Tuesday , November 5 2024
Home / Liberales Institut / Zum Andenken an Silvio Borner (1941-2020)

Zum Andenken an Silvio Borner (1941-2020)

Summary:
Silvio Borner studierte Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule St. Gallen (HSG). Nach dem Lizenziat (1966) wurde er Assistent von Professor Walter Adolf Jöhr (1966-1968). Direkt nach der Promotion (1969) ging er als «Visiting Research Fellow» an die Yale University (1970-1972). Dieser Forschungsaufenthalt und die dort erlebte Diskurs-Kultur prägten lebenslang sein Verständnis für das Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Wirtschafts-politik. Aus den USA zurück, habilitierte er sich an der HSG und wurde an seiner «Alma mater sangallensis» Professor für Volkswirtschaftslehre (1974-1978). Von 1978 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 war er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Basel; 1987/1988 Dekan der Phlilosophisch-Historischen Fakultät; 1990 einer der

Topics:
Liberales Institut considers the following as important:

This could be interesting, too:

Swiss National Bank writes 2024-11-04 – Data portal – Important monetary policy data, 4 November 2024

Cash - "Aktuell" | News writes Börsen-Ticker: SMI leicht vorne – Dollar gibt vor US-Wahlen nach – Ölpreise legen zu

finews.ch writes Christopher Hodge: «Trump bellt mehr, als er wirklich beisst»

finews.ch writes Langjährige Safra-Sarasin-Top-Bankerin wird CEO in Asien

Silvio Borner studierte Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule St. Gallen (HSG). Nach dem Lizenziat (1966) wurde er Assistent von Professor Walter Adolf Jöhr (1966-1968). Direkt nach der Promotion (1969) ging er als «Visiting Research Fellow» an die Yale University (1970-1972). Dieser Forschungsaufenthalt und die dort erlebte Diskurs-Kultur prägten lebenslang sein Verständnis für das Verhältnis von Wirtschaftstheorie und Wirtschafts-politik.

Aus den USA zurück, habilitierte er sich an der HSG und wurde an seiner «Alma mater sangallensis» Professor für Volkswirtschaftslehre (1974-1978). Von 1978 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 war er Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Basel; 1987/1988 Dekan der Phlilosophisch-Historischen Fakultät; 1990 einer der Gründungsväter des Wirtschaftswissenschaftlichen Zentrums (WWZ); 2001 Gründer der «International Summer School of Law, Business and Economic Policy» und von 2007 bis 2009 auch Dekan der 1995 neu geschaffenen Wirtschafts-wissenschaftlichen Fakultät.

Mit dem Spannungsfeld «Theorie versus Politik» hat er sich schon in seiner Dissertation («Die Überbeschäftigung: Ansätze zu einer theoretischen Klärung») und später auch in seiner Habilitationsschrift («Wissenschaftliche Ökonomik und politische Aktion: Eine politische Ökonomie der professionellen Beratung der Wirtschaftspolitik») befasst. Er fühlte sich dabei jedoch nie an eine der verschiedenen Denkschulen oder an eines der in der Disziplin gerade dominierenden Paradigmen gebunden. Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Beiträge stand immer die Frage, wie können die im realen Geschehen auftretenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme «bestmöglich» gelöst werden. Für ihn galt dabei stets die Maxime «immer nur so viel Staat als unbedingt nötig, aber immer so viel Markt und Wettbewerb als möglich» (Karl Schiller).

Entsprechend breit sind sein Schrifttum und die Themen der für Politik und Wirtschaft erstellten wissenschaftlichen Gutachten und Studien. Es war ihm stets wichtig, die längerfristigen Auswirkungen der von der Politik nicht selten nur wenig gründlich durchdachten und oft auch opportunistisch gefällten Entscheide zu hinterfragen und darzulegen. Bis zuletzt kämpfte er unermüdlich gegen als wissenschaftlich etikettierte Arbeiten, die darauf ausgerichtet sind, die von Politik und Interessengruppen erhofften Ergebnisse zu bestätigen («Advocacy Research»).

In Vorträgen und in den zur Information der Öffentlichkeit konzipierten Kolumnen nahm er deshalb meist auch ganz bewusst pointiert Stellung zu ordnungspolitischen «Sünden» von Wirtschaft und Politik. Er wollte, dass sich Zuhörer und Leser mit den thematisch aufgegriffenen Fragestellungen und Problemen, aber auch mit seinen eigenen Einschätzungen und Stellungs-nahmen gründlich auseinandersetzen. Seine Offenheit und Bereitschaft zu sachlichen Diskussionen wurde geschätzt und ermöglichte ihm auch ein Netz von Beziehungen mit Wirtschaft und Politik zu knüpfen, das ihm half sich für Anliegen seiner akademischen Wirkungsstätte einsetzen zu können.

Silvio Borner war 2014 in den Akademischen Beirat des Liberalen Instituts aufgenommen worden. Hier wurden seine Kolumnen in einem ersten, schnell ausverkauften Band veröffentlicht. Der zweite Band, «Warum die Politik versagt. Diagnosen eines Ökonomen» ist weiterhin verfügbar. Zudem steuerte er zu mehreren Sammelbänden der Edition Liberales Institut pointierte Beiträge bei, so auch zum neuesten Buch «Mutter Natur und Vater Staat: Freiheitliche Wege aus der Beziehungskrise».

Silvio Borner war auch ein geschätzter und erfolgreicher akademischer Lehrer. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses war ihm ein besonderes Anliegen. Ehemalige Studierende besetzten oder besetzen noch heute wichtige Positionen in Wirtschaft und Verwaltung und zahlreiche seiner ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiter sind nun selbst Mitglieder von Lehrkörpern in- und ausländischer Universitäten.

Wer Silvio Borner kennen lernen durfte, weiss welchen kreativen Wissenschaftler und kritischen Denker die Schweiz mit ihm verloren hat.

Bernd Schips

12. Dezember 2020

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *