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Tobias Straumann

Tobias Straumann

Tobias Straumann (* 15. Mai 1966 in Wettingen) ist ein Schweizer Wirtschaftshistoriker. Tobias Straumann studierte Geschichte, Soziologie und Wirtschaft- und Sozialgeschichte in Zürich, Paris und Bielefeld. 1995 promovierte er bei Rudolf Braun an der Universität Zürich mit der Arbeit «Die Schöpfung im Reagenzglas. Eine Geschichte der Basler Chemie (1860–1920)». 1995–2000 arbeitete er als Journalist in Zürich, Zug und New York. 2005–2006 war er Oberassistent am Institut de l’histoire économique et sociale der Universität Lausanne.

Articles by Tobias Straumann

Was ist los in den USA?

September 26, 2018

Der Lohndruck in den USA ist schwach: Stahlarbeiter während einer Rede von US-Präsident Trump im Juli 2018. Foto: Reuters
Trotz boomender Wirtschaft und tiefer Zinsen befindet sich die offizielle Inflationsrate in den USA immer noch unter drei Prozent. Offenbar ist das Lohnwachstum weiterhin bescheiden, obwohl die offizielle Arbeitslosigkeit seit längerem unter fünf Prozent gefallen ist.
Die folgende Grafik bestätigt diese Vermutung. Die Reallöhne sind zwar in den letzten Jahren gestiegen, aber ihr Wachstum ist keineswegs exorbitant.
Was ist los?
Ein Grund ist sicherlich, dass der Eintritt Chinas in die Weltwirtschaft immer noch dämpfend auf die Weltmarktpreise wirkt. Entsprechend ist es schwierig für Chinas Konkurrenten, Preise und Löhne zu erhöhen.
Der schwache inflationäre Druck in

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Indien überholt Nigeria

September 19, 2018

In Nigeria ist fast jeder zweite Haushalt extrem arm: Alltag in der nigerianischen Megastadt Lagos. Foto: Reuters

Kaum eine Zeitung hat darüber berichtet, aber die Meldung hat es in sich: Seit kurzem gibt es in Indien weniger Einwohner, die in extremer Armut leben, als in Nigeria. Gemäss dem amerikanischen Thinktank Brookings Institution sind es etwa 73 Millionen in Indien und 87 Millionen in Nigeria (Quelle).
Die Brisanz dieser Meldung wird deutlich, sobald man die Bevölkerungszahlen berücksichtigt: Indien hat rund 1300 Millionen Einwohner, Nigeria 186 Millionen. Das heisst, in Nigeria ist fast jeder zweite Einwohner extrem arm. Seit 2015 spricht die Weltbank von extremer Armut, wenn pro Tag weniger als 1,9 US-Dollar zur Verfügung stehen (basierend auf dem Wert des US-Dollars von

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China, die afrikanische Wirtschaftsmacht

September 12, 2018

Die Vertreter der Wirtschaftsmacht China werden freundlich empfangen: Eine Senegalesin beim Staatsbesuch von Xi Jinping im Sommer 2018. Foto: Keystone

China ist in Afrika mittlerweile die wichtigste Wirtschaftsmacht geworden. Entsprechend hat sich die Berichterstattung in westlichen Zeitungen intensiviert. Es vergeht kaum ein Tag ohne Artikel über das Thema. Die jüngeren Artikel beziehen sich meist auf eine Studie des McKinsey Global Institute vom Juni 2017, weil sie eine Gesamtsicht wagt (Link).
China hat beim Handel alle Konkurrenten weit abgehängt. Der Kapitalstock ist hingegen noch kleiner als derjenige der USA, Grossbritanniens und Frankreichs. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die westlichen Mächte seit längerer Zeit in Afrika investiert haben. Es ist nur eine Frage der

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Was die Krisen in Argentinien und der Türkei verbindet

September 5, 2018

Wird früher oder später gezwungen sein, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen: Argentiniens Präsident Mauricio Macri. Foto: Marcos Brindicci (Reuters)
Nach der Türkei hat es auch Argentinien voll erwischt. Der Peso hat seit April fast die Hälfte seines Werts verloren, das Vertrauen in die argentinische Währung ist verschwunden.

