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Urs Birchler

Urs Birchler

Professor für Banking am Institut für Banking und Finance (IBF) an der Universität Zürich. Doktorat in Volkswirtschaftslehre; mehrjährige Tätigkeit als Direktionsmitglied bei der Schweizerischen Nationalbank, einschliesslich Vertretung der SNB im Basler Ausschuss für Bankenaufsicht; Aufbau und Leitung der Research Task Force des Basler Ausschusses. Forschungsschwerpunkte: Banken, Finanzmärkte, Regulierung, Informationsökonomik.

Articles by Urs Birchler

Sind Eigenmittel knapp?

12 days ago

Urs Birchler

Ein Argument gegen höhere Eigenmittelanforderungen für Grossbanken lautet: Selbst wenn Eigenmittel gar nicht mehr kosten als Fremdmittel: Woher sollen sie denn plötzlich kommen. Konkret: Wo soll die UBS jene 25 Mrd. Fr. Eigenmittel (die in der Diskussion gennannt werden) hernehmen? Das Argument wurde hier kürzlich in einem gehaltvollen Kommentar von Werner Barili genannt.

Von allen Argumenten gegen strengere EM-Anforderungen ist dieses noch das beste. Doch es ist nicht gut genug.

Eine Bank, die das Vertrauen des Marktes geniesst, kann immer Eigenmittel aufnehmen. Noch einfacher: Sie behält die Eigenmittel, die sie schon erwirtschaftet hat, und schüttet weniger Gewinn aus. Die Pläne der UBS, für 3 Mrd. Fr. Eigenmittel zurückzukaufen und dazu noch die Dividende zu

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Zahlen bitte!

21 days ago

Urs Birchler

Wir sind alle interessiert an einer starken UBS. Meinungsverschiedenheiten beginnen bei der Frage: Was macht eine Bank stark: viel oder wenig Eigenmittel?

Viele Stimmen warnen vor strengeren Eigenmittelvorgaben für die UBS. Noch niemand (so weit ich die Diskussion überblicke) hat jedoch Zahlen vorgelegt, was mehr Eigenmittel wirklich kosten würden. Zwei Argumente liegen vor:

a) Eigenmittel erfordern eine höhere Rendite als Fremdmittel. Dies ist richtig, führt aber zu einem Trugschluss. An dieser optischen Täuschung bleiben vermutlich viele vermeintliche Bankenfeunde hängen.

b) Die UBS könne gar nicht genügend Eigenmittel in nützlicher Frist aufnehmen. Das ist u.a. eine Frage der Übergangsfristen. Die UBS kann als gesunde Bank immer Eigenmittel aufnehmen; ferner

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Die UBS-Argumentation im Zwiespalt

January 7, 2025

Urs Birchler

Die UBS und ihre Mitstreiter wie Economiesuisse und Bankiervereinigung führen zwei Argumente an, weshalb die Schweiz die Grossbank pfleglich behandeln soll:

Die Schweizer Exportunternehmen und international tätigen Unternehmen sind auf eine international tätige Schweizer Bank angewiesen:

Der internationale Wettbewerb ist scharf, deshalb kann die UBS mit höheren regulatorischen Anforderungen nicht bestehen.

Beide Argumente klingen auf den ersten Blick halbwegs plausibel. Ein zweiter Blick zeigt jedoch: Die beiden Argumente widersprechen einander. Wenn die UBS für die international tätigen Schweizer Unternehmen unverzichtbar ist, verliert sie nicht den Konkurrenzkampf wegen z.B. höheren Eigenmitteln. Wenn, umgekehrt, die ausländischen Konkurrentinnen der UBS das

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Renditezwang für die UBS — Trugschluss Nr. 2

December 30, 2024

Urs Birchler

“Die UBS muss den Renditevorstellungen ihrer internationalen Aktionäre gerecht werden.”

