihre Regierung viel mehr an Macht dazugewinnt und diese dazu einsetzt, um in andere Bereiche einzudringen. Da die Regierung selbst die bedrohlichste Interessensgruppe innerhalb der Gesellschaft darstellt, kann nichts Gutes, sondern nur Schlechtes aus dieser Entwicklung entstehen, wie bereits James Madison vor 200 Jahren feststellte: „Ein legislativer Eingriff ist nichts anderes als das erste Glied einer langen Kette an Wiederholungen; jeder nachfolgende Eingriff wird naturgemäß von den Auswirkungen des vorangegangenem erzeugt.“[8] Als beispielsweise die Regierung 1965 Medicare und Medicaid kreierte, löste sie damit eine Kettenreaktion aus, welche unausweichlich zu der nachfolgenden „Krise“ explodierender Gesundheitskosten führte und gleichzeitig zu einem größeren Einfluss des Staates, welcher sich nun dazu anschickt, diese von ihm hervorgerufene Krise zu beseitigen.
  19. Die Schaffung eines mächtigeren und eingreifenden Staates bedeutet, dass die Freiheiten der Bürger eingeschränkt werden müssen. Ehemals gefeierte Bürgerrechte werden kassiert. Über einen langen Zeitraum hinweg erfreuten sich die US-amerikanischen Bürger an umfassenden Rechten im negativen Sinne – Rechte von der Regierung oder anderen Menschen in Ruhe gelassen zu werden. Jedes Individuum konnte diese Rechte simultan in Anspruch nehmen. Mit dem Aufkommen der Wohlfahrtsgesellschaft rückte das US-amerikanische Bürgertum aber ab von den negativen und hin zu den positiven, oder eben Wohlfahrtsrechten, die nichts anderes darstellen, als einen Anspruch einer Person auf die Ressourcen einer anderen Person. Der Fürsorgeanspruch einer Person beinhaltet gleichzeitig die Pflicht einer anderen Person, die Ressourcen für diesen Anspruch bereitzustellen. Mit dem Anstieg dieser Ansprüche, hat die Freiheit, im Sinne von negativen Rechten, gezwungenermaßen abgenommen.

Zusammenfassung

Ironischerweise ist in dieser voll ausgewachsenen Transfergesellschaft, in der die Regierung eifrig damit beschäftigt ist, das Einkommen ihrer Bürger mit Hilfe hunderter verschiedener Programme umzuverteilen, kaum jemand bessergestellt. Diejenigen, welche Wert aus diesem System ableiten, geben vielmehr davon in Form von Steuern wieder ab. Darüber hinaus haben die meisten Konsequenzen der Umverteilung zur Folge, dass die Gesellschaft insgesamt ärmer dasteht. Sogar diejenigen, die ein größeres Stück vom Kuchen abbekommen, schneiden sich dieses Stück von einem immer kleiner werdenden Kuchen ab. Lediglich die Herrscherkaste, die die Regierung besetzt, gewinnt garantiert, da jedes neue Programm die Anzahl an öffentlichen Posten und damit das Budget der Bürokratie erhöht.

In einer Transfergesellschaft ist die allgemeine Öffentlichkeit nicht nur ärmer, sondern auch weniger zufrieden, streitlustiger und politisierter. Individuen nehmen weniger an freiwilligen Gemeinschaftsaktivitäten teil und öfter an aggressiven politischen Veranstaltungen. Wahre Gemeinschaft kann in dieser vergifteten Atmosphäre der Umverteilungspolitik nicht überleben. Am Wichtigsten jedoch: Eine Gesellschaft die ihrer Regierung erlaubt, ihr Einkommen umzuverteilen, opfert damit notwendigerweise sehr viel von ihrer Freiheit.

Schlussendlich muss man sich eingestehen, dass die Institutionalisierung von Anteilnahme, wie manche die Wohlfahrtsgesellschaft bezeichnen, dazu führt, dass die aufrichtigen Tugenden aufgegeben werden. Umverteilung von Einkommen aufgrund von Zwang durch die Regierung ist eine Form des Diebstahls. Ihre Befürworter versuchen, diesen essentiellen Charakter zu verschleiern, indem sie sich auf das demokratische Procedere berufen, von dem sie glauben, dass es ihrem Anliegen Legitimität verleiht. Ihre Rechtfertigung bleibt jedoch fadenscheinig: Diebstahl ist Diebstahl, unabhängig davon, ob es nur einen Dieb oder 100 Millionen Diebe gibt, die gleichzeitig handeln. Es bleibt daher unmöglich, eine gute Gesellschaft auf der Institutionalisierung von Diebstahl aufzubauen.

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[1] U.S. Department of Commerce – Bureau of Economic Analysis, Table 2.1. Personal Income and Its Disposition, Last Revised on: August 26, 2016
[2] James D. Gwartncy and Richard L. Stroup, Microeconomics: Private and Public Choice, 6th ed. (Fort Worth: Dryden Press, 1992), pp. 409–410.
[3] Ibid., pp. 488–489.
Vincent H. Smith, Should Washington end agricultural subsidies – YES: Farmers don’t need them, and they impede innovation http://www.wsj.com/articles/should-washington-end-agriculture-subsidies-1436757020
[4] Paulette Thomas, “BiPartisan Panel Outlines Evils of Entitlements, But Hint of Benefit Cuts Spurs Stiff Opposition,” Wall Street Journal, August 8, 1994.
[5] Arianna Huffington as quoted by John H. Fund, “A Spiritual Manifesto for a New Political Age,“ Wall Street Journal, July 13, 1994.
[6] Thomas, “Bipartisan Panel.”
[7] James L. Payne, “Inside the Federal Hurting Machine,“ The Freeman, March 1994, p. 127.
[8] “The Federalist No. 44,“ in The Federalist (New York: Modem Library, n.d.), p. 291.

Auf Deutsch erschien der Artikel zuerst auf der Webseite des Ludwig von Mises Institut Deutschland.

Aus dem Englischen übersetzt von Mathias Nuding. Der Originalbeitrag mit dem Titel Nineteen Neglected Consequences of Income Redistribution ist zuerst auf der Website des Independent Institute erschienen.

Robert Higgs ist Senior Fellow in Politischer Ökonomie des Independent Institute und Herausgeber von The Independent Review.

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Die Zürcherin ist ein Online-Magazin mit einer klassisch-liberalen Ausrichtung. Berichtet wird über Zürich und die Welt.

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