Warum das Vertrauen gerade jetzt verschwunden ist, lässt sich bei beiden Ländern nicht genau erklären. Die Gründe, die zurzeit kursieren, sind erst im Nachhinein entstanden. Die Chronologie der Ereignisse ist immer unberechenbar.
Trotzdem kommt der Vertrauenverlust nicht zufällig. Beide Länder, die Türkei und Argentinien, sind äusserst verwundbar, weil sie stark von Auslandskrediten in ausländischer Währung (Dollar, Euro) abhängig sind. Sobald die

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Worum es bei Monopoly wirklich geht

August 29, 2018

Wie kann ein Spiel den Kapitalismus lehren, wenn seine Grundidee jeder ökonomischen Theorie widerspricht? (Foto: Mark Metcalfe/Getty Images)
Monopoly gilt als das Spiel, in dem Kinder die Regeln des wirtschaftlichen Erfolgs kennen lernen. Nur, was lernt man eigentlich dabei? Und: Ist diese Lektion nützlich für die Allgemeinheit?
Die Antwort ist ernüchternd. Wie das Spiel heisst, geht es ja primär darum, alle Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen und ein Monopol zu errichten. Das widerspricht aber jeder ökonomischen Theorie, die den permanenten Wettbewerb zum Erfolgselixier erklärt. Monopole dagegen erlauben dem Anbieter, höhere Preise durchzusetzen und es sich bequem einzurichten.
Ein Spiel, das den Kindern die Regeln und Vorteile des Kapitalismus beibringen soll, müsste also völlig

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China im Minus

August 22, 2018

Wohin steuert das Reich der Mitte? Eine chinesische Flagge vor einem Wohngebäude in der Stadt Huaian. Foto: Reuters
Was in China passiert, hat immer mehr Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Nur gibt es kaum ein Land, das so schwierig zu verstehen ist wie das Reich der Mitte. Die wirtschaftspolitischen Prozesse sind völlig undurchsichtig. Nur Insider haben ein realistisches Bild der komplizierten Machtstrukturen, aber sie können es sich nicht leisten, öffentlich darüber Auskunft zu geben.
Deshalb muss man vorsichtig sein, wenn Outsider das baldige Ende des Regimes verkünden. Das gilt insbesondere für die Einschätzungen von Minxin Pei, der für die Kommentarseite «Project Syndicate» schreibt und dessen Texte regelmässig in westlichen Zeitungen abgedruckt werden. Unlängst hat er wieder

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Ist der Fall der türkischen Lira der Anfang einer grösseren Krise?

August 15, 2018

Verliert an Wert: Die türkische Lira. Foto: Reuters
Die Türkei steht inmitten einer typischen Währungskrise eines Schwellenlandes. Wie schon oft zuvor haben eine allzu expansive Geld- und Fiskalpolitik zu einem Boom geführt, der grosse Ungleichgewichte hervorgebracht hat. Das zeigt sich am klarsten bei der Leistungsbilanz, die seit mehr als zehn Jahren negativ ist (Quelle):
Typisch sind nicht nur die Symptome der Krise, sondern auch ihre Gründe. Schwellenländer werden in der Regel autoritär und klientelistisch geführt, selbst wenn sie formale Demokratien sind. Wer immer an der Macht ist, versucht seine politische Dominanz auch wirtschaftlich abzusichern, und schaltet dadurch systematisch die Konkurrenz aus.
Des Weiteren wiederholen sich auch die internationalen Mechanismen. Boomphasen

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Schutzobjekt Landwirtschaft

July 25, 2018

Von Subventionen abhängig: Ein Schweizer Landwirt bei der Maisernte. Foto: Gaetan Bally (Keystone)
Die schweizerische Landwirtschaftspolitik wird immer wieder wegen ihrer protektionistischen Ausrichtung kritisiert, zuletzt im Zusammenhang mit den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Mercosur. Dabei wird bisweilen der Eindruck erweckt, dass die Schweiz bezüglich Agrarschutz ein Sonderfall sei.
Das ist jedoch keineswegs der Fall, wie die Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) für das Jahr 2015 zeigen. Die folgende Grafik zeigt, wie hoch der Anteil der Agrarsubventionen am Faktoreinkommen eines landwirtschaftlichen Betriebs ist. (Die genaue Definition des landwirtschaftlichen Faktoreinkommens findet sich hier.) Die Schweiz befindet sich im oberen Mittelfeld. Weit voraus an

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Unser frankengeschockter Tourismus

