Stromversorgung praktisch vollständig aus erneuerbaren Energien, grosses Potenzial zum weiteren Ausbau und Einsatz für eine grüne Wasserstoff-Produktion, Erdgas- und Öl-Reserven als Absicherung und für den Export. Was Energie betrifft, ist Norwegen mit seinen etwas über fünf Millionen Einwohnern eine Supermacht in Europa. Deutschlands Vorteil: Die beiden Länder sind zwar geografisch keine Nachbarn, aber beim Thema Energieversorgung doch dicht zusammen. Zwei grosse Gas-Pipelines führen durch die Nordsee nach Niedersachsen. Norwegen deckt so rund 30 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs und ist damit nach Russland (etwa 55 Prozent) zweitgrösster Lieferant. Zudem wurde 2021 das Seekabel NordLink in Betrieb genommen, mit dem die Strommärkte eng zusammenrücken. Rund 1600 Wasserkraftwerke Erzeugt
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Stromversorgung praktisch vollständig aus erneuerbaren Energien, grosses Potenzial zum weiteren Ausbau und Einsatz für eine grüne Wasserstoff-Produktion, Erdgas- und Öl-Reserven als Absicherung und für den Export. Was Energie betrifft, ist Norwegen mit seinen etwas über fünf Millionen Einwohnern eine Supermacht in Europa.
Deutschlands Vorteil: Die beiden Länder sind zwar geografisch keine Nachbarn, aber beim Thema Energieversorgung doch dicht zusammen. Zwei grosse Gas-Pipelines führen durch die Nordsee nach Niedersachsen. Norwegen deckt so rund 30 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs und ist damit nach Russland (etwa 55 Prozent) zweitgrösster Lieferant. Zudem wurde 2021 das Seekabel NordLink in Betrieb genommen, mit dem die Strommärkte eng zusammenrücken.
Rund 1600 Wasserkraftwerke
Erzeugt wird der Strom seit über 100 Jahren fast vollständig aus Wasserkraftwerken, rund 1600 verteilen sich über das gebirgige Land. Dies macht Norwegen zu einem der 20 grössten Stromexporteure der Welt. Und dies ist ein Grund, warum Norwegen bei der Umstellung auf E-Mobilität an der europäischen Spitze steht. Mehr als die Hälfte der neuzugelassenen Autos haben dort einen Elektro-Antrieb - auch dank üppiger staatlicher Förderung. Ab 2025 sollen nur noch emissionsfreie Autos fahren.
Der Bedarf an grünem Strom wächst allerdings immer weiter - auch mit Blick auf die Produktion von Wasserstoff, den das Land etwa für den Schiffsantrieb oder den Schwerlastverkehr im langgestreckten Land benötigt. Das Potenzial ist da: Nur etwa 3,5 Prozent des Stroms werden derzeit von Windrädern erzeugt.
Der Wind im Norden weht kräftig
Dabei weht der Wind hoch im Norden und besonders vor der Küste kräftig. Schwimmende Off-Shore-Windräder sollen daher bald neben den Öl- und Gas-Bohrinseln verankert werden und so zum Symbol für die neue Zeit werden.
Grüner Wasserstoff könnte der nächste Energie-Exportschlager werden, zumal die Gas- und Öl-Quellen allmählich versiegen. Und Wasserstoff ist derzeit das begehrte Gut nicht nur für Deutschland. Umso mehr, seit der russische Einmarsch in die Ukraine auch die Erdgas-Versorgung aus dem Osten infrage stellt. Matthias Deutsch, Wasserstoff-Experte bei der Denkfabrik Agora Energiewende, sieht das skandinavische Land gut gerüstet: "Norwegen versteht sich als eines der Vorreiter-Länder für die Wasserstoff-Diskussion. Zusammen mit den Niederlanden und Grossbritannien wird die Diskussion dort über Jahre seit Jahren schon breiter geführt."
CO2-Speicher als neues Geschäftsmodell
Letztlich könnte Norwegen auf zwei Wegen ein Geschäft machen: Entweder es produziert Wasserstoff mit grünem Strom selbst und liefert ihn nach Deutschland. Dann bedürfte es eventuell einer neuen Pipeline. Allerdings könnten auch deutsche Stahl- oder Chemiefirmen Erdgas einsetzen und das Klimagas CO2 abscheiden. Die sogenannte CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) ist zwar bei Grünen unbeliebt. Aber die Option ist im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung angelegt. Das CO2 müsste dann auch nicht in Deutschland bleiben, was wohl nicht durchsetzbar wäre. Es könnte per Schiff oder per Pipeline wieder nach Norwegen gebracht und dort in etwa in alte Gas-Lagerstätten unter der Nordsee gepresst werden.
Norwegens «Longship»
Diese Technik ist in Norwegen schon etabliert. "Longship" - das Langschiff der Wikinger - heisst das Projekt, mit dem das CO2 von Europas Industrie eingesammelt werden soll. Denn bei vielen Industrie-Prozessen wird sich die CO2-Produktion nicht ganz vermeiden lassen. Zudem könnte man möglicherweise auch CO2 aus der Atmosphäre zurückgewinnen. "Die Frage der CCS-Technologie wird erst dadurch interessant, dass wir über die langfristig für Klimaneutralität benötigten Negativ-Emissionen reden", sagt Deutsch. Damit könnte Norwegen auch bei Grünen-Politikern wie Wirtschaftsminister Robert Habeck Türen für neue Geschäfte öffnen.
(Reuters)