Zum dritten Mal fand am 11. März das „Café Kyiv“ statt, das von der Konrad-Adenauer-Stiftung mit einer Heerschar von Partnern in Berlin veranstaltet wurde. Vom Morgen bis in die Nacht hinein gab es viele Workshops und Vorträge, die einer vielfältigen Gruppe an Menschen die Möglichkeit gab, ihre Ideen zu präsentieren und sich auszutauschen: Heldenhafte Aktivisten aus der Ukraine, Wissenschaftlerinnen, Journalisten, Kulturschaffende und Expertinnen aus ganz Europa und auch die deutsche Politik mit langjährigen Unterstützern des angegriffenen Landes wie Serap Güler, Anton Hofreiter, Roderich Kiesewetter und Michael Roth. Besonders stolz sind
wir, dass Felix Hosse mit seinem Projekt „Clear Conscience“ vertreten war, dessen Entstehen wir im Rahmen unserer ersten Hekaton-Kohorte fördern und
Articles by Clemens Schneider
Germaine de Stael
16 days agoPhoto: Pierre-Louis Bouvier from Wikimedia Commons (CC 0)
Es gibt immer mal wieder so Ausnahmepersönlichkeiten, bei denen alle Fäden ihrer Zeit zusammenzulaufen scheinen. Germaine de Stael (1766-1817) ist eine solche. Mit 20 Jahren begann die Tochter eines der letzten Regierungschefs von Ludwig XVI. zu schreiben. Im Laufe ihres gar nicht so langen Lebens entwickelte sie sich zu einer der führenden Literaten an der Schwelle zur Moderne und zugleich zu einer hochgeachteten Kommentatorin der höchst turbulenten Politik ihrer Epoche. In der ersten Phase der Französischen Revolution brachte sie sich in die Debatten ein und war etwa bei der Entstehung der ersten Verfassung beteiligt. Später war sie eine wortgewaltige Kritikerin der Terrorherrschaft der Revolution und der Diktatur Napoleons.
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Museums-Empfehlung National Portrait Gallery
16 days agoPhoto: National Portrait Gallery from Wikimedia Commons (CC 0)
Neulich war ich mal wieder in London. Was bei einem Besuch in dieser grandiosen Stadt für mich nie fehlen darf, ist ein Besuch in der National Portrait Gallery. Sie ist eine Art besonders gut aussehendes Geschichtsmuseum, weil sie Bilder von allen möglichen bedeutenden Gestalten britischer Geschichte vereint. Man blickt diesen Leuten direkt ins Auge und kann so Geschichte für einen selbst lebendig werden. Natürlich finden sich dort die Monarchen und ihre Familien, Premierminister und Generäle, aber auch prägende Persönlichkeiten aus anderen Bereichen wie
Kunst und Wissenschaft. Für mich ist es immer auch ein Wiedersehen mit einigen meiner größten Vorbilder und besonderen Freunde wie etwa mit den Philosophen Adam Smith und David
Entwicklungszusammenarbeit privatisieren
16 days agoPhoto: International Catholic Migration Commission from Flickr (CC BY-ND 2.0)
International Catholic Migration Commission from Flickr (CC BY-ND 2.0)Das Geschäftsvolumen der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit betrug im Jahr 2011 2.032 Milliarden Euro, inflationsbereinigt sind das 2.868 Milliarden. Laut dem Geschäftsbericht von 2023 sind wir inzwischen bei 3.968 Milliarden angekommen. Angesichts des Kahlschlags bei USAID sollte man meinen, dass hier noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Muss da nicht Deutschland auch einspringen, um die westliche Präsenz aufrecht zu erhalten? Schließlich war die US-Behörde einst von Kennedy auch zu dem Zweck ins Leben gerufen worden, den sowjetischen Lockungen im sich entkolonialisierenden Süden die prallen Portemonnaies
Protektionismus-Studie von Flossbach von Storch
25 days agoPhoto: Flossbach von Stoch researchinstitute
Unter Federführung von Agnieszka Gehringer hat das Flossbach von Storch Research Institute eine Untersuchung veröffentlicht zum rasant wachsenden Protektionismus. Anders als viele vermuten würde, sind nicht etwa nur Zölle ein gigantisches Problem. Auch Subventionen spielen eine entscheidende Rolle. Die haben natürlich nicht nur Auswirkungen auf die Preisgestaltung von Produkten, sondern werden auch direkt von den Konsumenten über Steuern getragen. So zahlen die Konsumenten oft doppelt drauf.
