Die Wirtschaftsprognosen fallen trotz der vielerorts erfreulichen Corona-Entwicklungen düster aus. Ist dieser Pessimismus berechtigt? Getrübter Corona-Ausblick: Die Wirtschaftsprognosen von OECD und Weltbank sind erstaunlich negativ. Foto: Keystone Knapp ein Monat ist vergangen, seit in vielen Ländern die strikten Ausgehverbote und Ladenschliessungen aufgehoben wurden. Seit dieser Woche darf innerhalb des Schengen-Raums in Europa wieder frei gereist werden, von einzelnen Ausnahmen abgesehen. Der Alltag ist ein Stück weit zurückgekehrt. Die Wirtschaft läuft wieder. Nicht auf vollen Touren, zugegeben. Aber so wie der Lockdown die Erwartung, das Virus zu stoppen, erfüllt hat, ist nun auch die zweite Phase vielversprechend angelaufen: der Ausstieg aus der staatlich
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Die Wirtschaftsprognosen fallen trotz der vielerorts erfreulichen Corona-Entwicklungen düster aus. Ist dieser Pessimismus berechtigt?
Knapp ein Monat ist vergangen, seit in vielen Ländern die strikten Ausgehverbote und Ladenschliessungen aufgehoben wurden. Seit dieser Woche darf innerhalb des Schengen-Raums in Europa wieder frei gereist werden, von einzelnen Ausnahmen abgesehen. Der Alltag ist ein Stück weit zurückgekehrt. Die Wirtschaft läuft wieder. Nicht auf vollen Touren, zugegeben. Aber so wie der Lockdown die Erwartung, das Virus zu stoppen, erfüllt hat, ist nun auch die zweite Phase vielversprechend angelaufen: der Ausstieg aus der staatlich verordneten Isolation. Grund genug, zuversichtlicher zu sein.
Die wichtigsten Konjunkturforscher sehen das anders. Vergangene Woche publizierten sowohl die OECD als auch die Weltbank ihre Wirtschaftsprognosen. Sie fallen so düster aus wie die Vorhersagen ihrer Kollegen im Internationalen Währungsfonds von Anfang April, zu einer Zeit als die Lockdown-Massnahmen erst angelaufen waren und Corona sich noch ausbreitete (vgl. Tabelle).
Prognosen für das Wirtschaftswachstum in den USA und im Euroraum
Aber ist das nicht übertrieben? Alle Prognosen stehen und fallen mit dem tatsächlichen Verlauf der Pandemie, und der ist schwer vorherzusagen. Die OECD publiziert deshalb eine doppelte Vorhersage: eine für den Fall, dass Corona besiegt wird wie geplant (Single-Dip-Szenario), und eine, die annimmt, dass sich das Virus im Herbst erneut ausbreitet. Es müsste dann mit einem zweiten Lockdown bekämpft werden (Double-Dip-Szenario). Auch die Weltbank warnt vor einem Rückfall respektive einem längeren Lockdown. Während sie ihn nur als weniger wahrscheinliches Nebenszenario einstuft, gewichtet die OECD beide Szenarien gleich. Es steht also 50:50, dass wir uns gegen Ende des Jahres dort befinden, wo wir im März bereits waren.
«Double Dips» seien ganz normal, sagte Kenneth Rogoff am Freitag in einem von der Princeton-Universität organisierten Webinar. Der bekannte Wissenschaftler, Notenbankberater und ehemaliger IWF-Chefökonom unterstreicht dort, dass mehr als 40 Prozent der vergangenen Finanzkrisen nicht reibungslos zu Ende gingen. Die Wirtschaft fiel dann nach einer kurzen Besserung in ein zweites Loch. Auch diesmal sei die wirtschaftliche Erholung schwierig, und es dauere lange, bis einigermassen zufriedenstellende Wachstumsraten wieder erlangt würden.
In der Tat gleichen die aktuell herumgereichten Szenarien jenen aus historischen Ereignissen, wie sie Rogoff und Kollegen in ihren Forschungsarbeiten beschrieben haben.
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