July 18, 2018

Steigen die Preise, bleiben die Gäste aus: Trachtenfiguren auf der Riga. (Foto: Keystone/Alessandro Della Bella)
Die schweizerische Leistungsbilanz hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Ja, man kann geradezu von einer historischen Zäsur sprechen. Traditionell resultierte beim Güterhandel und beim Einkommen der Grenzgänger ein Defizit, beim Dienstleistungsverkehr und den regelmässigen Einnahmen aus dem Ausland (Zinsen, Dividenden etc.) ein Überschuss. Insgesamt war der Überschuss immer etwas grösser als das Defizit. Das bedeutete, dass die Schweiz netto immer Kapital exportierte und ein grosses Auslandsvermögen anhäufen konnte, was wiederum die regelmässigen Einnahmen aus dem Ausland ansteigen liess. Die beiden grossen Änderungen der letzten Jahre sind die folgenden:
Der

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Können die USA ein Vorbild für die EU sein?

July 11, 2018

Der französische Präsident Emmanuel Macron besuchte Donald Trump am 24. April 2018 in Washington. Foto: Shawn Thew (Keystone)
In der Debatte um die Zukunft der EU ist immer wieder die Rede von den Vereinigten Staaten von Europa – in Anlehnung an die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Annahme dahinter ist, dass die EU nur dauerhaft als Währungsunion und als politische Weltmacht bestehen kann, wenn sie sich in einen Nationalstaat auf europäischer Ebene verwandelt.
Hier soll jedoch nicht darüber spekuliert werden, wie realistisch dieser Plan ist. Wer den neusten Stand der Debatte kennen möchte, sei auf Project Syndicate verwiesen. Vielmehr soll für einmal die Schaffung der Vereinigten Staaten von Amerika im Fokus stehen. Damit ist auch die Frage verbunden, inwiefern die USA als Vorbild

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Der Albtraum der überbordenden Regulierung

July 4, 2018

Das tödliche Unglück am Saxetbach löste 1999 eine Regulierung des Canyoning aus, die danach auf den ganzen Outdoorbereich ausgeweitet wurde – mit absurden Folgen. Foto: Allessandro della Valle (Keystone)
Es war einmal eine Zeit, in der die politischen Behörden nur dann ein neues Gesetz verabschiedeten, wenn sie es wirklich für notwendig hielten. Im Zweifelsfall verzichteten sie darauf, weil sie befürchteten, mit einer neuen Regulierung mehr Probleme zu schaffen als zu lösen. Es galt die Devise: lieber zu wenig als zu viel.
Heute scheint das gegenteilige Motto vorzuherrschen. Wann immer ein Problem auftaucht, wird mit grossem Eifer reguliert. Dabei wird eine erhöhte Gesetzesaktivität von vornherein positiv gedeutet, denn sie zeugt ja von Reformkraft. Zurückhaltung gilt jetzt als

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Macht es China heute besser als die USA damals?

June 27, 2018

Noch ist Chinas Wirtschaft weitgehend abgeschottet: Blick auf die Skyline von Shanghai. Foto: Vincent Isore (Getty)
Letzte Woche hat ein Bericht der EU-Handelskammer über das geschäftliche Umfeld in China für grosse Aufmerksamkeit gesorgt. Das starke Medienecho war berechtigt, denn es geht in diesem Bericht um existenzielle Fragen der europäischen Wirtschaft und um die Zukunft des Welthandelssystems.
Zwei Botschaften wurden besonders hervorgehoben:
Grosse Teile des chinesischen Marktes sind nach wie vor durch vielerlei Barrieren von der Konkurrenz der ausländischen Firmen abgeschottet.
Viele chinesische Firmen sind technologisch auf demselben Niveau wie die europäischen.
Diese Art von Wirtschaftspolitik erinnert stark an den Aufstieg der USA im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

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Wie man ein Land ruiniert

June 20, 2018

Paraguays totale Niederlage: Ausschnitt aus dem Gemälde «Die Schlacht von Avaí» von Pedro Américo. Bild: Wikipedia
Die Berichterstattung über Nordkorea erinnert daran, wie verheerend eine falsche Wirtschaftspolitik sein kann. Das Land ist mausarm, es herrscht immer wieder Hunger, und wer nicht spurt, wird eingesperrt.
Die Kim-Dynastie steht mit ihrer verheerenden Politik jedoch keineswegs alleine da. Auch Robert Mugabe in Zimbabwe oder das Duo Chávez/Maduro in Venezuela haben ihre Länder ruiniert. In Zimbabwe resultierte vorübergehend eine Hyperinflation, die seit dem Machtwechsel wieder unter Kontrolle ist. Venezuela erlebt gerade eine Hyperinflation. Die Verhältnisse erinnern an Deutschland im Jahr 1923.
Hier ist die Inflationsrate Venezuelas (Quelle):
Und hier ist die

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Wird Italien den Euro verlassen?

