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Die Negativzinsen haben ausgedient

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Das Festhalten an Negativzinsen ergibt keinen Sinn mehr: Die EZB in Frankfurt. (Foto: Keystone/Arne Dedert) Fünf Jahre negative Leitzinsen sind genug. Am 4. Juni 2014 beschloss die Europäische Zentralbank, den Einlagesatz unter null auf –0,1% zu schieben. 2016 setzte sie ihn auf –0,4% fest. Damals herrschten andere wirtschaftliche Bedingungen als heute. Wenn gegenwärtig über Zinserhöhungen diskutiert wird respektive darüber, dass die EZB die Leitzinsen noch lange nicht erhöhen kann, sollten die Argumente nicht für die Negativsätze gelten. Eine Rückkehr auf null ist längst überfällig. Dieser Sachverhalt darf inhaltlich nicht in denselben Topf geworfen werden wie die Frage, ob Euroland Leitzinsen von 0,5%, 1% oder 2% verkraften kann. Nominale Minuszinsen sind ein Anachronismus. Sie

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Die Negativzinsen haben ausgedient

Das Festhalten an Negativzinsen ergibt keinen Sinn mehr: Die EZB in Frankfurt. (Foto: Keystone/Arne Dedert)

Fünf Jahre negative Leitzinsen sind genug. Am 4. Juni 2014 beschloss die Europäische Zentralbank, den Einlagesatz unter null auf –0,1% zu schieben. 2016 setzte sie ihn auf –0,4% fest. Damals herrschten andere wirtschaftliche Bedingungen als heute. Wenn gegenwärtig über Zinserhöhungen diskutiert wird respektive darüber, dass die EZB die Leitzinsen noch lange nicht erhöhen kann, sollten die Argumente nicht für die Negativsätze gelten. Eine Rückkehr auf null ist längst überfällig. Dieser Sachverhalt darf inhaltlich nicht in denselben Topf geworfen werden wie die Frage, ob Euroland Leitzinsen von 0,5%, 1% oder 2% verkraften kann.

Nominale Minuszinsen sind ein Anachronismus. Sie stellen die Basis für jede Finanzierungsrechnung auf den Kopf: Wer Geld anlegt, zahlt drauf; wer es sich leiht, wird bezahlt. Jahrzehntelang verkündeten Notenbanker, dass es sie gar nicht geben könne. Bei 0% sei Schluss. Einlagen bei Banken zu besteuern, ergebe nur Sinn, wenn Geldzuflüsse aus dem Ausland abgewehrt werden sollen, um die eigene Währung vor einer übermässigen Aufwertung zu verteidigen, wie es die Schweiz in den 1970er-Jahren erstmals versuchte. Sie jedoch zu verhängen, ohne primär den Wechselkurs im Auge zu behalten, wie es die EZB vierzig Jahre später praktizierte, stellte alles auf den Kopf.

Negativzinsen waren nur Beiwerk

Warum ging die EZB – anders als das Federal Reserve in den USA – dieses Risiko überhaupt ein? Als Hauptargument wird meist die Furcht vor einer Deflation angeführt, die damals herrschte. Allerdings war davon im Sommer 2014 gar nicht so sehr die Rede. In der Medienkonferenz rechtfertigte EZB-Chef Mario Draghi den Schritt unter die Nulllinie eher als technische Massnahme: Man hatte den zentralen Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) um 0,1 Prozentpunkte auf 0,15% senken wollen, und da man den Zielkorridor der Leitzinsen nicht übermässig einengen wollte, musste die EZB auch den um einen Viertelprozentpunkt tiefer liegenden Einlagesatz entsprechend herabsetzen: Er lag bereits auf null und wurde daraufhin auf –0,1% geschoben.

«You see, one good thing about the negative deposit rate is that it helps to keep the corridor size unchanged. It has avoided the narrowing of the corridor, which would be counterproductive for the functioning of...

Andreas Neinhaus
Andreas Neinhaus (Jg. 1963) ist seit 1997 als Redaktor bei «Finanz und Wirtschaft» tätig und schreibt über geld- und währungspolitische sowie konjunkturelle Fragen.

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