Unternehmen müssen mit noch höheren Logistikkosten rechnen. "Wir haben starke Materialpreissteigerungen bei Halbleitern, Energie, Frachten - das setzt sich weiter fort 2022, sogar verstärkt", beschreibt etwa der Finanzchef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, Konstantin Sauer, die schwierige Lage. Die Sanktionen Europas gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine treffen die Luftfracht zwischen Europa und Asien unmittelbar. Seit dem 28. Februar ist der riesige Luftraum Russlands für Airlines aus 36 Ländern einschliesslich Europas gesperrt, nachdem die EU-Staaten eine solche Sanktion gegen russische Gesellschaften verhängt hatten. "Wir erwarten, dass die Preise für Luftfracht auf der Europa-Asien-Route um mehr als 30 Prozent steigen werden", sagt Ruxandra Haradau-Döser,
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Unternehmen müssen mit noch höheren Logistikkosten rechnen. "Wir haben starke Materialpreissteigerungen bei Halbleitern, Energie, Frachten - das setzt sich weiter fort 2022, sogar verstärkt", beschreibt etwa der Finanzchef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, Konstantin Sauer, die schwierige Lage. Die Sanktionen Europas gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine treffen die Luftfracht zwischen Europa und Asien unmittelbar. Seit dem 28. Februar ist der riesige Luftraum Russlands für Airlines aus 36 Ländern einschliesslich Europas gesperrt, nachdem die EU-Staaten eine solche Sanktion gegen russische Gesellschaften verhängt hatten. "Wir erwarten, dass die Preise für Luftfracht auf der Europa-Asien-Route um mehr als 30 Prozent steigen werden", sagt Ruxandra Haradau-Döser, Luftfahrtexpertin von Kepler Cheuvreux.
Luftfracht boomt
Und das, nachdem die Luftfracht im vergangenen Jahr boomte, weil etwa die Autoindustrie in der Chip-Krise die raren, von asiatischen Herstellern ergatterten Halbleiter einfliegen liess. Dieser Engpass hat bisher kaum nachgelassen. Jetzt werden die Transportkapazitäten über die Luft noch knapper: Mit den russischen Cargolinien AirBridgeCargo und Volga-Dnepr fallen wichtige Anbieter aus. Die europäischen Fracht-Airlines müssen Umwege fliegen, was Flüge von Frankfurt nach Asien nach Angaben von Lufthansa Cargo um anderthalb bis zweieinhalb Stunden verlängern kann. Die Maschinen tanken mehr Treibstoff, das verringert das mögliche Ladegewicht. Wegen der längeren Flugzeit sind ausserdem weniger Flüge möglich. In den kommenden Monaten ist nach Schätzung von Analystin Haradau-Döser die Cargo-Kapazität zwischen Asien und Europa um rund 50 Prozent geringer als Anfang Februar. "Gleichzeitig erwarten wir, dass die Nachfrage steigt, weil Zugverbindungen zwischen China und Europa ausfallen", sagt die Analystin. Hinzu kommt der massive Ölpreisanstieg in Reaktion auf den Krieg. Die Mehrkosten gäben die Fluggesellschaften an die Kunden weiter.
Frachtraten mehr als verdoppelt
Luftfrachtkapazitäten blieben ausserdem begrenzt, weil sich die Passagierflüge von Europa nach Asien nur langsam, wenn überhaupt erholen, erklärte Bernstein Research. Die Hälfte der Fracht wird normalerweise als Beiladung in Passagierjets transportiert. Die Luftraumsperrung über Russland bedeute einen Rückgang der globalen Frachtkapazität um zehn Prozent. Die Frachtraten seien derzeit zweieinhalb Mal so hoch wie 2019. "Das wird noch schlimmer", schreibt Bernstein-Analyst Alex Irving.
Die Analysten von Stifel Research erklären, es sei noch zu früh für eine genaue Prognose. Die Frachtraten dürften aber im ersten Halbjahr weiter steigen, eine Normalisierung auf sich warten lassen. "Wir glauben, das post-pandemische Umfeld wird viel günstiger sein für die Spediteure als die vor-pandemische Welt", heisst es in einem Kommentar der Stifel-Analysten Marc Zeck und Johannes Braun.
Höhere Kerosin-Preise werden weitergegeben
Auch die Deutsche Post, Luftfrachtanbieter mit DHL, erklärte unlängst, die schon hohen Frachtraten seien seit dem Angriff Russlands weiter gestiegen. Höhere Kerosin-Preise würden an die Kunden weitergegeben. Lufthansa Cargo geht von weiterem Preisanstieg auf den Asien-Routen aus. Cargo-Chefin Dorothea von Boxberg erwartet ein weiteres "starkes Jahr". Die Lufthansa-Tochter verdoppelte dank des Preisanstiegs bei knapperem Angebot 2021 das Betriebsergebnis auf 1,5 Milliarden Euro. Das ist noch nichts im Vergleich zur französischen Schiffsreederei CMA CGM - sie verzehnfachte den Gewinn 2021 auf 17,9 Milliarden Dollar.
«Das wird die Inflation beflügeln»
Was das für die Kunden heisst, zeigt das Beispiel Continental. Der Autozulieferer gab für Sonderfrachten - vor allem für die eingeflogenen Halbleiter - im vergangenen Jahr allein 200 Millionen Euro aus. Das Unternehmen rechnete mit ähnlich hohen Kosten in diesem Jahr, die wiederum nur ein Bruchteil des Kostenanstiegs durch höhere Preise für Energie, Rohstoffe oder Bauteile sind. Aber das war eine Kalkulation noch vor Ausbruch des Krieges. ZF-Finanzchef Sauer erklärte, das Unternehmen versuche, den starken Kostenanstieg durch Einsparungen auszugleichen, aber das gelinge nur teilweise. "Das wird noch die Inflation beflügeln in unserem Land", warnte er. "Da kommt noch einiges auf uns zu."
(Reuters)