June 13, 2018

Die strukturellen Probleme stehen Italiens Gesundung im Weg: Die Fliegerstaffel zeigt eine Tricolore anlässlich des Nationalfeiertags am 2. Juni. Foto: Tony Gentile (Reuters)
Seit dem Wahlsieg von Cinque Stelle und Lega Nord in Italien sind die Anleger wieder nervöser geworden, was die Zukunft des Euro anbelangt. Untrügliches Zeichen dafür ist, dass die Rendite der italienischen Staatsanleihen gestiegen ist. Die Anleger verlangen eine Entschädigung für das gestiegene Risiko eines «Quitaly». Die Grafik zeigt die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihe.
Wie berechtigt ist die Sorge, dass Italien bald aus dem Euro austreten wird? Kurzfristig scheint dieses Szenario sehr unwahrscheinlich zu sein. Die italienische Wirtschaft wächst (endlich), das Budgetdefizit ist unter

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Wie die Schweiz dank tiefer Löhne reich wurde

June 6, 2018

Harte Arbeit für wenig Geld: Arbeitende im jahr 1896 in der Lebensmittelfabrik bei Maggi in Kemptthal (ZH): Foto: Maggi-Archiv
In der Schweizer Wirtschaftsgeschichte gibt es zwei Phänomene, die auf den ersten Blick kaum miteinander vereinbar sind. Auf der einen Seite setzte die Industrialisierung sehr früh ein. Auf der anderen Seite waren die Löhne lange Zeit niedrig, wie die Zahlen von Roman Studer zeigen (Quelle).
In Ländern wie Grossbritannien, dem Pionierland der industriellen Revolution, war die Entwicklung anders. Die britischen Löhne waren schon zu Beginn der Industrialisierung relativ hoch und stiegen ab Mitte des 19. Jahrhunderts an, als das höhere Produktivitätswachstum die Gesamtwirtschaft erfasste (Quelle).
Auch in Amsterdam verlief die Lohnentwicklung anders als in der

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Die türkische Krise und Europa

June 1, 2018

Die Auswirkungen der drohenden Krise sind schwer abzuschätzen: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. (Foto: Reuters)
Die politische Unsicherheit in Italien hat der Öffentlichkeit schlagartig in Erinnerung gerufen, dass die Eurokrise nur eingedämmt, aber nicht gelöst worden ist. Mit einer exakten Wiederholung der Turbulenzen von 2010 bis 2012 ist zwar nicht zu rechnen. Aber es besteht kein Zweifel, dass die strukturellen Probleme der Eurozone das Potenzial haben, grosse Verwerfungen auszulösen. Die ruckartige Aufwertung des Schweizer Frankens ist ein deutliches Indiz dafür. Italien ist aber nicht nur aus innenpolitischen Gründen erneut zum Krisenherd geworden. Auch seine Banken sind nach wie vor schwach aufgestellt. Der Anteil an faulen Krediten ist zwar zurückgegangen, aber

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Der Rückzug der Globalisten

May 23, 2018

Er steht für salonfähig gewordene Globalisierungskritik. Ian Bremmer. Foto: Dirk Eusterbrock (Wikipedia)
Es ist erstaunlich, wie stark sich der Globalisierungsdiskurs seit der Wahl Trumps geändert hat. Vor November 2016 wurden Stimmen, die auf die Schattenseiten der Globalisierung hinwiesen, von der politischen Mitte kaum ernst genommen. Heute gehört es fast schon zum guten Ton, sich kritisch über die Globalisierung zu äussern.
Ein untrügliches Zeichen für die intellektuelle Zeitenwende ist das neue Buch «Us vs. Them: The Failure of Globalism» von Ian Bremmer, dem Gründer und Präsidenten der Euroasia Group. Denn Bremmers Geschäftsmodell beruht darauf, dass er immer und überall eingeladen wird, an Kongresse, wichtige Privattreffen und in die Medien. Nur wenn er dauernd im Gespräch ist,

