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Die beggar-thy-neighbour Policy ist eine merkantilistische Strategie der Volkswirtschaft zur Maximierung des Handelsbilanzüberschusses, ohne Rücksicht auf Verluste. Auf Deutsch: „seinen Nachbarn zum Bettler machen“.Simon Wren-Lewis hat vor rund drei Jahren in seinem Blog die Krise in der Eurozone mit dem Hinweis auf die Lohnzurückhaltung in Deutschland als „untold story“ beschrieben. Er hat sich aber nach ...
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Die beggar-thy-neighbour Policy ist eine merkantilistische Strategie der Volkswirtschaft zur Maximierung des Handelsbilanzüberschusses, ohne Rücksicht auf Verluste. Auf Deutsch: „seinen Nachbarn zum Bettler machen“.Simon Wren-Lewis hat vor rund drei Jahren in seinem Blog die Krise in der Eurozone mit dem Hinweis auf die Lohnzurückhaltung in Deutschland als „untold story“ beschrieben. Er hat sich aber nach ...
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Die beggar-thy-neighbour Policy ist eine merkantilistische Strategie der Volkswirtschaft zur Maximierung des Handelsbilanzüberschusses, ohne Rücksicht auf Verluste. Auf Deutsch: „seinen Nachbarn zum Bettler machen“.
Simon Wren-Lewis hat vor rund drei Jahren in seinem Blog die Krise in der Eurozone mit dem Hinweis auf die Lohnzurückhaltung in Deutschland als „untold story“ beschrieben. Er hat sich aber nach seinen eigenen Angaben davor zurückgehalten, dafür den Ausdruck „beggar-thy-neighbor“-Politik zu verwenden.
Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass Berlin sich damit einen immensen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Rest der Eurozone verschafft hat.
Nach der Lektüre von Peter Bofingers Artikel („German wage moderation and the EZ crisis“) bei voxeu sei der an der Oxford University in Grossbritannien lehrende Wirtschaftsprofessor nun aber zur Überzeugung gelangt, dass Deutschland mit „wage moderation“ seine Nachbarn in der Eurozone „bewusst unterboten“ hat.
Was damit gemeint, ist „internal devaluation“.
Wie Deutschland mit Lohnzurückhaltung seine Nachbarn in der Eurozone seit der EUR-Einführung in die Enge getrieben hat, Graph: Bloomberg Markets, Apr 24, 2018
Und das ist, was laut Wren-Lewis Deutschland folglich zu „einem gefährlichen Land“ macht, um gemeinsam eine Währungsunion zu bilden.
Das sind harsche Worte, aber sie treffen den Nagel auf den Kopf.
Auf der anderen Seite ist es erstaunlich, dass die deutschen Nachbarn das Geschehen ohne ein Flüstern über sich ergehen lassen.
Ein Einwand, der dabei öfters vorgetragen wird, um den „deutschen Standpunkt“ zu verteidigen, lautet, dass die D-Mark bei der Umstellung auf den Euro überbewertet gewesen sei.
Wren-Lewis‘ Forschungsarbeit suggeriert aber etwas anderes: Und es ist in der Tat schwierig, der Ansicht zu widersprechen, dass Deutschland mit einem Leistungsbilanz-Überschuss von knapp 8% des BIP stark unterbewertet ist.
Auch Simon Tilford zeigt in einem lesenswerten Paper („German rebalancing: waiting for Godot?“), dass der reale Wechselkurs in Deutschland zwar nach der Wiedervereinigung (mit einem Höchststand im Jahr 1995) gestiegen ist, aber bis zur Einführung der Gemeinschaftswährung (EUR) 1999 wieder zurückfiel.
Der Wechselkurs der D-Mark war beim Beitritt zum Euro nicht überbewertet, Graph: Simon Tilford („German rebalancing: waiting for Godot?“), March 2015
Die Zinssätze in Deutschland mögen Anfang der 2000er Jahre etwas niedriger gewesen sein. Aber es ist unwahrscheinlich, dass dies angesichts der relativen Unempfindlichkeit der deutschen Wirtschaft (gegenüber kleinen Schwankungen der Zinssätze) eine grosse wirtschaftliche Auswirkung gehabt hätte, erläutert Tilford weiter.
Es ist darüber hinaus schwer vorstellbar, dass die D-Mark in den ersten Jahren der Einheitswährung schwächer gewesen sein könnte als der Euro. Der EUR verlor zwischen Anfang 1999 und Mitte 2001 über 25% seines Wertes gegenüber dem US-Dollar und erholte sich bis Ende 2003 nicht.
Auch Hans-Werner Sinn hat in seiner Kolumne („President Trump’s Necessary Lessons“) bei Project Syndicate, dass Deutschland um etwa ein Drittel unterbewertet ist. Das Faktum als solche ist nicht bestreitbar. Die Frage ist nur, wie es dazu kam, so der Präsident des Ifo-Instituts von 1999 bis 2016 weiter.
Ein Bloomberg-Bericht unterstreicht am Dienstag, dass das hartnäckig schwache Lohnwachstum in den vergangenen zwei Jahrzehnten Deutschland so einen Vorteil im internationalen Handel gebracht hat, dass die deutschen Lohnabschlüsse der letzten Woche an der Situation in der Eurozone nichts Wesentliches verändert.