5. März 2025/von Clemens SchneiderEintrag teilen
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Clemens Schneider
Read More »Irving Kristol
25 days agoPhoto: Esquire Magazin
Irving Kristol (1920-2009) wurde in New York in eine Familie ostjüdischer Migranten geboren. In seiner College-Zeit war er aktiv in einer Gruppe antisowjetischer Trotzkisten, wo er auch seine Frau Gertrude Himmelfarb (1922-2019) kennenlernte, die er bereits mit Anfang 20 heiratete. Die beiden bildeten über die nächsten Jahrzehnte ein absolutes intellektuelles Power Couple. Schon in jungen Jahren ist auch ihr Sohn Bill Kristol (*1952) in ihre Fußstapfen getreten. In Irving Kristols Nachruf in der taz wurde ihm attestiert, er verfüge über „ein intellektuelles Niveau, von dem man bei den meisten moderaten Konservativen nur träumen kann“.
Kristol und Himmelfarb standen an der intellektuellen Wiege des Neokonservatismus, der die US-amerikanische Politik von Reagan bis
Beata Sirota
February 21, 2025Photo: Gordon Family
Die japanische Verfassung von 1946 war ein Vorreiter in Fragen der Frauenemanzipation. Japan? Kurz nach dem 2. Weltkrieg? Ja, und das hat vor allem mit einer 22jährigen ostjüdischen Wienerin aus den USA zu tun.
Beata Sirota kam aus einer der klassischen osteuropäisch-jüdischen Musikerfamilien. Ihr Vater, ein begnadeter Pianist, stammte aus der damals unter russischer Herrschaft stehenden Ukraine und wanderte 1904 nach Wien aus. 1923 wurde Beata geboren und 1930 zogen ihre Eltern mit ihr weiter nach Japan, nicht zuletzt, um dem wachsenden Antisemitismus zu entkommen. Es war ein glücklicher Zufall, dass sie 1939 nach Kalifornien ging, um dort ihre akademische Bildung weiterzuverfolgen. So war sie beim japanischen Angriff auf Pearl Harbor zwar von ihren Eltern getrennt,
Buchempfehlung „Hiob“ von Joseph Roth
February 21, 2025In turbulenten Zeiten wie diesen würde man sich von dem Autor Joseph Roth, einem stilistisch und erzählerisch absolut brillanten Zeitbeobachter der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, vermutlich das Werk „Radetzkymarsch“ aus dem Regal ziehen, um sich in der Verfallsgeschichte des Habsburgerreiches zu spiegeln. Meine Empfehlung ist jedoch ein anderes Buch das Autors: „Hiob. Roman eines einfachen Mannes“. (Eine der Schullektüren, die mir am meisten bedeutet haben.) Die Erzählung des Schicksals einer ostjüdischen Familie zwischen der Jahrhundertwende und dem Ende des Ersten Weltkriegs hat auch vielerlei bedrückende Wendungen. Sie spielt zunächst in einer fiktiven Ortschaft in Galizien, der heutigen Westukraine, und danach in den Vereinigten Staaten, das von der Familie als Gelobtes Land
Read More »Freiheitliche Demokratien ermächtigen nicht, sie entmächtigen
February 21, 2025Photo: Joanna Keen from Flickr ( CC BY-ND 2.0)
Bundestagswahl. Mal wieder. Und die deutschen Wählerinnen und Wähler haben auch kürzlich eine Mahnung mitbekommen: „An die Demokratie zu glauben, bedeutet zu verstehen, dass jeder unserer Bürger über Einsicht verfügt und eine Stimme hat. Und wenn wir uns weigern, auf diese Stimme zu hören, werden auch unsere erfolgreichsten Kämpfe am Ende nur wenig bewirken.“ So sagte es der amerikanische Vize-Präsident JD Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz. Demokratie, so ist er überzeugt, dient dazu, dass die Menschen ihre Wünsche durchsetzen können: „Es gibt so viel Wertvolles, das man erreichen kann mit dem demokratischen Mandat, das daher stammt, dass man besser auf die Stimmen der Bürger antwortet.“
Was Vance dort beschrieben hat, ist
Mary Ward
December 16, 2024Religiöse Verfolgung und die Unterdrückung von Frauen ist etwas, das wir heute mit Ländern wie Afghanistan, Iran und Somalia verbinden – ein wenig „zivilisierter“ auch mit den Staaten der arabischen Halbinsel, Myanmar oder Indien. Vor vierhundert Jahren war die Situation in Europa freilich mitunter ähnlich dramatisch. So wurden in England unter Königin Elisabeth I. und ihrem Nachfolger Jakob I. Katholiken in erheblichem Umfang verfolgt. Über 200 von ihnen wurden hingerichtet; Tausende enteignet, gefoltert und eingekerkert. Und wenn man nicht auf einem Thron saß, hatte man als Frau auch nichts zu melden in jenen Tagen.