Dieser Satz ist ein weiteres Beispiel für Aussagen, die vordergründig richtig sind, aber komplett falsche Folgerungen suggerieren. (Ein anderes Beispiel ist der gestern hier diskutierte Satz: Eigenmittel sind teuer.)

Selbstverständlich muss jede Bank, jede Unternehmung, genug verdienen, um die notwendige Rendite auf ihrem Kapital, sei es Eigen- oder Fremdkapital, zu verdienen. Gelingt ihr dies nicht, zeigt dies an, dass sie Wert vernichtet. Sie gehört weg. Das ist Marktwirtschaft.

Irrig ist hingegen die Vorstellung, die Renditevorstellung der Kapitalgeber sei eine für die Kapitalnehmerin vorgegebene Zahl. Von einer Schweizer Bundesobligation verlangen Investoren eine wesentlich

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Teure Finanzierung mit Eigenmitteln – ein Trugschluss

December 28, 2024

Urs Birchler

Nichts wird in der Diskussion zur künfteigen Bankenregulierung so oft wiederholt wie der Satz “Die Finanzierung durch Eigenmittel ist teuer”. Und nichts ist so falsch.

Die Elementarteilchen der Finanzierung

Eine Unternehmung gibt zur Finanzierung ihrer Anlagen 100 Anteilscheine, nennen wir sie Bons, im Nominalwert von je 1 aus. Die Bons sind numeriert von 1 bis 100. Diese “Startnummern” geben die Reihenfolge an, in der die Bons bei Fälligkeit zurückbezahlt werden. Zuerst kommt Bon_1, dann Bon_2, etc., immer solange die Unternehmung noch etwas hat. Der erste Bon, der nicht mehr voll zurückbezahlt werden kann, bekommt den vorhandenen Rest. Kann die Unternehmung alle Bons zurückzahlen, erhält Bon_100 als letzter alles, was noch übrig ist.

Um die Bons im Markt

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Der “Regulatorische Filter”: Das Filetstück des PUK-Berichts:

December 20, 2024

Urs Birchler

Mein ökonomisches Gutachten zum Regulatorischen Filter ist ein zentraler Beitrag hinter dem heute veröffentlichten Bericht der PUK zum Untergang der CS. Das rechtliche Schwestergutachten stammt von Corinne Zellweger-Gutknecht.

Mein Gutachten zeigt, wie der Regulatorische Filter vom vermeintlichen Segen zum Fluch wurde. Die FINMA erlaubte dem CS-Stammhaus, entstandene Verluste auf Beteiligungen bei der Eigenmittelberechnung herauszufiltern. Die CS hat ihre Eigenmittel-Probleme dadurch lange vertuschen können — bis es zu spät war.

Mein Gutachten enthält im übrigen auch Folgerungen zur künftigen Eigenmittelanforderungen der Banken (die nicht allen Bankenvertretern gefallen werden).The post Der “Regulatorische Filter”: Das Filetstück des PUK-Berichts: first appeared on

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Staatsgarantie zum Schleuderpreis

August 26, 2024

Urs Birchler

Noch einmal (nach a und b) zur ungedeckten Liquiditätshilfe der SNB mit Bundesgarantie, dem Public Liquidity Backstop (PLB). Nebst allen anderen Problemen (einschliesslich des möglichen Konflikts zum Nationalbankgesetz) kommt noch ein Punkt dazu: Der PLB ist viel zu billig.

Worum geht es?