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Eine weitere asiatische Erfolgsgeschichte

May 16, 2018

Die Wirtschaftsleistung Bangladeshs hat sich enorm gesteigert: Melonenlieferung im Hafen der Hauptstadt Dhaka. Foto: Mohammad Ponir Hossain (Reuters)
Bangladesh war lange Zeit ein Symbol für Armut, Elend und Hoffnungslosigkeit. In jüngster Zeit erlangte das Land vor allem im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine prominente Stellung. Falls der Wasserspiegel schnell steige, lautet die Befürchtung, würden Dutzende von Millionen von Bangladeshern von der Küste ins Landesinnere ziehen müssen.
Das Klischee vom armen Bangladesh hat sich so stark in den Köpfen festgesetzt, dass kaum von diesem Land berichtet wird. Deshalb ist auch kaum beachtet worden, dass das Land in den letzten Jahren enorme ökonomische Fortschritte erzielt hat. Die Armut ist immer noch weit verbreitet, aber es sind

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Was ist aus dem finnischen Wirtschaftswunder geworden?

May 9, 2018

Im Februar 2018 demonstrierten die Menschen in Helsinki gegen Kürzungen für Arbeitslose. Foto: Tuomas Forsell (Reuters)
Noch vor wenigen Jahren galt es als ausgemacht, dass Finnland die beste Wirtschaft der Welt habe. Man sprach vom finnischen Wirtschaftswunder, von dem die übrigen Länder lernen sollten. Das WEF klassierte das nordische Land von 2003 bis 2005 jeweils auf dem ersten Platz des Global Competitiveness Index (GCI).
Als Finnland 2006 den EU-Ratsvorsitz übernahm, publizierte Cordis, der Forschungs- und Entwicklungsinformationsdienst der EU, einen Artikel, der mit folgendem Absatz endete:

Der finnische EU-Ratsvorsitz kommt genau zum richtigen Zeitpunkt für all die in Europa, die sich über die Technologiekluft in Europa Sorgen machen. Das finnische Beispiel muss nicht auf

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Konjunktur, Geldpolitik und eine riesige Bilanzsumme

May 2, 2018

Die Schweizer Konjunktur brummt wie schon lange nicht mehr. Vor allem zeigt der kürzlich publizierte Bericht der Seco-Expertengruppe, dass die Erholung auf breiter industrieller Basis stattfindet. Der Frankenschock von 2015 ist definitiv überwunden (Quelle).

Foto: Peter Klaunzer (Keystone ) – Click to enlarge
Belässt die Bilanzsumme auf Rekordniveau: Thomas Jordan, Präsident der SNB, wird nach seiner Rede von Jean Studer, Präsident des Bankrats, beklatscht.
Auch die Aussichten sind so gut wie selten zuvor. Die Seco-Expertengruppe sagt ein Wachstum von 2,4 Prozent für das laufende und von 2,0 Prozent für das kommende Jahr voraus. Besonders erfreulich ist, dass der Beitrag der Bruttoinvestitionen (inkl. Lager) hoch

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Konjunktur, Geldpolitik und eine riesige Bilanzsumme

May 2, 2018

Belässt die Bilanzsumme auf Rekordniveau: Thomas Jordan, Präsident der SNB, wird nach seiner Rede von Jean Studer, Präsident des Bankrats, beklatscht. Foto: Peter Klaunzer (Keystone )
Die Schweizer Konjunktur brummt wie schon lange nicht mehr. Vor allem zeigt der kürzlich publizierte Bericht der Seco-Expertengruppe, dass die Erholung auf breiter industrieller Basis stattfindet. Der Frankenschock von 2015 ist definitiv überwunden (Quelle).

Auch die Aussichten sind so gut wie selten zuvor. Die Seco-Expertengruppe sagt ein Wachstum von 2,4 Prozent für das laufende und von 2,0 Prozent für das kommende Jahr voraus. Besonders erfreulich ist, dass der Beitrag der Bruttoinvestitionen (inkl. Lager) hoch bleibt.

