Der IWF hat Interessantes herausgefunden: Präsidentin Janet Yellen. Foto: Joshua Roberts (Reuters) Janet Yellen fragte sich diese Woche, ob sie und ihre Kollegen in der US-Notenbank den Zusammenhang zwischen dem Arbeitsmarkt und der Inflation nicht grundsätzlich falsch beurteilen. Obwohl in den USA wieder nahezu Vollbeschäftigung herrsche, ziehe die Teuerung einfach nicht an. Die Arbeitslosenrate ist in den letzten zehn Jahren kräftig gefallen, aber trotzdem steigen die Löhne kaum. Dieses Phänomen ist nicht auf die USA beschränkt. Es lässt sich vielerorts beobachten. Und es ist ein Rätsel, denn es widerspricht der ökonomischen Lehre. Viele Experten suchen seit Jahren nach Erklärungen. Sie verweisen häufig auf neue Paradigmen, wie die Idee der sekulären Stagnation, die theoretisch
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Janet Yellen fragte sich diese Woche, ob sie und ihre Kollegen in der US-Notenbank den Zusammenhang zwischen dem Arbeitsmarkt und der Inflation nicht grundsätzlich falsch beurteilen. Obwohl in den USA wieder nahezu Vollbeschäftigung herrsche, ziehe die Teuerung einfach nicht an. Die Arbeitslosenrate ist in den letzten zehn Jahren kräftig gefallen, aber trotzdem steigen die Löhne kaum.
Dieses Phänomen ist nicht auf die USA beschränkt. Es lässt sich vielerorts beobachten. Und es ist ein Rätsel, denn es widerspricht der ökonomischen Lehre. Viele Experten suchen seit Jahren nach Erklärungen. Sie verweisen häufig auf neue Paradigmen, wie die Idee der sekulären Stagnation, die theoretisch belegen sollen, dass heute alles anders ist als früher.
Einen Tag nach dem Vortrag der US-Notenbankchefin legte der Internationale Währungsfonds (IWF) die bisher umfangreichste empirische Untersuchung zu diesem Thema vor. Sein Verdienst ist es, dass er die Debatte wieder auf die klassischen Argumente zurückführt. Er findet «traditionelle» Ursachen, die erklären, warum weltweit Ebbe in den Lohntüten herrscht.
Unfreiwillige Teilzeitarbeit
So weisen die IWF-Ökonomen nach, dass die Löhne vor allem deshalb nur unterdurchschnittlich zulegen, weil die Arbeitsmärkte immer noch unterausgelastet sind. Das erstaunt: Sinken denn nicht die Arbeitslosenraten und steigen die Beschäftigungsindizes? Das stimme schon, argumentiert der IWF, aber diese Indikatoren zeichnen nur ein oberflächliches Bild der Entwicklung am Arbeitsmarkt. Sobald man auf die Teilzeitarbeit blicke, ändere sich die Lage.
Gemeint sind sogenannte unfreiwillige Teilzeitanstellungen. Personen, die weniger als 30 Stunden pro Woche beschäftigt sind und gerne länger arbeiten würden, zählen dazu. Ihr Anteil an den Gesamtbeschäftigten hat in den vergangenen zehn Jahren fast überall deutlich zugenommen. Der IWF weist einen eindeutigen Zusammenhang nach zwischen unfreiwilliger...