Der PLB ist eine Versicherung. Einzelne Befürworter behaupten, der PLB sei keine Versicherung, denn Banken hätten unter dem PLB keinen rechtlichen Anspruch auf Hilfskredite. Dies ist falsch. Schon die TBTF-Erfahrungen haben gezeigt, dass de facto-Beistandspflichten wirksam sind auch ohne de jure-Verpflichtung. Faktische Beistandspflichten sind sogar härter als rechtliche Beistandspflichten, da die ersteren im Gegensatz zu letzteren nie gekündigt werden können – sie sind ungeachtet

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Banken — stille Revolution und unüberlegte Politik

August 24, 2024

Urs Birchler

Die Credit Suisse wurde im März 2023 Opfer einer (vermutlich begründeten) Massenflucht ihrer Kundengelder. Neu dabei war: Das Geld floss in aller Stille und gegen aussen unsichtbar ab. Noch 2007 bildeten sich vor den Schaltern der britischen Bank Northern Rock lange Schlangen. Bei der CS 2023: nichts dergleichen. Statt die Schalter zu stürmen und Bargeld davon zu tragen, konnten die Einleger ihr Geld mit ein paar Klicks transferieren auf andere Banken. Der stille Run illustriert über das Problem der CS hinaus eine unbequeme Wahrheit: Das seit dem Mittelalter betriebene Geschäftsmodell der Banken ist kaum mehr möglich.

Die Rede ist vom „fractional reserve banking“: Banken borgen Einlagen, welche die Einleger jederzeit zurückziehen können. Das geborgte Geld leihen sie

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Hydranten statt Brandmauern?

August 15, 2024

Verzichten wir auf Brandmauern zwischen den Häusern und stellen statt dessen vor jedes Haus einen Hydranten! Dies streben grosse Banken hinter den Kulissen seit Jahren an: Möglichst wenig Eigenmittel (Brandmauern), aber unbeschränkte Liquiditätsgarantien (Hydranten). Heute stehen sie knapp vor dem Ziel — paradoxerweise, weil eine von ihnen falliert ist.

Beim Untergang der Credit Suisse gab die SNB Liquiditätszusagen gestützt auf Notrecht ab. Der Bundesrat möchte solche ungedeckte Hilfskredite an grosse Banken durch die Nationalbank mit Bundesgarantie (im Jargon der Bankenregulierung: Public Liquidity Backstop, PLB) künftig unter ordentlichem Recht ermöglichen. Egal, wenn die Feuerwehr ausrücken muss.

Der Hintergrund: Wenn die Kunden einer Bank ihr Geld abholen, hat diese bald keine

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Die Eigenmittel-Leugner

July 17, 2024

Die UBS braucht anscheinend Hilfe. Nicht finanziell, aber intellektuell. Jamie Dimon, der Chef der gemäss NZZ „mächtigsten Bank der Welt“ (J.P. Morgan), unterstützt die UBS in ihrer Behauptung, die grossen Banken bräuchten kein zusätzliches Kapital: Der „Hyperfokus auf das Kapital und auch auf die Governance ist fehlgeleitet.“

Schon in einem früheren Interview geisselte er Eigenmittelanforderungen als unamerikanisch. Klingt in meinen Ohren nicht nach einer sehr wissenschaftlichen Begründung. Aber sind solide Eigenmittel, d.h. ein gutes Polster gegen die eingegangenen Risiken, auch unschweizerisch?

Jede Schweizer Familie, die ein Eigenheim erwarben möchte, und jeder Gewerbebetrieb, der Kredit braucht, hört bei der Bank als erstes die Frage: „Wieviel eigene Mittel können Sie

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CS-PUK mit Klartext

July 14, 2024

Gemäss Bericht der Medien — hier im Tages-Anzeiger — hat die PUK in einem Zwischenbericht zum Fall CS ein kollektives Versagen von FINMA, SNB und Finanzdepartement bestätigt. Die Behörden hätten die notwendigen Entscheidungen so lange hinausgezögert, bis kaum mehr eine andere Lösung als die Zwangsübernahme durch die UBS nötig war. Die PUK bestätigt damit die vernichtende Kritik internationaler Gremien.

Zusammen mit anderen Ökonomen habe ich die Behörden ebenfalls von Anfang an für die gewählte „Lösung“ kritisiert. Triumphgefühle kommen trotz der Bestätigung durch die PUK keine auf. Erstens ändert deren Zwischenfazit nichts am unglücklichen Ergebnis der für die Schweiz zu grossen Bank. Zweitens darf ich mich an der eigenen Nase nehmen.