Beide Erfahrungen machte die englische Katholikin Mary Ward (1585-1645) in hohem Maße. Um ihrem Wunsch nachzukommen, sich für ihre Kirche einzusetzen, musste sie in die
Film-Empfehlung: Rocco und seine Brüder
December 16, 2024Photo: Filmalcinema
Die vor uns liegenden Feiertage bieten womöglich etwas mehr Zeit, um sich einmal mit etwas mehr Muße einem Film zu widmen. In diesem Sinne empfehle ich gerne einen meiner absoluten Lieblingsfilme von einem meiner absoluten Lieblingsregisseure. Lucchino Visconti (1906-1976) war bekannt für seine mehrere Stunden dauernden epischen Filme: Literaturverfilmungen wie „Der Tod in Venedig“ und „Der Leopard“, ein Drama über eine sich im Nationalsozialismus verstrickende Industriellenfamilie – „Die Verdammten“ – und ein vierstündiges Biopic von König Ludwig II von Bayern. Allesamt höchst sehenswert.
Aber mein ganz besonderer Favorit ist „Rocco und seine Brüder“. Mit einer eindrucksvollen Mischung aus professioneller Distanz und verständnisvoller Einfühlsamkeit begleitet der
Ein Paradebeispiel für symbolpolitischen Interventionismus
December 16, 2024Photo: DIW Wochenbericht
Die Mieten steigen – wir brauchen eine Mietpreisbremse. Jugendliche trinken zu viel – ein Alkoholverbot muss her. Menschen benehmen sich nicht ordentlich im Netz – es braucht staatlich zertifizierte „trusted flagger“. Das Muster ist immer dasselbe: der Staat muss sich einmischen, um ein gesellschaftlich oder anderweitig erwünschtes Ergebnis herbeizuführen, das die Gemüter beruhigt. Jedes Mal wächst die Macht des Staates ein Stück mehr, jedes Mal verlieren die Bürger ein Stück Autonomie. Besonders grotesk wird es bei diesem Herumgepfusche dann, wenn auch noch die Empirie dem entgegensteht. So hat das ifo etwa festgestellt, dass in Folge der Einführung des (inzwischen wieder gekippten) Mietendeckels in Berlin die Zahl der angebotenen Mietswohnungen um 60 Prozent
Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann
November 22, 2024Vor etwas mehr als 100 Jahren, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs, fuhren schon 100.000 Autos durch Deutschland, Berlin hatte vier U-Bahn-Linien, die insgesamt 37 Kilometer lang waren, Hamburg hatte 25.000 Telefonanschlüsse und in rund 14 Stunden war man von München aus mit dem Zug in Paris. Aber keine einzige Frau in Deutschland (und Europa mit Ausnahme von Finnland und Norwegen) konnte wählen. Und erst 1908 war Mädchen erlaubt worden, das Abitur abzulegen und regulär eine Hochschule zu besuchen. Dass so etwas wie Wahlrecht oder Bildung in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts verhältnismäßig schnell zugänglich wurden, ist dem leidenschaftlichen Einsatz einer Reihe von Frauen (und ein paar weniger Männer). Frauen wie Anita Augspurg (1857-1943) und Lida Gustava Heymann
Read More »Marko Martins Rede zum Mauerfall-Jubiläum
November 22, 2024Am 7. November lud der Bundespräsident ein zu einem Festakt zum 35. Jahrestag des Mauerfalls. Als einer der Festredner wurde der Schriftsteller Marko Martin eingeladen. In den 16 Minuten, die seine Ansprache dauerte, wurde der Gastgeber und Hausherr sichtlich immer ungehaltener und erboster. Denn in guter dissidentischer Tradition – Martin stammt aus einer Dissidentenfamilie hat sich der Autor nicht geschmeidig angepasst, sondern den Mächtigen in ihrem eigenen Schloss schonungslos seinen Blick auf die Dinge ins Gesicht gesagt. Nicht hinterm Rücken, nicht nur als Kommentar im Netz, nicht inmitten lauter Gleichgesinnter. Sondern direkt, anständig, aber knallhart ins Gesicht. (Der Bundespräsident zeigte sich deutlich weniger souverän in seiner Reaktion …) Die Rede ist es wirklich wert,