Grund für den Optimismus ist die Erwartung, dass die Weltnachfrage stabil bleiben

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Chinas historische Wende

April 25, 2018

Arbeiter vor einem Kraftwerk in Peking. Foto: Michael Reynolds (Keystone)
Die Entwicklung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre hängt ganz wesentlich davon ab, wie sich die Kohleproduktion entwickeln wird. Die letzten zwei Jahrzehnte waren diesbezüglich wenig ermutigend. China und zunehmend auch Indien fuhren ihre Produktion hoch. 2015 betrug der Anteil der Kohle an der globalen Primärenergie-Produktion (TPES) 28 Prozent gegenüber 24,5 Prozent im Jahr 1971.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung anhand der Zahlen der Internationalen Energie-Agentur. Deutlich sichtbar ist der Anstieg seit den frühen 2000er-Jahren.
Wird dieser Aufwärtstrend anhalten? Was die Reserven anbelangt, so ist mit einem starken Wachstum zu rechnen. Gemessen an der heutigen Produktion, reichen die bekannten

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Der lange Schatten des Osmanischen Reichs

April 18, 2018

Die Geburtsstunde des Imperiums: Mehmed II. erobert 1451 Konstantinopel (Gemälde von Fausto Zonaro). Bild: Wikimedia
Seit langer Zeit wird im Westen immer wieder diskutiert, wie gross der wirtschaftliche Schaden des Kolonialismus war. Der heutige Stand der Diskussion lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es hängt vom Einzelfall ab. Während es zum Beispiel in Indien neben negativen Auswirkungen durchaus auch positive Einflüsse gab (Verwaltung, Rechtssystem, Sprache, Infrastruktur), dürften im Kongo die schädlichen Folgen bei weitem dominieren. Hier wurde bereits zu Beginn der Kolonialzeit ein System ökonomischer Ausbeutung etabliert, das das Land bis heute schwer belastet.
Wenig diskutiert werden hingegen die Folgen des nicht europäischen Kolonialismus. Wenn es etwa um den Nahen Osten

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Warum Wettbewerb den Banken schadet

April 11, 2018

Werbemittel mit Kultstatus: Die SKA verteilte zwecks Imagewechsel 800’000 Skimützen an Kleinkunden. (Foto: Credit Suisse)
Wettbewerb ist in der Wirtschaft elementar, um die Innovation voranzutreiben. Das ist hart für diejenigen Firmen, die nicht mithalten können, aber volkswirtschaftlich ist die positive Wirkung des Wettbewerbs kaum zu bestreiten.
Jede Grundregel kennt allerdings auch ihre Einschränkungen. Dies gilt insbesondere für den Bankensektor. Zwar hat auch in dieser Branche der Wettbewerb durchaus Vorteile. Wenn ich als Kunde bei der Bank A keinen Kredit bekomme, hilft mir vielleicht Bank B. Ein staatliches Monopolbankensystem brauchen wir nicht. Aber der positive Zusammenhang zwischen Wettbewerb und Innovation ist im Bankensektor weniger klar als in anderen Branchen.
Denn

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Amerikanische Lektionen für Europa

April 4, 2018

Die Bildung einer Union ist ein hoch komplexer Prozess: Flaggen der EU und der USA. Foto: Eeas
Der europäische Integrationsprozess ist in vielerlei Hinsicht ein neuartiges historisches Experiment. Noch nie haben sich einzelne Nationalstaaten so stark zu einer Zusammenarbeit verpflichtet. Die UNO, der Völkerbund, der IWF oder die WTO sind mit der heutigen EU nicht vergleichbar.
Ganz präzedenzlos ist die europäische Integration gleichwohl nicht. Ein anderes grosses Wirtschaftsgebiet hat sich ebenfalls nur ganz langsam zu einer modernen Union entwickelt: die Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Bundesstaaten hatten nämlich lange Zeit grosse Macht und nutzten diese, um eine Zentralisierung zu verhindern. Besonders deutlich war dies bei der Bildung einer politischen Union. Die 13 Kolonien,

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Boom oder Blase?

