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Sind Reformen nun doch das richtige Rezept?

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Heil oder Übel? Protest gegen Macrons Arbeiterreform im September 2017. (Foto: Keystone/Francois Mori) Vor gut fünf Jahren löste eine Studie ein mittelgrosses Beben unter Politikberatern in Europa aus. Ökonomen wiesen wissenschaftlich nach, dass Wirtschaftsreformen in den hoch verschuldeten und stagnierenden Ländern Südeuropas nichts bringen. Dabei pochten doch Regierungsvertreter und Mainstream-Ökonomen seit langem darauf, dass Länder wie Italien, Griechenland und Spanien mehr Marktwirtschaft zulassen sollten. Sie müssten bürokratische Hindernisse abbauen und die Arbeitsmärkte flexibilisieren. Nur so würden sie wettbewerbsfähiger und wirtschaftlich dynamischer werden. Andrea Raffo, Gauti Eggertsson und Andrea Ferrero widersprachen dieser Argumentation nicht grundsätzlich. Sie hatten

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Sind Reformen nun doch das richtige Rezept?

Heil oder Übel? Protest gegen Macrons Arbeiterreform im September 2017. (Foto: Keystone/Francois Mori)

Vor gut fünf Jahren löste eine Studie ein mittelgrosses Beben unter Politikberatern in Europa aus. Ökonomen wiesen wissenschaftlich nach, dass Wirtschaftsreformen in den hoch verschuldeten und stagnierenden Ländern Südeuropas nichts bringen. Dabei pochten doch Regierungsvertreter und Mainstream-Ökonomen seit langem darauf, dass Länder wie Italien, Griechenland und Spanien mehr Marktwirtschaft zulassen sollten. Sie müssten bürokratische Hindernisse abbauen und die Arbeitsmärkte flexibilisieren. Nur so würden sie wettbewerbsfähiger und wirtschaftlich dynamischer werden.

Andrea Raffo, Gauti Eggertsson und Andrea Ferrero widersprachen dieser Argumentation nicht grundsätzlich. Sie hatten jedoch ein Gegenargument: Solche Reformen funktionieren nur in normalen Zeiten, nicht jedoch in einem Nullzinsumfeld, wie es seit der Finanzkrise Realität ist.

Eine schlechte Nachricht des Fed

«This paper is bad news», begannen die Wissenschaftler ihre Analyse. Dass die Untersuchung, die sich aufmachte, die Grundpfeiler des europäischen Krisenmanagements als Fehlkonstrukt zu entlarven, von der US-Zentralbank Fed veröffentlicht wurde, stiess vielen Europäern zusätzlich auf. Raffo und seine Co-Autoren weisen modelltheoretisch nach, dass strukturelle Reformen während einer Krise die Lage verschlechtern, wenn die Notenbank gleichzeitig eine Nullzinspolitik betreibt.

Die Reformen verbessern die Effizienz, senken Preise und Löhne und damit die Grenzkosten der Unternehmen. Daraufhin nehmen die Inflationserwartungen ab. Die Massnahmen wirken deflationär. Liegen die Zinsen auf null, sorgen sinkende Inflationsaussichten dafür, dass die Realzinsen steigen, und die Konjunktur wird gebremst. Gehen die Wirtschaftsakteure ausserdem davon aus, dass die Reformen nur vorübergehend gelten und später rückgängig gemacht werden – was angesichts der politischen Lobbyarbeit von Interessengruppen...

Andreas Neinhaus
Andreas Neinhaus (Jg. 1963) ist seit 1997 als Redaktor bei «Finanz und Wirtschaft» tätig und schreibt über geld- und währungspolitische sowie konjunkturelle Fragen.

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