Read More »Ein Freiheitsmissverständnis
November 22, 2024Photo: Adam Jones flickr
„End the Fed“ steht wieder im Raum, ein alter Anspruch der US-amerikanischen Libertären. Mit Elon Musk ist jemand im Herzen der künftigen US-Regierung, der ein lautstarker Befürworter von Meinungsfreiheit ist. Und für Subventions- und Bürokratieabbau ist die reichste Person der Welt auch noch zuständig. Steuersenkungen könnten kommen und natürlich Technologieoffenheit. Alles tutti im künftigen Freiheitsparadies.
Die Frage ist nur, ob das Narrativ stimmt. Und da finde ich es immer wieder überraschend, wie viel Hoffnung doch noch auf Politiker – oder politisierende Unternehmer – gesetzt wird. Mögen Begriffe wie Deregulierung, Meinungsfreiheit und Zentralbankabschaffung das ein oder andere liberale oder libertäre Herz auch höherschlagen lassen – meine Prognose ist:
Kurt Zube
November 1, 2024Photo: anares.org
Kurt Zube (1905-1991) war ein hundertprozentiger Überzeugungstäter. In seinen Studienjahren in Berlin war er mit dem Anarchismus in Kontakt gekommen. Er freundete sich mit John Henry Mackay (1865-1933) an, der das Erbe der individualanarchistischen Denker in Deutschland am Leben erhielt, insbesondere von Max Stirner (1806-1856). Von den Nationalsozialisten wurde Zube schon 1933 verfolgt und massiv schikaniert: so fielen seine Privatbibliothek und Manuskripte den Flammen zum Opfer. 1935 wurde er, nachdem er sich nach Österreich abgesetzt hatte, von deutschen Behörden ausgebürgert. Er beteiligte sich in der Zeit auch an der Entstehung einer genossenschaftlich organisierten Privatwährung, die heute noch als WIR Bank in der Schweiz aktiv ist. Sechzehn Jahre verbrachte er als
Substack-Empfehlung: Zeitsprung
November 1, 2024Wem unsere Newsletter-Kategorie „Weltbeweger“ gefällt, der sollte unbedingt den Newsletter oder den Substack „Zeitsprung“ von Leo Dihlmann abonnieren. Der Autor hat einen regulären Job als Produktmanager beim Medienkonzern The Pioneer, ist aber so fasziniert von der Rolle, die einzelne Menschen in der Geschichte gespielt haben, dass er sich ein Hobby zugelegt hat, das er auf professionellem Niveau betreibt. Woche für Woche rückt er in gut lesbaren, aber durchaus umfassenden Kurzportraits Heldinnen und Helden des Alltags in den Fokus seiner Leserschaft. Wer sich weiter informieren will, findet am Ende des Beitrags auch immer noch ein paar Hinweise, wo man sich noch intensiver mit der Person beschäftigen kann, um die es geht. Dihlmann trägt durch diese beharrliche Arbeit dazu bei, dass man
Read More »VW in Potemkin-Land
November 1, 2024Photo: Robbie Sproule from Flickr (CC BY 2.0)
In Wolfsburg brennt die Hütte. VW steckt in einer sich verfestigenden Multikrise. Damit stehen nicht nur im Konzern selber schwere Verwerfungen an, sondern auch in der Zuliefererindustrie, bei all den Unternehmen, die um VW herum gebaut sind, und natürlich auch für das Land Niedersachsen. Es würde nicht überraschen, wenn die SPD noch stärker als schon bisher auf Industriepolitik im Wahlkampf setzen würde. Zumal die Partei ja inzwischen so sehr auf das VW-Bundesland fixiert ist wie die CSU auf Bayern. Nachdem die Wahl 2021 vor allem durch Rentenpopulismus geprägt war, darf man jetzt erwarten, dass sich die Sozialdemokratie dem weltweiten Trend zum Protektionismus „einheimischer“ Industrie anschließen werden, um die Stimmung zu ihren Gunsten zu
