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Was ist aus dem finnischen Wirtschaftswunder geworden?

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Im Februar 2018 demonstrierten die Menschen in Helsinki gegen Kürzungen für Arbeitslose. Foto: Tuomas Forsell (Reuters) Noch vor wenigen Jahren galt es als ausgemacht, dass Finnland die beste Wirtschaft der Welt habe. Man sprach vom finnischen Wirtschaftswunder, von dem die übrigen Länder lernen sollten. Das WEF klassierte das nordische Land von 2003 bis 2005 jeweils auf dem ersten Platz des Global Competitiveness Index (GCI). Als Finnland 2006 den EU-Ratsvorsitz übernahm, publizierte Cordis, der Forschungs- und Entwicklungsinformationsdienst der EU, einen Artikel, der mit folgendem Absatz endete: Der finnische EU-Ratsvorsitz kommt genau zum richtigen Zeitpunkt für all die in Europa, die sich über die Technologiekluft in Europa Sorgen machen. Das finnische Beispiel muss nicht auf

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Was ist aus dem finnischen Wirtschaftswunder geworden?

Im Februar 2018 demonstrierten die Menschen in Helsinki gegen Kürzungen für Arbeitslose. Foto: Tuomas Forsell (Reuters)

Noch vor wenigen Jahren galt es als ausgemacht, dass Finnland die beste Wirtschaft der Welt habe. Man sprach vom finnischen Wirtschaftswunder, von dem die übrigen Länder lernen sollten. Das WEF klassierte das nordische Land von 2003 bis 2005 jeweils auf dem ersten Platz des Global Competitiveness Index (GCI).

Als Finnland 2006 den EU-Ratsvorsitz übernahm, publizierte Cordis, der Forschungs- und Entwicklungsinformationsdienst der EU, einen Artikel, der mit folgendem Absatz endete:

Der finnische EU-Ratsvorsitz kommt genau zum richtigen Zeitpunkt für all die in Europa, die sich über die Technologiekluft in Europa Sorgen machen. Das finnische Beispiel muss nicht auf Finnland beschränkt bleiben. Das Modell kann genutzt werden, um ganz Europa nach vorne zu bringen. Folglich werden auch Forschung und Innovation in den kommenden sechs Monaten ganz oben auf der Tagesordnung stehen – keinen Augenblick zu früh.

Der Erfolgsfaktor Nokia

Dann änderte sich plötzlich die Tonalität. Finnland wurde kaum mehr als Modell angepriesen und rutschte auf Rang 10 des GCI ab. Das ist immer noch weit überdurchschnittlich, aber es ist auffällig ruhig um das finnische Wirtschaftswunder geworden.

Der Grund ist einfach zu benennen. Der grosse Hype zu Beginn der 2000er Jahre beruhte auf oberflächlichen Beobachtungen. Es gehörte zum guten Ton, vom Erfolg von Nokia zu schwärmen. Ausserdem waren die Wachstumsraten Finnlands überdurchschnittlich. Kaum hat Nokia Mühe und wächst die Wirtschaft langsamer, dreht sofort die Stimmung.

Stagnierend seit 2007

Die folgende Grafik zeigt den Verlauf des realen BIP pro Kopf. Vom Beginn der 1990er Jahre bis 2007 waren die Wachstumsraten in der Tat beeindruckend. Selbst die US-Rezession zu Beginn der 2000er-Jahre konnte Finnland nichts antun. Sie verlangsamte lediglich das Wachstum, aber brachte es nicht zum Stillstand. Aber...

Tobias Straumann
Tobias Straumann (* 15. Mai 1966 in Wettingen) ist ein Schweizer Wirtschaftshistoriker. Tobias Straumann studierte Geschichte, Soziologie und Wirtschaft- und Sozialgeschichte in Zürich, Paris und Bielefeld. 1995 promovierte er bei Rudolf Braun an der Universität Zürich mit der Arbeit «Die Schöpfung im Reagenzglas. Eine Geschichte der Basler Chemie (1860–1920)». 1995–2000 arbeitete er als Journalist in Zürich, Zug und New York. 2005–2006 war er Oberassistent am Institut de l’histoire économique et sociale der Universität Lausanne.

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