Die versteckte Wurzel des Problems — die

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Gewerbsmässige Schaumschlägerei in der NZZ

May 11, 2024

Urs Birchler

Die NZZ steht für Journalismus im Geiste der Aufklärung. Nicht dazu passt: Schon zum wiederholten Mal gibt sie eine ganze Seite einem Literaturwissenschafter, um über ein Gebiet zu schreiben, von dem dieser herzlich wenig versteht. Seine Unkenntnis verbirgt er in einer süffig dargereichten Arroganz. In der Ausgabe von heute macht sich Manfred Schneider gleichzeitig über die Bargeld-Freunde und die Bitcoin-Fans lustig. Immerhin haben beide Lager gute Argumente für ihre gegensätzlichen Positionen. Bei Schneider sucht die Leserschaft vergebens nach irgendeiner greifbaren Information zum Thema, dem Geldwesen. Am Ende täuscht Schneider philosophische Tiefe vor mit der (aus dem Nichts abgeleiteten) “Folgerung”, Unabhängigkeit und Freiheit seien nicht dasselbe.

Es kann jeder

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DigitalerFranken: ein Sprung nach vorn?

November 2, 2023

Den Zentralbanken wird es beim Thema Digitales Zentralbankgeld (CBDC) ernst. Die SNB hat heute in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass sie zusammen mit der Schweizer Börse SIX (Medienmitteilung hier) zum ersten Mal echtes digitales Zentralbankgeld verwenden wird. Beteiligt am Pilotprojekt sind auch die Banque Cantonale Vaudoise, die Basler Kantonalbank, die Commerzbank, die Hypothekarbank Lenzburg, die UBS und die Zürcher Kantonalbank. Das Pilotprojekt läuft von Dezember bis Juni.

Grundlage des Pilotprojekts Helvetia III ist das Konzeptpapier Helvetia II. Die zu testende Implementierung ist eine hybride Lösung zwischen der Dezentralisierung nach dem Vorbild von Kryptowährungen und der Zentralisierung der herkömmlichen Währungen bei einer Zentralbank. Zentralisiert sind die

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Financial Stability Board (FSB) blamiert Bundesrat

October 17, 2023

Urs Birchler

Der Bundesrat “löste” das CS-Problem im vergangenen März mit Gewalt – gegenüber der Credit Suisse, der UBS und de facto gegenüber der SNB. Den vorgesehenen Instrumenten des Bankengesetzes zog er Notrecht vor. Solches erfordert starke Gründe. Die vom Bundesrat vorgebrachten Argumente hat jetzt das Financial Stability Board (FSB) in einem Bericht untersucht.

Das FSB ist das von den Behörden der G20-Länder getragene internationale Expertengremium zum Thema Finanzstabilität. Es ist das Dach-Gremium zu spezialisierteren Gremien wie dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (Banken), IOSSCO (Versicherungen) u.a. Im FSB ist auch die Schweiz vertreten (aktuell mit Staatssekretärin Daniela Stoffel und Notenbankpräsident Thomas Jordan).

Das FSB als Behördenorganisation

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Parkplatzblues

September 6, 2023

Urs Birchler

Unser Preisüberwacher hat zugeschlagen. Der Preis für eine Dauer-Parkbewilligung in der blauen Zone soll den Kosten entsprechen. Klingt ökonomisch, ist aber in der Umsetzung das Gegenteil. Als Kosten rechnet er die fiktive Miete der Fläche, die Kosten für Asphalt und Farbe (inkl. Abschreibung) und dergleichen. Man könnte auch den Lohn der Polizei noch dazurechnen, die gelegentlich überprüft (Fachausdruck: Kontrolle stehender Verkehr), ob alle vier Reifen innerhalb des Gevierts stehen .

