Stillschweigend hat die Credit Suisse die Rückzahlungsfrist für die Entschädigung von Wohnimmobilien-Papieren, die sie im Vorfeld der Finanzkrise an Kundinnen und Kunden verkauft hatte, verlängert. Damit erhöhen sich die ursprünglichen Kosten des Vergleichs erheblich. Was steckt dahinter? Teurer, länger, unsicherer – das ist das Ergebnis der Aufarbeitung eines 15 Jahre alten Skandals um Wertpapiere im ...
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Stillschweigend hat die Credit Suisse die Rückzahlungsfrist für die Entschädigung von Wohnimmobilien-Papieren, die sie im Vorfeld der Finanzkrise an Kundinnen und Kunden verkauft hatte, verlängert. Damit erhöhen sich die ursprünglichen Kosten des Vergleichs erheblich. Was steckt dahinter?
Teurer, länger, unsicherer – das ist das Ergebnis der Aufarbeitung eines 15 Jahre alten Skandals um Wertpapiere im Zusammenhang mit US-Subprime-Hypotheken der Credit Suisse (CS). Eigentlich war die Bank nur noch fünf Monate davon entfernt, den Rechtsstreit, der auf das Jahr 2005 zurückgeht, endgültig aus der Welt zu schaffen.
Doch nun hat die CS die Laufzeit des Deals bis mindestens 2026 verlängert. Gleichzeitig kündigte sie an, dass sie nach einer Neubewertung im zweiten Quartal 2021 möglicherweise einige der Kredite aufkaufen oder anpassen werde, wie aus ihrem am Donnerstag publizierten Finanzbericht zum ersten Halbjahr 2021 hervorgeht. Was ist geschehen?
Kompletter Mist
Vor fast fünf Jahren hatte sich die CS bereiterklärt, Entschädigungen in der Höhe von 2,8 Milliarden Dollar an Konsumenten wegen «rechtswidrigem Verhalten» im Vorfeld der Finanzkrise 2008/09 zu zahlen. Der Grund: Bankmitarbeitende hatten einige der verbrieften Kredite, als «kompletten Mist» und «äusserst kompletten Müll» bezeichnet.
Die Staatsanwaltschaft zitierte in dem Verfahren aus einer E-Mail eines leitenden Händlers der Credit Suisse aus dem Jahr 2007. Dort hiess es: «Wir haben noch fast 2,5 Milliarden Dollar an Conduit-Müll zu verteilen.» Conduit Loans sind verbriefte Kredite. Die im Vergleich ausgehandelte Entschädigung an die Kundinnen und Kunden war Teil einer Gesamtbusse des US-Justizministeriums in Höhe von 5,28 Milliarden Dollar.
Feilschen mit US-Aufseher
Aus heutiger Sicht könnte der jüngste Kurswechsel der CS auf eine riskante Wette auf einen weiter steigenden US-Immobilienmarkt hinauslaufen. Denn die Verlängerung der Rückzahlungsfrist bedeutet auch fünf Prozent mehr an Entschädigungen für jedes weitere Jahr, mit dem sich das Verfahren über die ursprüngliche Ziellinie von 2021 hinauszieht. Oder anders ausgedrückt: 140 Millionen Dollar pro Jahr. Langfristig gesehen würde sich so der Skandal über mehr als zwei Jahrzehnte hinziehen.
Die CS hat ihre Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im zwieten Quartal 2021 mit einer nicht genannten Summe aufgestockt und begründet dies mit nicht spezifizierten zusätzlichen Kosten. Ausserdem gab sie an, dass sie noch immer mit dem von den USA bestellten, externen Compliance-Beauftragten Neil Barofsky über den Betrag feilscht, den sie bisher als Entschädigung an die Kundinnen und Kunden gezahlt hat.
Kostbares Kapital
Die Credit Suisse wollte sich zu den Gründen für die Verlängerung nicht äussern. Barofsky, der in New York ansässig ist, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Es ist nicht auszuschliessen, dass die Entscheidung zumindest teilweise mit den Verlusten aus dem Hedgefonds Archegos und dem Greensill-Supply-Chain-Finance-Fonds zu tun. Denn dadurch ist die finanzielle Stabilität der CS sehr viel kostbarer geworden. Die Verluste hatten im April eine Kapitalinfusion von 1,9 Milliarden Dollar erforderlich gemacht.
Seit den beiden Skandal hat die CS ihre Risikobereitschaft deutlich eingeschränkt.