Für US-Technologieaktien ist 2022 ein Jahr zum Vergessen: Der Nasdaq 100 sackte um 30 Prozent ab. Bekannte Namen wie Paypal (-61 Prozent) oder Meta (-66 Prozent) traf es noch deutlich härter als den Tech-Index. Dass der Nasdaq nicht stärker einbrach, lag an Aktien aus dem Energiesektor, der Solarindustrie und der Biotechnologie. Entscheidend für US-Technologiewerte im Jahr 2022 war nicht die sich abkühlende Konjunktur: "Der Sektor ist dieses Jahr vor allem aufgrund der steigenden Zinsen unter Druck geraten", sagt Mathieu Racheter, Aktien-Chefstratege bei der Bank Julius Bär, zu cash.ch. Die stark gestiegenen US-Leitzinsen - aktuell in einer Spanne von 3,75 bis 4 Prozent - haben zu einer Bewertungskorrektur geführt. Dadurch liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Nasdaq 100 mit 24 wieder
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Für US-Technologieaktien ist 2022 ein Jahr zum Vergessen: Der Nasdaq 100 sackte um 30 Prozent ab. Bekannte Namen wie Paypal (-61 Prozent) oder Meta (-66 Prozent) traf es noch deutlich härter als den Tech-Index. Dass der Nasdaq nicht stärker einbrach, lag an Aktien aus dem Energiesektor, der Solarindustrie und der Biotechnologie.
Entscheidend für US-Technologiewerte im Jahr 2022 war nicht die sich abkühlende Konjunktur: "Der Sektor ist dieses Jahr vor allem aufgrund der steigenden Zinsen unter Druck geraten", sagt Mathieu Racheter, Aktien-Chefstratege bei der Bank Julius Bär, zu cash.ch. Die stark gestiegenen US-Leitzinsen - aktuell in einer Spanne von 3,75 bis 4 Prozent - haben zu einer Bewertungskorrektur geführt. Dadurch liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Nasdaq 100 mit 24 wieder unter dem Niveau vom Dezember 2019.
Die Bewertung bei vielen Technologiewerten stützt sich nämlich auf Wachstumsversprechen in der ferneren Zukunft. Hohe Gewinne und positive Cashflows werden also erst in vielen Jahren erwartet. Steigen die Zinsen, müssen zukünftige Gewinne mit einem höheren Zinssatz abdiskontiert werden.
Doch gerade in einem Umfeld, wo das Ende der Fed-Zinserhöhungen absehbar ist, könnten US-Technologieaktien wieder Chancen bieten. Fed-Chef Jerome Powell hat dank der sich abschwächenden Inflation schon angekündigt, dass kleinere Zinsschritte folgen werden. Am Markt wird mit einem Zinsschritt von 0,5 Prozent jeweils am nächsten Mittwoch und im Februar gerechnet. Nach mehreren Monaten mit einem Leitzins bei 4,75 bis 5 Prozent könnte im November bereits die erste Zinssenkung erfolgen.
