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Buchempfehlung „Hiob“ von Joseph Roth

Summary:
In turbulenten Zeiten wie diesen würde man sich von dem Autor Joseph Roth, einem stilistisch und erzählerisch absolut brillanten Zeitbeobachter der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, vermutlich das Werk „Radetzkymarsch“ aus dem Regal ziehen, um sich in der Verfallsgeschichte des Habsburgerreiches zu spiegeln. Meine Empfehlung ist jedoch ein anderes Buch das Autors: „Hiob. Roman eines einfachen Mannes“. (Eine der Schullektüren, die mir am meisten bedeutet haben.) Die Erzählung des Schicksals einer ostjüdischen Familie zwischen der Jahrhundertwende und dem Ende des Ersten Weltkriegs hat auch vielerlei bedrückende Wendungen. Sie spielt zunächst in einer fiktiven Ortschaft in Galizien, der heutigen Westukraine, und danach in den Vereinigten Staaten, das von der Familie als Gelobtes Land

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Buchempfehlung „Hiob“ von Joseph Roth

In turbulenten Zeiten wie diesen würde man sich von dem Autor Joseph Roth, einem stilistisch und erzählerisch absolut brillanten Zeitbeobachter der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, vermutlich das Werk „Radetzkymarsch“ aus dem Regal ziehen, um sich in der Verfallsgeschichte des Habsburgerreiches zu spiegeln. Meine Empfehlung ist jedoch ein anderes Buch das Autors: „Hiob. Roman eines einfachen Mannes“. (Eine der Schullektüren, die mir am meisten bedeutet haben.) Die Erzählung des Schicksals einer ostjüdischen Familie zwischen der Jahrhundertwende und dem Ende des Ersten Weltkriegs hat auch vielerlei bedrückende Wendungen. Sie spielt zunächst in einer fiktiven Ortschaft in Galizien, der heutigen Westukraine, und danach in den Vereinigten Staaten, das von der Familie als Gelobtes Land angesteuert wird, aber zugleich den dauernden Makel in sich trägt, das exakte Gegenteil der Heimat zu sein. Zerrissen und getrieben eilen die Charaktere durch eine sich ändernde, sich zerstörende und sich erneuernde Welt.

Anders als im „Radetzkymarsch“ findet Roth in „Hiob“ ein hoffnungsvolleres Ende einer in weiten Teilen tieftraurigen Geschichte. Kein Wunder, dass das dem marxistischen Publizisten Herbert Marcuse nicht passte. Er schrieb zu der optimistischen End-Wendung: „Das Leben erweist sich als gnädiger Gott, der sich zuletzt versöhnlich zeigt – doch das ist nicht die Wahrheit der Geschichte.“ Gerade in Zeiten wie unseren ist es kontraproduktiv in den Fatalismus der marxistischen Geschichtslogik zu verfallen. Vielmehr müssen wir jetzt erst recht daran glauben, dass unsere Begabungen und unser Wille zur Verbesserung auch eine Wendung zum Guten ermöglichen können. Joseph Roth trank sich schrecklicherweise 1939 zu Tode. 50 Jahre später erhob sich seine Heimat in der jetzigen Ukraine gegen den Sowjetimperialismus. Und heute, 85 Jahre später ist sie unter einem jüdischstämmigen Präsidenten an der vordersten Front der Verteidigung der Freiheit. Der Kampf der Ideen bleibt, aber die Front verschiebt sich langfristig zu Gunsten der Freiheit. Weil Menschen immer wieder die Kraft zur Hoffnung gefunden haben.

Clemens Schneider
Clemens Schneider, born in 1980, co-founded the educational project „Agora“ Summer Academy and the blog „Offene Grenzen“ („Open Borders“). From 2011 to 2014 he held a scholarship by the Friedrich Naumann Foundation and held responsible positions there organizing several seminars and conferences. He is active as blogger and speaker and is in constant contact with the young members of the pro-liberty movement.

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