Wie schon beim Libor teilt die Nationalbank mit dem Leitzins mit, wo sie die Kurzfristzinssätze haben will: SNB-Präsident Thomas Jordan. Foto: Anthony Anex (Keystone) Die Schweizerische Nationalbank (SNB) führt neu einen Leitzins ein. Hatte sie denn bis jetzt gar keinen? Doch, hatte sie, aber der hiess anders. Nutzen wir doch die Gelegenheit, um zu klären, was eigentlich ein Leitzins ist. Und was sich nun geändert hat. Eine Notenbank benutzt einen Leitzins, um das gesamte Zinsniveau in einem Land zu beeinflussen – und damit indirekt den Gang der Wirtschaft. Droht zum Beispiel eine Rezession, senkt sie den Leitzins. Das darauf generell tiefere Zinsniveau verbilligt Kredite und damit Investitionen sowie die Währung.
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) führt neu einen Leitzins ein. Hatte sie denn bis jetzt gar keinen? Doch, hatte sie, aber der hiess anders. Nutzen wir doch die Gelegenheit, um zu klären, was eigentlich ein Leitzins ist. Und was sich nun geändert hat.
Eine Notenbank benutzt einen Leitzins, um das gesamte Zinsniveau in einem Land zu beeinflussen – und damit indirekt den Gang der Wirtschaft. Droht zum Beispiel eine Rezession, senkt sie den Leitzins. Das darauf generell tiefere Zinsniveau verbilligt Kredite und damit Investitionen sowie die Währung. Das alles erhöht die Gesamtnachfrage und gibt so der gesamten Wirtschaft Schub.
Der Leitzins der Notenbank wird über das Bankensystem auf das generelle Zinsniveau übertragen – unmittelbar auf das kurzfristige Zinsniveau. Denn die Banken sind immer auch auf Geld der Notenbank angewiesen. Wenn eine Notenbank Geld für die Banken verteuert, erhöhen auch sie die Zinsen für ihre Ausleihungen.
Der Libor ist bald Vergangenheit
Jetzt zur Neuerung: Was bisher als Leitzins der SNB bezeichnet wurde, war der sogenannte 3-Monats-Libor. Das ist aber kein Zinssatz, den die Nationalbank direkt festlegen kann, sondern ein Massstab für den Marktzins von dreimonatigen Ausleihungen zwischen den Banken. Obwohl die SNB diesen Zinssatz nur indirekt steuern kann, lag er fast immer genau bei den Werten, die die SNB als Ziel verkündet hat.
Doch der Libor ist bald Vergangenheit, deshalb hat die Nationalbank einen neuen Leitzins benötigt, der nun auch so heisst. Wie schon beim Libor teilt die SNB mit dem Leitzins mit, wo sie das Zinsniveau haben will. Dabei hat sie den grössten Einfluss auf die kurzfristigen Zinsen (wie eben den Dreimonats-Libor). Bei Zinssätzen von mehreren Jahren ist ihr Einfluss geringer, da hier viele Erwartungen zur weiteren Wirtschaftsentwicklung mit hineinspielen.
Konkret beeinflusst sie die Kurzfristzinsen durch Konditionen für ihre Darlehen an die Banken. In gewöhnlichen Zeiten vergibt sie diese über sehr kurzfristige, so genannte Repo-Geschäfte, in der Regel für die Frist von nur einem Tag. Abgesichert werden diese Kredite durch Wertschriften.
Der Saron kommt ohne Zielband
Im Zusammenhang mit den Repo-Geschäften lässt sich gleich ein weiterer Begriff im Zusammenhang mit dem neuen Leitzins klären: Saron (Swiss Average Rate Overnight). Diesen will die SNB ab jetzt statt den Dreimonats-Libor mit ihrem Leitzins indirekt steuern. Der Saron ist ein Durchschnittswert der Repo-Sätze. Repo-Geschäfte finden nicht nur mit der Nationalbank, sondern auch zwischen den Banken statt. Damit ist der Saron wie schon der Dreimonats-Libor ein Marktzinssatz.
Im Unterschied zum Libor ist die Ausleihfrist aber viel kürzer – nämlich ein Tag (Overnight) – und die darüber vergebenen Darlehen sind gesichert durch die Hinterlegung von Wertschriften. Die kurze Frist hat nun zur Folge, dass die SNB kein Zielband für den Leitzins mehr angibt, wie das beim Libor noch der Fall war. Mit ihm hat sie immer einen Mittelwert eines Zielbands von 1 Prozent angestrebt. Bis letzte Woche lag daher das Zielband zwischen -0,25 und -1,25 und der Mittelwert bei -0,75. Jetzt gilt als Leitzins nur noch -0,75.
Aktuell hat das Repo-Geschäft zumindest für die Geldversorgung der Banken durch die SNB allerdings wenig Bedeutung, da die Banken ohnehin in Notenbankgeld schwimmen, nachdem ihnen die SNB für gigantische Summen Devisen abgekauft hat, um den Franken zu schwächen. Aktuell liegen auf den Girokonten der inländischen Banken bei der SNB 477 Milliarden Franken. Jetzt steuert die SNB die Kurzfristzinsen durch Gebühren auf den Einlagen auf diesen Girokonten – bekannt sind diese Gebühren als Negativzinsen.
Weil deshalb Banken Bargeld ebenfalls meiden, nehmen auch sie nur Geld von anderen Banken an, wenn diese eine Gebühr dafür bezahlen. Das führt dazu, dass sich auch die Negativzinsen wie von der SNB gewollt in Marktzinsen wie aktuell dem Dreimonats-Libor niederschlagen.
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