Erwartung des Leitzinses bei den Fed-Sitzungen (Daten: CME Group):
Fed-Sitzung | 4,00-4,25 Prozent | 4,25-4,50 Prozent | 4,50-4,75 Prozent | 4,75-5,00 Prozent | 5,00-5,25 Prozent |
5,25-5,50 Prozent |
14. Dezember 2022 | 0 Prozent | 75 Prozent | 25 Prozent | 0 Prozent | 0 Prozent | 0 Prozent |
01. Februar 2023 | 0 Prozent | 0 Prozent | 44 Prozent | 46 Prozent | 10 Prozent | 0 Prozent |
22. März 2023 | 0 Prozent | 0 Prozent | 15 Prozent | 45 Prozent | 33 Prozent | 7 Prozent |
03. Mai 2023 | 0 Prozent | 0 Prozent | 11 Prozent | 37 Prozent | 36 Prozent | 14 Prozent |
14. Juni 2023 | 0 Prozent | 1 Prozent | 13 Prozent | 37 Prozent | 35 Prozent | 13 Prozent |
26. Juli 2023 | 0 Prozent | 3 Prozent | 18 Prozent | 37 Prozent | 31 Prozent | 11 Prozent |
20. September 2023 | 1 Prozent | 8 Prozent | 24 Prozent | 35 Prozent | 24 Prozent | 8 Prozent |
01. November 2023 | 5 Prozent | 17 Prozent | 30 Prozent | 28 Prozent | 15 Prozent | 4 Prozent |
13. Dezember 2023 | 14 Prozent | 27 Prozent | 29 Prozent | 18 Prozent | 7 Prozent | 1 Prozent |
Die wohl weniger restriktive Fed-Geldpolitik hat sich an den Börsen bei den Technologiewerten teilweise eingepreist. So ist der Nasdaq 100 seit Mitte Oktober 8 Prozent gestiegen. Es würde laut dem UBS Chief Investment Office mit Anlagechef Mark Haefele nicht erstaunen, wenn Anlegerinnen und Anleger in den kommenden Monaten immer stärker damit beginnen, Zinssenkungen und auch höheres Wachstum vorwegzunehmen
"In Abwesenheit eines erneuten Anstiegs der Renditen glauben wir, dass der grösste Teil der relativen Abwertung des Sektors nun hinter uns liegt", so auch Racheter. Da sich der Schwerpunkt der Investoren für 2023 auf die Stabilität der Unternehmensgewinne verlagern werde, dürfte sich der Sektor angesichts des defensiven Qualitätsprofils der Schwergewichte im Sektor und der im Vergleich zum breiten Markt fast doppelt so hohen Gewinnmargen als widerstandsfähiger gegenüber einem Konjunkturabschwung erweisen.
Auch die Entwicklung beim Dollar könnte Rückenwind geben
Auch ein anderer negativer Kurstreiber dürfte im nächsten Jahr wegfallen. Für Tech-Unternehmen ist der starke Dollar ein klarer Wettbewerbsnachteil und eines der grössten Probleme nebst der Inflation. "Ein schwächerer Dollar im Jahr 2023 sollte deshalb wieder etwas Rückenwind für den Sektor schaffen", ist Racheter überzeugt.
Zukäufe auf einem tiefen Niveau oder zumindest die Erstellung einer Kaufliste könnte sich bereits jetzt lohnen, geht die digitale Transformation der Gesellschaft und Wirtschaft unvermindert weiter: Wie die untenstehende Tabelle zeigt, haben unter den gemeinhin bekannten US-Technologiefirmen Tesla, Paypal und Alphabet gemäss den von Bloomberg befragten Analysten das grösste durchschnittliche Aufwärtspotenzial.
Titel | Kursentwicklung seit Jahresbeginn | KGV |
Durchschnittliches Kurspotenzial |
Tesla | -51 Prozent | 53 | +63 Prozent |
Amazon | -47 Prozent | 89 | +57 Prozent |
Paypal | -61 Prozent | 27 | +40 Prozent |
Alphabet | -34 Prozent | 19 | +34 Prozent |
Meta | -66 Prozent | 11 | +28 Prozent |
Apple | -21 Prozent | 23 | +25 Prozent |
Microsoft | -27 Prozent | 26 | +22 Prozent |
Nvidia | -45 Prozent | 56 | +22 Prozent |
Adobe | -42 Prozent | 32 | +13 Prozent |
Intel | -45 Prozent | 15 | +11 Prozent |
Netflix | -49 Prozent | 32 | -4 Prozent |
Daten: Bloomberg.
Kursziele von Analysten geben zwar durchaus Aufschluss darüber, wie eine Aktie am Markt eingeschätzt wird. Trotzdem eignen sie sich ausdrücklich nicht als "Gebrauchsanweisung" für den Aktienhandel. Kursziele sind ein Blick in die Zukunft, und solche Prognosen sind selbst bei ausgefeilten Berechnungsmethoden mit Unwägbarkeiten behaftet. Viele Kursziele stellen sich daher im Nachhinein als falsch heraus.