Der mit Abstand wichtigste Kostenbestandteil geht dabei vergessen: Die Kosten, die ich durch Beanspruchung des Parkplatzes jenen andern auferlege, die ihn nicht gleichzeitig benützen können. Abschätzen liessen sich diese mit dem Preis, denn die/der Meistbietende in einer Auktion für die

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Der ungeborene Bericht

March 25, 2023

Die Behörden verwarfen eine ordentliche Behandlung der Credit Suisse (konkret: eine Zwangssanierung) mit der Begründung, dies wäre nicht möglich gewesen. Ein Blick in die Berichte der FINMA wecken Zweifel.

Unter dem Titel „Notfallplanung bei systemrelevanten Banken“ berichtete die FINMA im Jahresbericht 2020 (S. 66): Die FINMA beurteilte die Notfallpläne der beiden Grossbanken von 2020 als umsetzbar. Die Credit Suisse erfüllt die gesetzlichen Vorgaben wie bereits im Vorjahr vollständig. Im Folgejahr heisst es unter demselben Titel im Jahresbericht 2021 (S. 58): Die FINMA beurteilte die Notfallpläne der Schweizer Einheiten von UBS und Credit Suisse im Jahr 2021 als umsetzbar. Die Credit Suisse erfüllte die gesetzlichen Vorgaben wie bereits in den Vorjahren vollständig.

Die

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Credit Suisse: Ist die Löschung der AT1-Bonds unfair?

March 25, 2023

In diesen Tagen wird immer wieder diskutiert, ob es fair war, die sogenannten AT1-Bonds zu löschen, während die Aktien geschont werden [AT1 = zusätzliches Tranche-1-Kapital]. Deshalb hier in aller Kürze ein Versuch, die Frage zu entschärfen.

Naheliegend ist die Interpretation, Aktienkapital sei das erste Verlustpolster einer Unternehmung. Erst danach kämen die Schulden, beginnend mit nachrangigen, dann „normalen“, dann privilegierten. Die AT1-Bonds, als Schulden gesehen, kämen dann tatsächlich erst nach den Aktien „zur Kasse“.

Richtiger ist es jedoch, AT1-Bonds als Versicherung zu sehen. Wenn das versicherte Ereignis eintritt, zahlt die Versicherung. Anders als be einer normalen Versicherung ist die Versicherungssumme schon zum voraus ausbezahlt. Der Grund: Wenn die Bank falliert,

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Mein Medientagebuch zur Credit Suisse

March 23, 2023

Die vergangenen Tage war ich vollauf beschäftigt, Medienanfragen zum Thema Credit Suisse zu beantworten. Hier die Zusammenstellung:

batz.ch (noch vor der Ankündigung der Zwangsfusion)

Radio SRF Tagesgespräch (17.03.2023)

SRF News Spezial: Beben auf dem Finanzplatz (19.03.2023)

Radio SRF Echo der Zeit (20.03.2023)

SRF 10v10 (20.03.2023)

Tages-Anzeiger (20.03.2023)

NZZ (22.03.2023)

REPUBLIK (22.03.2023)

DIE ZEIT (22.03.2023)

Het Financieele Dagblatt [folgt]

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Das Lohngefüge im öffentlichen Dienst steht schief

March 19, 2023

Monika Bütler

Meine NZZaS Kolumne vom 19. März 2023 („Einige Staatsangestellte verdienen zu viel, andere zu wenig – und das ist ein Problem“) in etwas ausführlicherer Form

Die Stadt Zürich erhält von einem grosszügigen Gönner 500 Millionen Franken. Einzige Auflage: die Mittel müssen für jene Angestellten eingesetzt werden, die in unentbehrlichen Berufen arbeiten und am Arbeitsplatz am meisten unter Stress stehen.