March 28, 2018

Die Verschuldung der privaten Haushalte ist rekordhoch und konzentriert sich auf Immobilien. Foto: unsplash.com
Wenn eine Finanzkrise ausbricht, heisst es jeweils schnell: Das war zu erwarten. Im Voraus hingegen sieht die Sache weniger eindeutig aus. Das zeigt sich besonders deutlich bei der Beurteilung des schweizerischen Immobilienmarktes. Alle warnen vor einer Überhitzung, aber kaum jemand traut sich, eine Prognose abzugeben. Offenbar fehlt es an klaren Indikatoren.
So spricht die UBS in ihrem «Swiss Real Estate Bubble Index» von der Stufe Risiko, die zwischen einem Boom und einer Blase angesiedelt ist. Die Botschaft lautet: Die Entwicklung ist besorgniserregend, aber es ist nicht klar, wohin die Reise gehen wird. Klar abgegrenzt wird die momentane Situation von der Überhitzung

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Das Ende der «Dritten Welt»

March 21, 2018

In den letzten 50 Jahren hat sich das Pro-Kopf-Einkommen in Asien (ausser Japan) versiebenfacht. Von der «Dritten Welt» kann keine Rede mehr sein. Trotzdem ist die Ungleichheit in vielen Ländern beträchtlich. Im Bild: Velofahrer bestaunen einen parkierten Porsche Cayman in Peking, 2007. (Foto: Diego Azubel, Keystone)
In Diskussionen über Reichtum und Armut der Nationen wird meist das hohe Wohlstandsniveau der OECD-Länder mit demjenigen der übrigen Länder verglichen. Das ist dann jeweils niederschmetternd. Der Unterschied ist etwas kleiner geworden, aber scheint immer noch unüberwindbar.
Auch in der Wirtschaftsgeschichte gilt die volle Aufmerksamkeit dem Unterschied zwischen dem Westen und den übrigen Weltregionen. Oft zitiert wird die «Great Divergence», die 1800 begann. Der Westen

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Aufstand der Kleinen

March 14, 2018

Emmanuel Macron will neue Institutionen für die Eurozone. Foto: Thomas Samson (AP)
Alle wissen es, alle beklagen es: Die Europäische Währungsunion funktioniert in der heutigen Form nicht richtig. Deshalb hat der französische Präsident Emmanuel Macron vor einigen Monaten einen Vorschlag zur Verbesserung der Euro-Architektur gemacht. Im Kern läuft es auf eine stärkere Integration hinaus, die mittels eines eigenen Parlaments, eines Finanzministers und eines gemeinsamen Budgets stabilisiert werden soll.
Konzeptuell ist der Vorschlag folgerichtig. Eine Währungsunion ohne politische und Fiskalunion ist ein instabiles Gebilde. Es braucht Ausgleichsmechanismen, um die schwachen Mitglieder der Währungsunion bei der Stange zu halten. Gut ist auch, dass die Reform in einer ruhigen Phase

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Italien kommt nicht vom Fleck

March 7, 2018

Die Wirtschaft stagniert: Baustelle in Rom. Foto: Alessia Pierdomenico (Getty)
Das Ergebnis der italienischen Wahlen ist alles andere als überraschend, wenn man die ökonomischen Daten betrachtet. Seit bald zwanzig Jahren kommt die Wirtschaft kaum vom Fleck. Auch die jüngste Konjunkturaufhellung in Europa ändert wenig an der italienischen Tristesse. Um die jahrelange Stagnation zu überwinden, wäre ein überdurchschnittliches Wachstum erforderlich. 2017 wuchs die Wirtschaft nicht einmal um zwei Prozent, wie die neusten Daten von Eurostat zeigen (Quelle).
Die folgenden beiden Grafiken dokumentieren das Ausmass der Stagnation. Sie zeigen die Entwicklung des realen BIP und des realen BIP pro Kopf. Letzterer Wert liegt immer noch unter dem Niveau von 2000. Man kann also durchaus von zwei

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Frühling der Sorglosigkeit

February 28, 2018

Alles wieder gut? Nach der Übernahme schreibt ein Bear-Stearns-Angestellter eine Nachricht an seinen Ex-Chef James Cayne, New York, Mai 2008. Foto: Mark Lennihan (AP, Keystone)
Vor genau zehn Jahren trat die amerikanische Immobilienkrise in ihr kritisches Stadium ein. Im März 2008 kollabierte nämlich zum ersten Mal eine New Yorker Investmentbank, Bear Stearns. Zuvor waren nur Immobilienbanken, Hedgefonds und Investmentgesellschaften unter die Räder gekommen.
Die folgende Grafik zeigt den Fall von Bear Stearns im chronologischen Kontext. Nur vier Monate später folgt der Zusammenbruch einer anderen Investmentbank, Lehman Brothers.
In Nachhinein sieht es so aus, als ob der Fall von Bear Stearns wie bei einem Domino die Kettenreaktion ausgelöst habe. Meine Erinnerung aber sagt mir, dass

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