In der gestrigen Ausgabe der NZZ am Sonntag wird Nobelpreisträger Paul Krugman zitiert, wie er den Mindestkurs der SNB und deren Negativzinsen lobt. Die Negativzinsen seien ein „wertvolles Experiment“ meint er und „bedankt“ sich dafür sogar bei der SNB. „Die Schweiz eruiert neues Territorium. Aus akademischer Sicht liebe ich das.“ Die SNB hat sich also zum Versuchskaninchen der internationalen wirtschaftswissenschaftlichen Forschung degradieren lassen. Wir – die Schweizerinnen und Schweizer – sind also bereit, uns quasi als Feldversuch für die Wirtschaftswissenschaft hinzugeben. Ähnlich einem Kaninchen oder einem armen Äffchen müssen wir zulassen, dass man unsere Wirtschaft und unser Land durch Versuche in grosse Gefahr bringt. Die Worte des US-Professors Krugman zeigen die Arroganz der Forschung in der internationalen Wirtschaftswissenschaft. Ob der Versuch gelingt oder nicht ist nicht wichtig – das einzige, was letztlich zählt, ist das wissenschaftliche Resultat der Experimente. Das liebt Krugman. Deshalb bedankt er sich bei der SNB. Ob die Schweiz dabei drauf geht oder nicht, ist genauso unwichtig wie das Überleben des Affen beim Tierversuch. Helfershelferin für diese waghalsigen Experimente ist unsere Schweizerische Nationalbank (SNB).
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In der gestrigen Ausgabe der NZZ am Sonntag wird Nobelpreisträger Paul Krugman zitiert, wie er den Mindestkurs der SNB und deren Negativzinsen lobt.
Die Negativzinsen seien ein „wertvolles Experiment“ meint er und „bedankt“ sich dafür sogar bei der SNB. „Die Schweiz eruiert neues Territorium. Aus akademischer Sicht liebe ich das.“
Die SNB hat sich also zum Versuchskaninchen der internationalen wirtschaftswissenschaftlichen Forschung degradieren lassen. Wir – die Schweizerinnen und Schweizer – sind also bereit, uns quasi als Feldversuch für die Wirtschaftswissenschaft hinzugeben.
Ähnlich einem Kaninchen oder einem armen Äffchen müssen wir zulassen, dass man unsere Wirtschaft und unser Land durch Versuche in grosse Gefahr bringt.
Die Worte des US-Professors Krugman zeigen die Arroganz der Forschung in der internationalen Wirtschaftswissenschaft. Ob der Versuch gelingt oder nicht ist nicht wichtig – das einzige, was letztlich zählt, ist das wissenschaftliche Resultat der Experimente.
Das liebt Krugman. Deshalb bedankt er sich bei der SNB. Ob die Schweiz dabei drauf geht oder nicht, ist genauso unwichtig wie das Überleben des Affen beim Tierversuch.
Helfershelferin für diese waghalsigen Experimente ist unsere Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie macht es möglich, dass die Schweiz zum weltweit beachteten Versuch mit den Negativzinsen „hinhält“.
Ohne politische Legitimation. Das wird immer unerträglicher. Wer sind wir? Müssen wir uns das gefallen lassen?
Dabei geht Krugman von ganz falschen Prämissen und Auswirkungen von Negativzinsen aus. Krugman begeht mehrere Überlegungsfehler, wenn er von den Negativzinsen spricht. Ich möchte die drei wichtigsten hier kurz aufzeigen.
Krugman meint, dass Negativzinsen die Wirtschaft stimulieren. Er bezeichnet diese als „lockere Geldpolitik“. Dabei übersieht Krugman, dass die Schuldzinsen einer Zentralbank einen umgekehrten Effekt auf die Wirtschaft haben als die Leitzinsen.
Warum?
Bei den Leitzinsen handelt es sich um jene Zinsen, zu denen eine Zentralbank der Wirtschaft Kapital zur Verfügung stellt. Im Fachjargon nennt man diese die Aktivzinsen.
Senkt eine Notenbank ihre Aktivzinsen, so bedeutet das, dass sie der Wirtschaft mehr Kapital zu günstigeren Konditionen zur Verfügung stellt. Dadurch wird die Wirtschaft angekurbelt.
Umgekehrt sieht es bei den Schuldzinsen aus. Das sind Passivzinsen der SNB. Je mehr die SNB Schuldzinsen von ihren Kapitalgebern verlangt, desto mehr Kapital entzieht sie dadurch der Wirtschaft. Dadurch wird die Wirtschaftstätigkeit gebremst.
Negativzinsen haben also nicht einen expansiven Effekt, wie Krugman meint, sondern im Gegenteil einen restriktiven. Mit Negativzinsen bremst die SNB die Schweizer Wirtschaft.
Der zweite Überlegungsfehler von Krugman liegt darin, dass er meint, Deflation sei generell schlecht. Es sei eine Inflationsrate von bis zu 3 Prozent anzustreben. Sein Irrtum liegt darin, dass er die Ausdrücke „Deflation“ und „Depression“ miteinander verwechselt.