Der Gemeinderat beschliesst darauf: Die wöchentliche Arbeitszeit der Angestellten mit Schichtarbeit wird während vier Jahren auf 35 Stunden reduziert – bei gleicher Entlöhnung. In den Genuss kommen Mitarbeitende in Pflege und Betreuung, in der Reinigung, bei der Stadtpolizei und den Verkehrsbetrieben. Mit der Spende werden die zusätzlich notwendigen rund 1200

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UBCS — Einsprache, Hochwürden

March 18, 2023

In der Presse überstürzen sich die Meldungen, der Bundesrat orchestriere eine Übernahme der Credit-Suisse durch die UBS. Diese Idee wäre dermassen schlecht, dass ich wenigstens vor der Zwangsheirat noch Einsprache erheben will — nach dem Motto der Hollywood-Filme, in denen der Priester sagt: „Wenn jemand etwas gegen diese Verbindung einzuwenden hat, möge er jetzt sprechen oder auf ewig schweigen.“

Eine Übernahme der CS als Ganze oder in grossen Teilen, wäre zunächst ein Riesenlupf für die UBS selbst. Das weiss sie selber natürlich auch. Aber der Reiz, Retter zu sein, kann die Sinne vorübergehend trüben. Ich erinnere mich, als ich kurz nach der UBS-Rettung in einem Lokal gefeiert wurde, als jemand hörte, ich arbeite bei der Nationalbank. „Amis, il ya un de la BNS!“ schrie jemand, und

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50 Jahre und kein bisschen weiter?

January 22, 2023

Am 23. Januar 1973, einem trübkalten Dienstag, um 08.30 Uhr fand in der Schweiz ein Staatsstreich statt – mehr oder weniger unfreiwillig, von der Öffentlichkeit kaum beachtet, und nur als provisorisch gedacht. Putschistin contre coeur war die Schweizerische Nationalbank. Nach kurzer Rücksprache mit dem Bundesrat teilte sie den Banken mit, dass sie “heute darauf verzichtet, ihre Interventionen am Dollarmarkt aufzunehmen. Sie wird sich vom Markte fernhalten, bis eine Beruhigung eingetreten ist.” 

Die Nationalbank zog damit die Notbremse: Die Notenbankgeldmenge hatte allein am Vortag um fast vier Prozent zugenommen; dies bei einer Inflationsrate von bereits über sieben Prozent pro Jahr. Sie wollte deshalb den Kurs des amerikanischen Dollars vorläufig nicht weiter durch Dollarkäufe stützen,

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Kann die Nationalbank Pleite gehen?

January 17, 2023

Dieser Beitrag beruht auf dem im Sommer 2023 erscheinendenBuch das Autors “Das Einmaleins des Geldes” (hep-Verlag)

Der Rekordverlust der SNB im Jahr 2022 hat die Frage aufgeworfen: Kann die Nationalbank Pleite gehen? Die Medien — z.B. Handelszeitung, Blick und NZZ — sind sich weitgehend einig: Nein. Doch die Sache ist komplizierter. Zunächst umschreibt “Pleite” mehrere unterschiedliche Tatbestände:

Das Pleiten-Vokabular

Illiquid ist, wer fällige Schulden nicht zahlen kann. Wenn Bill Gates in der SAC-Hütte übernachtet hat, und am Morgen merkt, dass er auf der Wanderung sein Portemonnaie verloren und in der Hütte keinen Handy-Empfang hat, ist er illiquid. Insolvent ist er aber keineswegs.

