Photo: Wikimedia Commons (CC 0) Was als Titel eines Artikels dramatisch klingen mag, ist in der Realität eine ernstzunehmende Gefahr für den politischen Liberalismus. Beim Blick auf die mediale Darstellung von Kapitalisten und Sozialisten, sticht ein recht eindeutiges Sympathiegefälle ins Auge: Die Figur des Kapitalisten wird häufig als egoistischer Geizhals porträtiert, der naturgemäß die Rolle des Bösewichts einnimmt. Die Figur des Sozialisten hingegen hat reine Intentionen, kämpft selbstlos für das Wohl Anderer und will natürlich auch nach dem Happy End keinen Cent als Gegenleistung für seine Taten sehen. Solche Stereotype lassen sich leicht vermitteln und wunderbar für Geschichten jeder Art verwenden, vom Märchen bis zum Disney-Film. Dabei kann nur ein verhaltener Vorwurf gegenüber den
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Was als Titel eines Artikels dramatisch klingen mag, ist in der Realität eine ernstzunehmende Gefahr für den politischen Liberalismus.
Beim Blick auf die mediale Darstellung von Kapitalisten und Sozialisten, sticht ein recht eindeutiges Sympathiegefälle ins Auge: Die Figur des Kapitalisten wird häufig als egoistischer Geizhals porträtiert, der naturgemäß die Rolle des Bösewichts einnimmt. Die Figur des Sozialisten hingegen hat reine Intentionen, kämpft selbstlos für das Wohl Anderer und will natürlich auch nach dem Happy End keinen Cent als Gegenleistung für seine Taten sehen. Solche Stereotype lassen sich leicht vermitteln und wunderbar für Geschichten jeder Art verwenden, vom Märchen bis zum Disney-Film. Dabei kann nur ein verhaltener Vorwurf gegenüber den Schriftstellern, Drehbuchautoren und Regisseuren gemacht werden. Manche von ihnen mögen nur ihre Chance auf ein erfolgreiches Werk erkennen, weil auch sie verstehen, dass ein Großteil der Bevölkerung auf solch klare Zuschreibung von Eigenschaften anspringt. Andere wiederum stehen wirklich hinter dem Sozialismus. Unabhängig von ihren Beweggründen sind wir es, die sich die Aufgabe zu Eigen machen müssen, ein besseres und überzeugenderes Narrativ zu etablieren.
Zudem sind die Vorstellungen, dass Besitz die Folge moralischer Verkommenheit sei, bereits Jahrtausende alt. Jedes Kind kennt den feuerspeienden Drachen, der seine Massen von Gold bewacht. Wohl jedes zweite Kind kennt die Geschichten von Dagobert Duck, einem Enterich aus den Mickey Maus Comic-Büchern, der einen großen Raum voll Geld besitzt und gern mal in seinen Taler-Bergen badet. Und auch die Zahnfee ist laut dem Forbes Magazin eine der reichsten fiktiven Personen – mit einem Vermögen von geschätzten 3,9 Milliarden US Dollar. Natürlich tritt nicht jeder, der einmal Mickey Maus gelesen hat, der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands bei. Es wäre jedoch ein Fehler zu unterschätzen, wie stark diese Narrative Einfluss auf die Meinungsbildung von Menschen nehmen können.
Wirklich deutlich wird das, wenn man mit den meisten Menschen über die Besteuerung von Superreichen wie zum Beispiel Elon Musk diskutiert. Nicht selten kommt in solchen Gesprächen die Frage auf, wieso man Musks Geld nicht einfach wegnehmen könne, um es umzuverteilen. Lassen wir die Missachtung von Eigentumsrechten einmal außen vor, verblüfft an dieser Stelle auch immer wieder die schiere Unwissenheit darüber, dass Elon Musk nicht sein gesamtes Vermögen als Scheine in einem Tresor stapelt. Der größte Teil davon existiert als Unternehmensanteil und kann nicht mal eben liquidiert werden. Wenn nun aber einmal eine negative Darstellung vieler Kapitalisten in Literatur und Film existiert und wir nicht das Risiko eingehen wollen, aus Versehen Motive wie Geiz und Gier anzupreisen, müssen wir uns möglicherweise eingestehen, dass wir schlichtweg keine wahrhaft liberalen Helden haben… oder?
Eine bekannte Geschichte, die mich als Kind besonders begeisterte, ist die von Robin Hood. Ich sah ihn als Helfer in Not, als wahren Idealisten, als mutigen Kämpfer für die Gerechtigkeit. Und später als offensichtlichen Sozialisten, der umverteilte, was es umzuverteilen galt. Erst vor kurzem entdeckte ich die Geschichte für mich neu und verstand, dass Robin Hood lediglich die viel zu hohen Steuergelder aus den Schatztruhen und Geldspeichern des englischen Königs zurückeroberte, die dieser zuvor gewaltsam von den ohnehin schon schuftenden einfachen Leuten eingetrieben hatte. Er gab den Menschen das hart erarbeitete Geld zurück, das ihnen rechtmäßig zustand. Nix mit Umverteilung! Robin Hood sollte als ein Pionier im Kampf für Eigentumsrechte, Freiheit und schließlich auch Marktwirtschaft gefeiert werden. Ein Liberaler wie er im Buche steht. Doch kaum jemand sieht so eine berühmte Figur als Liberalen – bei diesem konkreten Beispiel haben die Sozialisten die Geschichte für sich beansprucht. Wie könnte auch ein gutherziger Liberaler, mehr noch, ein gutherziger „Kapitalist“ ein Held des Volkes sein? Man müsste seine Vorurteile gegenüber Liberalen ablegen und einsehen, dass Wohlstand für alle kein egoistischer Akt ist, um Robin Hood als liberalen Freiheitskämpfer anpreisen zu können.
Sind nun alle sozialistischen Helden nur verkannte Liberale? Es würde uns auf jeden Fall guttun, einige altbekannten Interpretationen von Helden – und Bösewichten – zu hinterfragen. Und noch was: Wir sollten den Mut haben, neue Helden zu kreieren. Denn am Ende denkt der Mensch in Geschichten. Sie sind die Brille, durch die wir täglich die Welt wahrnehmen und einordnen, sie beeinflussen, wen wir lieben, und können sogar über Krieg und Frieden entscheiden. Machen wir also den Mund auf und nehmen wir den Stift in die Hand, wann immer wir können! Bei unserem Kampf für eine offenere, freiheitlichere Gesellschaft brauchen wir nicht nur liberale Denker, sondern vor allem liberale Erzähler. Und bringen Sie ihren Kindern bei, die Zahnfee sei eine von uns.