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Der lange Schatten des Osmanischen Reichs

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Die Geburtsstunde des Imperiums: Mehmed II. erobert 1451 Konstantinopel (Gemälde von Fausto Zonaro). Bild: Wikimedia Seit langer Zeit wird im Westen immer wieder diskutiert, wie gross der wirtschaftliche Schaden des Kolonialismus war. Der heutige Stand der Diskussion lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es hängt vom Einzelfall ab. Während es zum Beispiel in Indien neben negativen Auswirkungen durchaus auch positive Einflüsse gab (Verwaltung, Rechtssystem, Sprache, Infrastruktur), dürften im Kongo die schädlichen Folgen bei weitem dominieren. Hier wurde bereits zu Beginn der Kolonialzeit ein System ökonomischer Ausbeutung etabliert, das das Land bis heute schwer belastet. Wenig diskutiert werden hingegen die Folgen des nicht europäischen Kolonialismus. Wenn es etwa um den Nahen Osten

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Der lange Schatten des Osmanischen Reichs

Die Geburtsstunde des Imperiums: Mehmed II. erobert 1451 Konstantinopel (Gemälde von Fausto Zonaro). Bild: Wikimedia

Seit langer Zeit wird im Westen immer wieder diskutiert, wie gross der wirtschaftliche Schaden des Kolonialismus war. Der heutige Stand der Diskussion lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es hängt vom Einzelfall ab. Während es zum Beispiel in Indien neben negativen Auswirkungen durchaus auch positive Einflüsse gab (Verwaltung, Rechtssystem, Sprache, Infrastruktur), dürften im Kongo die schädlichen Folgen bei weitem dominieren. Hier wurde bereits zu Beginn der Kolonialzeit ein System ökonomischer Ausbeutung etabliert, das das Land bis heute schwer belastet.

Wenig diskutiert werden hingegen die Folgen des nicht europäischen Kolonialismus. Wenn es etwa um den Nahen Osten geht, geht es meist nur um die willkürlichen Grenzziehungen der Westmächte (zum Beispiel 1916 Sykes-Picot) oder die sogenannte Peripherisierung der nahöstlichen Ökonomie innerhalb des kapitalistischen Weltsystems, aber kaum je um die schädlichen Folgen des osmanischen Kolonialismus.

Die Einseitigkeit der Diskussion ist umso frappanter, als der osmanische Kolonialismus viel länger gedauert hat als die europäische Besetzung. Ägypten, die Levante und die heiligen Stätten auf der Arabischen Halbinsel wurden allesamt im frühen 16. Jahrhundert erobert (siehe Karte) und blieben bis zum Ersten Weltkrieg (1914–1918) unter osmanischer Herrschaft (mit Ausnahme von Ägypten). Der wirtschaftliche Druck der Westmächte begann hingegen erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Die...

Tobias Straumann
Tobias Straumann (* 15. Mai 1966 in Wettingen) ist ein Schweizer Wirtschaftshistoriker. Tobias Straumann studierte Geschichte, Soziologie und Wirtschaft- und Sozialgeschichte in Zürich, Paris und Bielefeld. 1995 promovierte er bei Rudolf Braun an der Universität Zürich mit der Arbeit «Die Schöpfung im Reagenzglas. Eine Geschichte der Basler Chemie (1860–1920)». 1995–2000 arbeitete er als Journalist in Zürich, Zug und New York. 2005–2006 war er Oberassistent am Institut de l’histoire économique et sociale der Universität Lausanne.

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