Gunther Schnabl wird Nachfolger von Thomas Mayer
November 1, 2024Photo: Flossbach von Storch
Seit unseren Gründungstagen ist uns Prof. Thomas Mayer sehr verbunden, als offener und kluger Ratgeber und als wohlwollender Begleiter. 2014 gründete er das Flossbach von Storch Research Institute, das sich zu einer wesentlichen Stimme an den Schnittstellen von ökonomischer Wissenschaft, Finanzpraxis, politischen Realitäten und Publizistik entwickelt hat. Dass Mayer, der Anfang des Jahres seinen 70. Geburtstag feierte, sich jetzt aus dem unmittelbaren Tagesgeschäft rauszieht, ist eine eigenartige Vorstellung, wenn auch natürlich eine gut nachvollziehbare Entscheidung. Mit dem Leipziger Ökonomen Prof. Gunther Schnabl ist ein Nachfolger ausgesucht worden, der auf jeden Fall ein hohes Maß an inhaltlicher Kontinuität verspricht, fachliche Kompetenz mitbringt und die
Thomas Carlyle
October 11, 2024Photo: Wikimedia Commons (CC0)
Welche Erwartungen richten wir an Politiker? Das ist eine Gretchenfrage liberaler Weltanschauung. Karl Popper bemerkte in seinem Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“, dass „Platon dadurch, dass er das Problem der Politik in Form der Frage stellte ‚wer soll herrschen?‘ oder ‚wessen Wille soll der höchste sein?‘, die politische Philosophie gründlich verwirrt hat.“ Denn so hat der Urvater der politischen Theorien den Blick auf Personen statt auf Institutionen gelenkt. Diese Perspektive ist im 19. Jahrhundert von einem britischen Historiker aufgegriffen und massiv verstärkt worden: Thomas Carlyle (1795-1881) hat wie nur wenige das Verständnis von Geschichte in der westlichen Welt geprägt.
Sein wahrscheinlich einflussreichstes Werk „On Heroes,
Buchempfehlung: Not born yesterday
October 11, 2024Eines der spannendsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ist „Not Born Yesterday: The Science of Who We Trust and What We Believe“ des französischen Kognitionswissenschaftlers Hugo Mercier. Er beschäftigt sich in seiner Forschung mit der Frage, wie leicht Menschen verführbar und manipulierbar sind, und geht somit einem Narrativ auf den Grund, das im Zeitalter von Populismus und Extremismus besonders häufig verwendet wird. Dabei stehen seine Erkenntnisse oft quer zu den Intuitionen, die man zu diesem Themenkomplex hat – und die womöglich auch geprägt sind von beständig wiederholten Standarderzählungen. Kurz: der Mensch geht viel weniger auf den Leim als man denkt.
Eine Anekdote war für mich besonders lehrreich: Im Jahr 1969 kam in der Stadt Orleans das Gerücht auf, dass
Serien-Empfehlung: KAOS
September 20, 2024Unser Namenspatron Prometheus bekommt gerade eine große Bühne. Auf Netflix wurde Ende August die britische Serie „Kaos“ veröffentlicht. Den Machern ist es gelungen, die antike Götter- und Mythenwelt bild- und erzählgewaltig in ein modernes Setting zu übertragen. Das tragikomische Epos, das sich in einem Gewirr aus unausgewogenen Emotionen, unabänderlichen Schicksalswendungen und unausgegorenen Lösungsversuchen entfaltet, nimmt den Zuschauer mit auf eine ganz herrliche Reise, in der die Zeitlosigkeit und die Jahrtausende sprengende narrative Prägekraft der alten Erzählungen deutlich wird. Inmitten dieses Chaos ist ausgerechnet der Charakter des Prometheus die Stimme der Vernunft und zugleich derjenige, der am meisterhaftesten mit dem Schicksal zu spielen weiß.