Das ist ein weitverbreiteter Irrtum in der heutigen Wirtschaftswissenschaft, dem auch unsere Nationalbank aufsitzt.
Eines der wichtigsten Konzepte in der Nationalökonomie ist jenes von Angebot und Nachfrage. Im Fachjargon können Angebot und Nachfrage durch zwei Kurven ausgedrückt werden, die einem grossen „X“ entsprechen.
Die Kurve von links oben nach rechts unten entspricht dabei der Nachfragekurve; jene von links unten nach rechts oben der Angebotskurve.
Auf der y-Achse im Koordinatensystem von unten nach oben (Senkrechte, Ordinate, Nordachse) wird der Preis des Gutes abgezeichnet; auf der x-Achse von links nach rechts (Waagrechte, Abszisse, Ost-Achse) die Menge des Gutes.
Jeder Leser kann nun selber nachprüfen: Bei einer Vergrösserung der Nachfrage, also bei einer Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts und oben, steigen Menge und Preis eines Gutes gemeinsam.
Bei einer Verschiebung der Angebotskurve nach rechts und unten hingegen steigt die Menge bei fallenden Preisen.
Das gesamtwirtschaftliche Preisniveau ergibt sich nun durch eine Aggregation (Addierung) sämtlicher Angebots- und Nachfragekurven.
Daraus folgt eindeutig: Fallen die Preise wegen einer Verschiebung der Nachfragekurve nach unten und links, so geht die Gesamtmenge, das heisst das Bruttosozialprodukt, zurück. Wir haben es mit einer Depression zu tun, verbunden mit Arbeitslosigkeit.
Fallen die Preise jedoch wegen einer Verschiebung der Angebotskurve nach unten und rechts, so steigt die Menge. Wir haben es mit einer anziehenden Konjunktur zu tun.
Und genau dieser letzte Fall liegt in der Schweiz vor. Die Preise fallen wegen günstigeren Preisen von der Angebotsseite her.
Da sind einmal die tieferen Energiepreise, die fallenden Preise von Importgütern allgemein und insbesondere auch die fallenden Preise für Computer, Autos und vieles mehr.
Und parallel zu diesen fallenden Preisen zieht die Konjunktur an. Wir haben noch nie so viele Beschäftigte in unserem Lande gehabt wie in der jüngsten Vergangenheit.
Aus diesen Überlegungen folgt, dass es nie und nimmer ein Ziel sein kann, die Inflation auf 2 bis 3 Prozent anzukurbeln, wie Krugman predigt.
Nein. Wir sollten froh sein um die fallenden Preise von der Angebotsseite her. Jedermann ist froh, wenn er tiefere Preise bezahlen kann.
Der dritte Irrtum von Krugman liegt darin, dass er den Mindestkurs als „bemerkenswert erfolgreich“ bezeichnet.
Nein – der Mindestkurs war nicht „bemerkenswert erfolgreich“, sondern ein Debakel, das die Schweiz über 50 Milliarden reales Volksvermögen gekostet hat.
Nobelpreis Laureate Krugman meint wie sein Kollege Stiglitz, die SNB könne einfach Banknoten drucken und damit Euros kaufen.
Die beiden Honoratioren begehen dabei den weit verbreiten Kapitalfehler, wonach eine Zentralbank „Fiat-Geld“ „aus dem Nichts“ erschaffen und damit alles aufkaufen könne.
Der gescheiterte Mindestkurs hat jetzt aber auch in der Praxis deutlich gezeigt, dass das eine Illusion ist.
Irrlehren in der Wirtschaftswissenschaft können brandgefährlich sein und zu Wirtschaftskrisen bis hin zu politischen Krisen und im Extremfall sogar zu Kriegen führen. Der Aufstieg Hitlers vor dem Hintergrund von Hyperinflation und Massenarbeitslosigkeit hat dies deutlich gezeigt.
Mit den Wirtschaftswissenschaften ist nicht zu spielen. Leider prämiert aber der unechte Nobelpreis in Oekonomie seit Jahrzehnten immer wieder Irrlehren, welcher der Menschheit gefährlich werden können.
Wenn beispielsweise in der Chemie, Physik oder Literatur ein Nobelpreis ungerechtfertigt vergeben wird, so ist das nicht weiter schlimm. Eine Irrlehre in der Wirtschaftswissenschaft kann der Menschheit jedoch schwersten Schaden zufügen.
Alfred Nobel hatte keinen Wirtschaftsnobelpreis vorgesehen – er war offensichtlich zu klug. Die Schwedische Reichsbank meinte, eine gute Tat zu vollbringen mit der Einführung des unechten Wirtschaftsnobelpreises.
Das Gegenteil trifft zu. Seit Jahrzehnten führen dilettantisch vergebene Nobelpreise zu falschen wirtschaftspolitischen Entscheiden mit entsprechenden Krisen.