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Kryptowährungen zur Lösung des Geldproblems

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Auch gedruckt ist es kein richtiges Geld: Scheine für Bitcoins. Foto: Alexandra Wey (Keystone) Bitcoin und andere Kryptowährungen können das Geld der Notenbanken nicht ersetzen. Allerdings gäbe es durchaus interessante Einsatzmöglichkeiten. Im April hat sich das renommierte Peterson Institute for International Economics (PIIE) dem Thema Bitcoin angenommen. In einer Kurzstudie ist es der Frage nachgegangen, ob die digitalen Währungen eine Gefahr für die gängigen Währungen seien und damit auch für die Notenbanken, die sie überwachen sollen. Die Antworten von PIIE-Autor Daniel Heller sind nicht neu. Hierzulande hat sie auch schon der emeritierte Wirtschaftsprofessor Ernst Baltensperger in einem Gastartikel in der NZZ niedergeschrieben. Die Antwort schon vorab: Bitcoin hat keine Chance, die gängigen Währungen zu ersetzen. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Etwas ganz anderes ist es nämlich, wenn die Notenbanken selbst eine solche Währung für ihre Geldpolitik nutzen würden. Gehen wir die beiden Argumente durch. 1.

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Kryptowährungen zur Lösung des Geldproblems

Auch gedruckt ist es kein richtiges Geld: Scheine für Bitcoins. Foto: Alexandra Wey (Keystone)

Bitcoin und andere Kryptowährungen können das Geld der Notenbanken nicht ersetzen. Allerdings gäbe es durchaus interessante Einsatzmöglichkeiten.

Im April hat sich das renommierte Peterson Institute for International Economics (PIIE) dem Thema Bitcoin angenommen. In einer Kurzstudie ist es der Frage nachgegangen, ob die digitalen Währungen eine Gefahr für die gängigen Währungen seien und damit auch für die Notenbanken, die sie überwachen sollen.

Die Antworten von PIIE-Autor Daniel Heller sind nicht neu. Hierzulande hat sie auch schon der emeritierte Wirtschaftsprofessor Ernst Baltensperger in einem Gastartikel in der NZZ niedergeschrieben. Die Antwort schon vorab: Bitcoin hat keine Chance, die gängigen Währungen zu ersetzen.

Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Etwas ganz anderes ist es nämlich, wenn die Notenbanken selbst eine solche Währung für ihre Geldpolitik nutzen würden. Gehen wir die beiden Argumente durch.

1. Bitcoin kann das Geldsystem nicht ersetzen

Damit etwas als Geld funktionieren kann, muss es die drei Grundfunktionen erfüllen:

  • Es muss als allgemeines Tauschmittel weitum akzeptiert sein
  • Es muss als Wertmassstab funktionieren
  • Man muss es als Wertaufbewahrungsmittel nutzen können

Wenn etwas als Geld bezeichnet wird, das nicht alle diese Funktionen erfüllt – oder sie nicht mehr erfüllt –, dann ist das nicht wirklich Geld. Ein Beispiel wäre eine Hyperinflation, wenn ein «Geld» sich dramatisch und sehr schnell entwertet. In diesem Fall würde es nicht mehr als Tauschmittel akzeptiert, könnte nicht mehr als Wertmassstab funktionieren und auch nicht mehr als Wertaufbewahrungsmittel. Denn der (Tausch-)Wert dieses «Geldes» wäre in jedem Zeitpunkt kaum mehr zu bestimmen. Es würde seine Funktion als Geld verlieren. Etwas anderes würde an seine Stelle treten: Edelmetalle oder andere Güter – wie das in solchen Lagen immer wieder geschah.

Die Kryptowährung Bitcoin erfüllt tatsächlich keine dieser Funktionen. Sie wird im Vergleich zu anderen Währungen nur von einem kleinen Anteil genutzt und kann daher nicht als allgemeines Tauschmittel eingesetzt werden. Aber das ist nicht ihr grösster Mangel, denn die Anwendergemeinde könnte ja weiter wachsen, wie sie es bereits tut. Das grösste Problem liegt in der Instabilität der Währung (das war schon einmal Thema hier). Die folgende Grafik zeigt die Wertentwicklung von Bitcoin seit Bestehen:

Kryptowährungen zur Lösung des Geldproblems

Eine solche Entwicklung wäre für echtes Geld eine Katastrophe. Der enorme Wertzuwachs im Jahr 2013 und dann erneut ab Mitte 2015 käme einer gigantischen Deflation gleich – einer weit schlimmeren Deflation, als sie etwa die Weltwirtschaftskrise in den USA in den 30er-Jahren verursacht hat. Niemand würde dieses Geld mehr ausgeben wollen, das so schnell und so dramatisch an Wert zulegt. Die Realzinsen wären gigantisch hoch, eben weil das Horten von Geld allein schon einen «Zins» in Form des Wertzuwachses abwirft. Damit würden aber der Konsum, die Investitionen und in der Folge auch die Produktion zusammenbrechen und die Arbeitslosigkeit explodieren.

Das Problem ist aber nicht nur die Wertsteigerung, sondern die Ungewissheit der Preisentwicklung generell. Von Preisstabilität wäre bei Bitcoin nie etwas zu sehen gewesen. So wäre in Güterpreisen das Jahr 2014 nach der Deflation im Jahr 2013 mit Bitcoin durch eine dramatische Inflation (die der Geldentwertung entspricht) gekennzeichnet gewesen. Für die Funktion als Wertmassstab oder als Wertaufbewahrungsmittel wäre daher Bitcoin nicht zu gebrauchen. Und damit auch nicht als Geld.

Der eigentliche Zweck von Bitcoin liegt bisher also darin, Anlage- oder vielmehr Spekulationsobjekt zu sein. Damit zum zweiten Argument.

2. Kryptowährungen im Dienst der Notenbanken

Wenn eine Kryptowährung wie...

Markus Diem Meier
Markus Diem Meier (Jg. 1963) ist Co-Leiter des Ressorts Wirtschaft beim «Tages-Anzeiger». Seit der Asienkrise schreibt er über Makroökonomie und die Finanzbranche.

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