Dies könnte auch für Tesla zutreffen, dessen Aktien seit Jahresbeginn die Hälfte an Wert verloren haben. Die jüngsten Preissenkungen für Autos in den USA und China deuten auf ein Nachfrageproblem hin, dass laut Toni Sacconaghi, Analyst bei Bernstein, auch 2023 vorherrschen und zu einem Margendruck führen könnte. Er glaubt auch, dass wegen der stärker werdenden Konkurrenz unter den Elektroautobauern weitere Preissenkungen in China folgen dürften.
Lieber Alphabet, Apple oder Microsoft als Tesla oder Meta
Während für den Meta-Konzern von Mark Zuckerberg, der sich mit seiner 100-Milliarden-Dollar Wette auf das Metaverse ins Abseits manövriert hat, trotz tiefem KGV von 11 wie bei Tesla längerfristige Risiken bestehen, gibt es bei Alphabet, Apple und Microsoft Chancen. Die Google-Mutter treibt erfolgreich die Expansion der Cloud-Sparte voran und Neuentwicklungen in der künstlichen Intelligenz kommen der weltweiten Datenkrake zugute.
Zwar dürften die Lieferengpässe für das iPhone den operativen Geschäftsgang bei Apple bis ins nächste Jahr belasten. Doch die anhaltende Kursschwäche dürfte für Anlegerinnen und Anleger vielmehr eine Kaufgelegenheit darstellen, rechnen doch die Analysten von Morgan Stanley von einer anhaltenden Nachfrage für den wichtigsten Umsatz- und Gewinntreiber von Apple.
Microsoft, das sich mit minus 27 Prozent seit Jahresbeginn besser als der Gesamtmarkt geschlagen hat, vereinigt wiederum solides Wachstum und eine nachhaltige Dividendenpolitik. Diese Kombination mündete in der Vergangenheit in einem stabilen oder sinkenden Zinsniveau in steigenden Aktienkursen. Auch für Racheter ist Microsoft, neben Infineon und Broadcom eine Top-Tech-Aktie für 2023. Der Konzern profitiere davon, dass Unternehmen immer mehr Applikationen in die Cloud verlagern, um Kosten einzusparen und die Digitalisierung weiter voranzubringen.
Mit mutigen Wetten auf Megatrends setzen
Wer auf die grossen Megatrends wie Cybersicherheit, digitale Zahlungsdienstleistungen oder E-Commerce setzen will, ist am US-Aktienmarkt schnell fündig. CrowdStrike nutzt maschinelles Lernen, um Schadprogramme auf Endgeräten wie Laptops oder Mobiltelefonen zu erkennen. Die Sicherheitsplattform ist umso effektiver, desto grösser die Anzahl Kunden wird. Und diese wächst: Die Kundschaft ist in der ersten Hälfte 2022 um mehr als 50 Prozent gewachsen. Trotzdem ist CrowdStrike "noch" kein blinder Kauf, befindet sich die Aktie seit Ende August klar im Rückwärtsgang.
Die bekannte E-Commerce-Plattform Airbnb sehen die von Bloomberg befragten Analysten nach einem Kurssturz von 45 Prozent seit Jahresbeginn 44 Prozent höher. Dank eines treuen Kundenstamms verfügt Airbnb über einen tiefen Burggraben. Paypal wiederum, das im Juli auf das tiefeste Kursniveau seit Oktober 2017 zurückgefallen ist, profitiert im Bereich digitaler Zahlungsdienstleistungen von einem intakten Wachstumsmarkt. Die Kursschwäche hat auch zahlreiche Hedgefonds als Investoren angelockt. Spätestens, wenn sich das konjunkturelle Umfeld wieder aufhellt, dürfte die Aktie wieder stärkeren Rückenwind erhalten.