Insolvent ist, wer mehr Schulden hat als Vermögen.Wenn ein Student bei der Grossmutter

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Bedingungsloses Grundeinkommen nach Räuberart

November 5, 2022

Dieser Post gehört meinem Sohn Peter (20). Er sah gestern im Zürcher Hauptbahnhof dieses Reklame-Bild und kam aufgebracht nach Hause: „Papa, schau Dir diesen Schwindel an: Robin Hood hat gerade kein bedingungsloses Einkommen geschaffen. Er beraubte die Reichen und gab das Geld den Armen. Das ist doch das genaue Gegenteil von bedingungslos.“

Recht hat er. Drum habe ich mich als bedingungslosen Grundautor zur Verfügung gestellt, um seinem Entsetzen eine öffentliche Stimme zu geben. Den Namen des Verlags haben wir ausgeblendet. Wir hoffen bloss, dass in der Öffentlichkeit nicht zu viele auf die Romantisierung des Grundeinkommens mit dem edlen Räuber hereinfallen. Übrigens, ergänzt Peter: Die moderne Version von Robin Hood heisst, wenn schon, Negative Einkommenssteuer. Auf die Post des

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Nobelpreis an Diamond und Dybvig

October 10, 2022

Douglas W. Diamond und Philip Dybvig wurde heute – zusammen mit Ben Bernanke – der Wirtschaftsnobelpreis verliehen. Hier eine kleine Einordnung.

Der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau beschrieb in seinem Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi les hommes (1755) eine Entscheidungssituation, welche den Ursprung sozialer Zusammenarbeit illustrieren sollte: Eine Gesellschaft von Jägern ist hinter einem Hirsch her. Anstatt auf dessen Fährte zu bleiben (Kooperation), können die einzelnen Jäger aber auch ausscheren und einen Hasen erlegen (Desertion). Wenn zu viele Jäger ausscheren, entwischt der Hirsch. Nur wenn genügend Jäger kooperieren, wird der Hirsch, die grosse Beute, erlegt. Kooperation ist also im kollektiven Interesse. Ob sich für Individuen dennoch

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Gratis-Milliarden für die Banken?

September 18, 2022

Die NZZaS ist in ein Minenfeld getreten. In der heutigen Ausgabe (S. 25) behauptet Albert Steck , die SNB müsse den Banken demnächst Milliarden Franken zahlen. Der Grund: Am kommenden Donnerstag wird die SNB vermutlich die Periode der Negativzinsen auf Giroguthaben beenden. Die Autoren bei der NZZaS schliessen daraus, die Nationalbank müsse inskünftig den Banken positive Zinssätze auf deren Sichteinlagen bei der SNB (den sogenannten Giroguthaben) vergüten. Bei einem Bestand von fast 700 Mrd. würde dann jeder Prozentpunkt 7 Mrd. Franken mehr Zins kosten (mehr als die SNB heutzutage jährlich maximal an Bund und Kantone ausschüttet).

Ich nehme an, die kantonalen Finanzdirektor/innen waren nach der morgendlichen Lektüre ebenso wach wie die Kassenwarte der Banken — wenn auch aus

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EZB: Fehlüberlegung hinter dem neuesten Instrument (TPI)?

July 27, 2022

Die Europäische Zentralbank hat an ihrer Sitzung vom 21. Juli ein neues Instrument eingeführt. Der wie üblich trockene Name Transmission Protection Instrument (TPI) zeigt nicht auf den ersten Blick, wie revolutionär dieser Schritt ist.

Ein kurze Rückblende: Die EZB ist eine monetäre Behörde, zuständig für die Geldpolitik im Euro-Raum. Die Fiskalpolitik, die Schwester der Geldpolitik, bleibt in der Kompetenz der Mitgliedstaaten. Dies wurde bei der Gründung des Euro klar festgelegt. Theoretisch. Mit der Zeit liessen die Euro-Länder eine Aufweichung der fiskalischen Spielregeln zu. Zudem verschwamm die Grenze zwischen Geld- und Fiskalpolitik: EZB-Präsident Draghi erklärte, gegen die steigenden Risikoaufschläge auf den Zinsen italienischer und griechischer Staatsanleihen zu tun, was immer

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Wirtschaftselixier Verrechnungssteuerreform?

July 4, 2022

Marius Brülhart

Am 25. September werden wir darüber abstimmen, ob die Verrechnungssteuer auf Obligationenzinsen abgeschafft werden soll.

