Urs Birchler Ex-NZZ Wirtschaftschef Beat Gygi behauptet in der Weltwoche (11.2.2016, S. 22), die Eigenmittelvorschriften seien schuld am relativen Misserfolg der Schweizer Banken (ähnlich, wie wenn die Geschwindigleitslimiten schuld wären an den Unfällen auf der Strasse). Jeder Eigenmittelfranken koste die Bank 10 Rappen. Diese Zahl ist nicht nur frei erfunden. Sie ist auch falsch. Das Argument, dass Eigenmittel teuer sind, ist längst widerlegt. Gygi hätte bei seinem ehemaligen Kollegen...
Read More »Bargeld verbieten?
Urs Birchler Die Feinde des Bargelds sind im Vormarsch. Dies ist zumindest der Eindruck, den man als regelmässiger Zeitungsleser erhält. Die NZZ allein hat in den letzten Tagen viermal über Initiativen zur Einschränkung oder Abschaffung von Banknoten berichtet, z.B. hier, hier, hier und hier. Die Thematik ist zugegebenerweise komplex. Genug Grund, auf ein Übersichtspapier hinzuweisen, das Christian Beer, Ernest Gnan und ich als SUERF Policy Note geschrieben haben (mit Kurzfassung hier). Auch...
Read More »Oekonomenbashing
Urs Birchler Jetzt glaubten wir, 2016 wird alles besser. Doch die NZZ belehrt mich schon in der ersten Ausgabe eines besseren: Der Gastkommentar Gedanken über reife und unreife Wissenschaft von Eduard Kaeser betreibt schon wieder ein Ökonomenbashing übelster Sorte. Nachdem wir uns hier schon vor einem Monat gegen die Ökonomenverhetzung in der NZZ gewehrt haben, muss ich nochmal ran. (Grandios hingegen wie immer die Karikatur von GUT!). Nun sind wir ja als Zunft nicht too-big-to-shame. Aber...
Read More »Vollgeld: Louisiana 1842
Urs Birchler Die Vollgeld-Idee wurde in der Praxis bereits einmal erprobt. Und das kam so: Die USA erlebten 1837 (nachdem die Charter für die Zentralbank, die Second Bank of the United States, nicht erneuert worden war) eine schwere Wirtschafts- und Bankenkrise. In der Folge zog sich der Bundesstaat aus der Bankenregulierung zurück, und die einzelnen Staaten gingen in der Gesetzgebung getrennte Wege. New York ging über zum Free Banking, einem im wesentlichen nicht-regulierten Bankwesen,...
Read More »Vollgeldinitiative für Anfänger
Urs Birchler Am 1. Dezember werden die Initianten die Vollgeldinitiative mit den notwendigen 100’000+ Unterschriften einreichen. Damit steht der Souverän vor der wichtigsten Entscheidung über unsere Geldordnung seit langem, wahrscheinlich seit der Ablehnung der Freigeldinitiative im Jahre 1951. Höchste Zeit also, sich mit der Initiative auseinanderzusetzen. Hier ein erster Schritt. Er ist für Anfänger gedacht, zu denen ich mich einstweilen selber zählen muss. Es ist nämlich nicht immer ganz...
Read More »Freispruch für Bargeld
Urs Birchler [Warnung: Der Autor ist als Mitveranstalter nicht neutral.] Der Prozess ist vorbei. Am Donnerstag stand (wie hier angekündigt) im Miller’s das Bargeld vor dem Richter. Die Anklage: Bargeld spielt eine entscheidende Rolle bei zahlreichen kriminellen Tätigkeiten. Bargeld ist ein ineffizientes (d.h. zu teures) Zahl ungsmittel. Bargeld behindert die Geldpolitik in Zeiten, in denen der optimale Zinssatz negativ ist. Der Richter folgte weitgehend der Jury, die auf „unschuldig in allen...
Read More »Der Bondmarkt-Wahnsinn
Beginnen wir mal mit einem Chart: (Quelle: Bloomberg) Sieht auf den ersten Blick nicht sehr spektakulär aus. Doch dieser Chart erzählt eine Geschichte. Eine Geschichte des Wahns. Haben Sie schon einmal den Begriff «Race for Yield» gehört? Darunter ist die verzweifelte Suche nach Rendite zu verstehen, in die Investoren von der Null- und Negativzinspolitik der Notenbanken gedrängt werden (hier zum Thema Geldpolitik übrigens ein sehr lesenswertes Interview, das mein Kollege Christoph Gisiger...
Read More »NZZ-Wirtschaftsredaktion im Elfenbeinturm?
Urs Birchler Gratulation an meine Mit-Batzer Marius Brülhart, Gebhard Kirchgässner und Monika Bütler! Sie sind alle drei unter den einflussreichsten Schweizer Ökonomen. Ob „einflussreichst“ auch bedeutet, dass jemand zuhört? Der Kommentar zum Ökonomenranking in der NZZ von Jürg Müller (5.9.2015, S. 15) weckt Zweifel. Jürg Müller beklagt zwar, „wie sehr die Ökonomen den Gang in die Öffentlichkeit scheuen“. Und ganz dick: „Bei zukunftsweisenden Fragen wie beispielsweise dem demographischen...
Read More »Zu viel direkte Demokratie? Die Unterschriftenhürde
Monika Bütler und Katharina Hofer Im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen hier noch etwas aus unserer aktuellen Forschung am Institut. Die Frage ist, wie sich eine Erhöhung der Unterschriftenzahl bei Volksinitiativen auf die Anzahl und die Art der eingereichten Initiativen auswirken würde. Die Kurzfassung der Antwort: Daten und Modell zeigen, dass wohl tatsächlich mit weniger Initiativen zu rechnen wäre. Ob dies allerdings wünschenswert ist, ist a priori nicht so klar (und können wir auch...
Read More »Mein Jein zur Erbschaftssteuerinitiative
Marius Brülhart Regelmässigen Lesern dieses Blogs ist vielleicht nicht entgangen, dass ich mich grundsätzlich für das Prinzip Erbschaftsbesteuerung erwärmen kann. Diese Steuer ist im Vergleich zu den meisten anderen Steuerarten verzerrungsarm. Auf besser Deutsch: Sie bremst das Wirtschaftswachstum kaum oder gar nicht. Zudem steigt die Masse der vererbten Vermögen in der Schweiz stetig an und bildet somit einen volkswirtschaftlichen Fluss welcher im Sinne eines umfassend angelegten...
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