Die Serie ist prominent
Gail Halvorsen
September 20, 2024Photo: Wikimedia Commons (CC 0)
Den Begriff „Rosinenbomber“ kennen viele. Aber wer hat schon einmal den Namen Gail Halvorsen gehört? Dabei ist er die Person, die den Anstoß gab zu diesem äußerst wirkmächtigen Sinnbild, das der Westbindung der Bundesrepublik mit den Weg bereitete. Fast elf Monate lang mussten 1948 und 1949 die West-Berliner mit einer Luftbrücke versorgt werden. Zu Beginn dieser Zeit kam der Airforce-Pilot Gail Halvorsen auf die Idee, den in Flughafennähe beobachtenden Kindern Süßigkeiten zukommen zu lassen, indem er das Naschwerk an Fallschirme band, die er aus Taschentüchern gebastelt hatte, und es beim Anflug herabsegeln ließ. In Windeseile wurde diese Idee auch von seinen Vorgesetzten aufgegriffen und zur offiziellen Policy gemacht. Insgesamt segelten rund 23 Tonnen an
Subventionen sind Günstlingswirtschaft
September 20, 2024Photo: Nathan Cima from Unsoplash (CC 0)
Das Intel-Debakel hat rasch die Verteidiger von Subventionen wieder auf den Plan gerufen: Bestimmte Industriezweige würden nicht entstehen oder überleben, wenn der Staat nicht in Vorleistung gehe. Subventionen seien nicht per se das Problem, man müsse es halt nur richtig machen und nicht so wie die Amateure, die derzeit dafür zuständig sind. Das haben die gestern und heute Zuständigen freilich auch selber genau so formuliert.
Im Juli hatte die Research Abteilung des Vermögensverwalters Flossbach von Storch eine Studie zu Subventionen veröffentlicht. Ein Ergebnis: RWE und E.ON haben in den letzten Jahren de facto keinen Cent an Steuern gezahlt, weil sie genau so viele Subventionen bekommen wie Steuern entrichtet haben. Da kann man sich die
Alexander-Rüstow-Plakette für Deirdre McCloskey
September 20, 2024Photo: Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft
Auszeichnungen und Preise folgen bisweilen dem Dominoeffekt. Wenn man mal den ersten, zweiten und dritten hat, fangen sie an, exponentiell herab zu purzeln. Die 1942 geborene Ökonomin Deirdre McCloskey, zweifellos eine der wichtigsten lebenden intellektuellen Führungspersönlichkeiten des akademischen Liberalismus, ist inzwischen in einer solchen Lage. Sie hat neun Ehrendoktorwürden verliehen bekommen und eine Kohorte von Auszeichnungen, viele davon auch für ihr Lebenswerk. Anfang September wurde ihr die Alexander-Rüstow-Plakette der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft verliehen.