Die Debatte dazu ist ein kleiner Leckerbissen für Steuer-Geeks. Dreh- und Angelpunkt dieser Diskussion ist eine unserer Lieblingsvariablen, die Elastizität des Steuersubstrats gegenüber dem Steuersatz. Oder, einfacher gesagt: die Steuerempfindlichkeit der betroffenen Wirtschaftstätigkeit.

Die Befürworter der Vorlage gehen von einer sehr hohen Steuerempfindlichkeit aus. Sie stellen in Aussicht, dass eine Abschaffung dieser Steuer den Fremdkapitalmarkt dermassen stark ankurbeln würde, dass die darauf erzielten Steuereinnahmen und Zinsersparnisse die verlorenen Verrechnungssteuereinnahmen mehr als wettmachen würden.

Könnte hier der Traum

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Geldpolitik und die Natur

June 15, 2022

Urs Birchler

„Machen Sie Fugen, sonst macht sie die Natur“, sagen die Bauingenieure. “Erhöhen Sie die Zinsen, sonst erhöht sie die Natur“, möchte man den Notenbanken raten. Es scheint nämlich fast, als hätten die Notenbanken vergessen, dass sie die Zinssätze auf längere Sicht gar nicht kontrollieren können.

Es gilt nämlich:

Nominalzins = Realzins + Erwartete Inflationsrate
Nominalzins < Erwartete Inflationsrate = negativer Realzins

Die erste Zeile bedeutet, dass sich die Anleger(innen) für erwartete Inflation entschädigen lassen. Die zweite Zeile bedeutet, dass eine Geldpolitik, die den Nominalzinssatz unter der Inflationsrate hält, expansiv, d.h. inflationär wirkt. Zusammengefasst: Ein zu tiefer Nominalzinssatz schafft sich von selbst ab, indem er die erwartete

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Kriegsgewinne besteuern?

June 12, 2022

Monika Bütler

Mit einer gekürzten Version dieses Aufsatzes (unter dem Titel «Eine Sondersteuer auf Kriegsgewinne ist verlockend, hat aber zu viele Nebenwirkungen») beginnt meine dritte Zeit als Kolumnistin bei der NZZaS. Als Abwechslung alle vier Wochen im Wirtschaftsteil. Herzlichen Dank dem NZZaS Team für die freundliche Begrüssung und die angenehme Zusammenarbeit.

Die Kriegsgewinnsteuer, lanciert von SP und Grünen, ist in der politischen Mitte angekommen. Die Idee: Erzielt eine Unternehmung wegen einer Krise überhöhte Gewinne, soll der Staat auf diesen sogenannten Windfall Gains zusätzliche Steuern erheben können. Der Charme einer Kriegsgewinnsteuer liegt darin, dass die durch den Krieg ausgelösten Kosten jenen Unternehmen belastet werden, die von der Krise überproportional

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Bestraft die Börse EU-Skepsis?

July 23, 2021

Michel Habib

Zusammenfassung: Wieviel kostet die Schweiz der Abbruch der Verhandlungen zum Rahmenabkommen mit der EU? Die Börsenreaktionen auf zwei frühere “EU-kritische“ Entscheidungen unterstützen die schlimmsten Befürchtungen nicht, wie Umberto Bernardo in seiner soeben eingereichten Masterarbeit an der UZH zeigt.

Die Ablehnung des EWR (1992) wurde vom Schweizer Aktienmarkt eher positiv aufgenommen. Die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative (2014) wirkte sich insgesamt wenig auf die Börse aus; allerdings sanken die Kurse von Unternehmen aus dem Maschinen- und Elektroniksektor leicht. Der Maschinen- und Technologieriese ABB fiel um 3,3 %.

Die Ergebnisse suggerieren, dass die Anleger die Kosten einer geringeren Autonomie der Schweiz höher einschätzten als jene der

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