Die Klassisch-Liberale Adam Smith-Verehrerin ist auf dem ideologischen Spektrum des Liberalismus sicherlich sehr weit entfernt von Rüstow, der an Wilhelm
Essay von Ines Geipel: „Die Landnahme der Gefühle“
August 30, 2024Ines Geipel war eine Leichtathletin in der DDR und wurde zum Opfer des dortigen Dopingsystems. Sie wandte sich gegen die Erwartung, aus ihr einen systemtreuen Teil des Sportkaders zu machen, und wurde schon in jungen Jahren zu einer Oppositionellen. Nach ihrer Flucht in die Bundesrepublik 1989 begann sie dort, ihren geisteswissenschaftlichen und literarischen Interessen zu folgen. Seit Beginn der 2000er ist sie auch als Schriftstellerin tätig.Vor drei Wochen erschien von ihr ein Essay in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in dem sie zu ergründen versucht, was den Erfolg der Rechtspopulisten von AfD und BSW in den ostdeutschen Bundesländern ausmacht. Ein bisschen musste ich schlucken, dass sie ihre sehr kritische Beobachtung besonders auch an dem Begriff der Heimat festmachte, schließlich
Read More »Familienwerte in einer freien Gesellschaft
August 30, 2024Photo: Aly Ramirez from Unsplash (CC 0)
Familienwerte werden ja gerne von Konservativen als ein ganz entscheidendes Merkmal einer gesunden Gesellschaft dargestellt. Liberalen wird dagegen „Hyperindividualisierung“ unterstellt und Linken, dass sie überkommene Strukturen zugrunde richten (wollen) durch „Gender-Gaga“ und Beliebigkeit. Vor diesem Hintergrund hat ein Ereignis der letzten Woche die Doppelmoral vieler selbsterklärter Konservativer in den Vereinigten Staaten dramatisch offengelegt.Was für ein herzerwärmender Anblick war es, als der 17jährige Sohn des Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz, in liebevoller Erschütterung vor den Fernsehkameras des ganzen Landes in Tränen ausbrach und seinem ganzen Sohnesstolz freien Lauf ließ. Da war kein möchtegern-cooles Teenagergehabe zu sehen,
Cyrus W. Field (1819-1892)
August 30, 2024Photo: Wikimedia Commons (CC 0)
Unternehmergeist hat enorm viel mit Frustrationstoleranz zu tun. Wer das exemplarisch vorgelebt hat, ist der amerikanische Unternehmer Cyrus W. Field (1819-1892). Er hatte eine abenteuerliche Infrastruktur-Vision. Wo heutzutage und hierzulande Unternehmen so eine Aufgabe gleich an Vater Staat weiterreichen, war für Field klar, dass er sich diesen Schuh selber anziehen würde. Ihn bewegte die komplett außerweltliche Idee, Europa und die USA mit einem Telegraphenkabel zu verbinden. Das bedeutete ein Ausmaß an Risiko und einen Kapitalaufwand, den heute kaum ein Unternehmen mehr alleine in Angriff nehmen würde.Field begann mit viel Begeisterung und Wagemut. Der technische Aufwand, der damit verbunden war, wird, auch für Laien verständlich, wunderbar geschildert
John H. Hallowell
August 23, 2024Wie können wir den Liberalismus in Deutschland und weltweit wieder nach vorne bringen? Auch wenn sich Geschehenes nicht wiederholt, so kann der Blick in die Vergangenheit lehrreich sein. Ein Autor, der diesen Blick gewagt hat, ist John H. Hallowell. In seinem Werk „The Decline of Liberalism as an Ideology – With Particular Reference to German Politico-Legal Thought“ fokussiert der politische Theoretiker die deutsche Entwicklung und natürlich den Niedergang des Liberalismus im 20. Jahrhundert. Sehr kritisch setzt sich Hallowell mit einem formalistischen Rechtsverständnis auseinander. Dieses, so Hallowell, untergrabe entscheidend die ideellen Fundamente einer liberalen Gesellschaft. Vielmehr benötige es aber auch ein moralisches Fundament, um die liberale Demokratie am Leben zu erhalten, wie
Read More »Neue Ansätze für lebendigere Städte
August 23, 2024Wir bei Prometheus wollen Wandel bewirken. Dazu gehört auch, immer wieder unsere Ideen an konkreten Beispielen sichtbar und verständlich zu machen. Deshalb freuen wir uns sehr, dass heute unser Kollege Justus Enninga einen Film zu Bau- und Stadtpolitik veröffentlicht, den er unter Mitarbeit unserer Kollegin Thurid Gebhardt gedreht und produziert hat. Wer beim Sommerfest dabei sein konnte, durfte diesen bereits anschauen. Er ist ein Plädoyer für neue Ansätze: mehr Freiheit und weniger staatliche Zentralplanung sowie Regulierung, um unsere Städte wieder lebenswerter zu machen und für alle Menschen zu öffnen.Mit dem gleichen Thema, aber in einem ganz anderen Medium beschäftigt er sich auch in einem ausführlichen Gutachten für die Friedrich-Naumann-Stiftung unter dem Titel „Die entfesselte
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