56% der Gastgewerbebetriebe geben in den Konjunkturumfragen an, dass ihre Existenz stark oder sehr stark bedroht ist. (Bild: Shutterstock.com/Michal Stipek)Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich erwartet in diesem Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandprodukts von 2.1%. Das Vorkrisenniveau dürfte demnach erst Ende 2021 wieder erreicht werden, wie die KOF am Donnerstag bekannt gab. Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen ist zu Jahresbeginn wieder ungünstiger als im Herbst. Vor allem die Dienstleistungsbereiche leiden erneut unter der Pandemie: Unternehmen aus dem Gastgewerbe, dem Grosshandel und dem Bereich übrige Dienstleistungen melden bei den Konjunkturumfragen vom Januar, dass sich ihre Lage verschlechtert hat. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Geschäftslage
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56% der Gastgewerbebetriebe geben in den Konjunkturumfragen an, dass ihre Existenz stark oder sehr stark bedroht ist. (Bild: Shutterstock.com/Michal Stipek)
Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich erwartet in diesem Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandprodukts von 2.1%. Das Vorkrisenniveau dürfte demnach erst Ende 2021 wieder erreicht werden, wie die KOF am Donnerstag bekannt gab. Die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen ist zu Jahresbeginn wieder ungünstiger als im Herbst. Vor allem die Dienstleistungsbereiche leiden erneut unter der Pandemie: Unternehmen aus dem Gastgewerbe, dem Grosshandel und dem Bereich übrige Dienstleistungen melden bei den Konjunkturumfragen vom Januar, dass sich ihre Lage verschlechtert hat. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Geschäftslage hingegen kaum verändert, trotz der seit dem 13. Januar wieder verschärften Schutzmassnahmen.
Im Baugewerbe, im Projektierungsbereich und bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen hat sich die Lage im Januar sogar weiter aufgehellt. Auch im Detailhandel verbesserte sich die Situation – allerdings seien die Mitte Januar verfügten Betriebsschliessungen in den Resultaten wohl nicht vollständig abgebildet, so die KOF.
Insgesamt zeigen sich zu Jahresbeginn gegensätzliche Entwicklungen: Während sich die Geschäftslage etwa in den warenproduzierenden Bereichen stabil bis positiv entwickelt, straucheln vor allem einige Dienstleistungsbereiche. "Die Pandemie treibt einen Keil zwischen die Entwicklung verschiedener Wirtschaftssektoren", stellt die KOF fest.
Existenzbedrohung steigt
Seit Mai 2020 werden die Konjunkturumfragen der KOF mit Sonderfragen zur Corona-Krise ergänzt. Im Januar gaben rund 60% der befragten Unternehmen an, dass die Pandemie ihren Umsatz im letzten Jahr geschmälert hat. Rund 9% der Unternehmen berichten von einem positiven Effekt. Besonders stark negativ betroffen ist das Gastgewerbe: Hier dürfte der Jahresumsatz 2020 um etwa 37% eingebrochen sein. Bei fast jedem dritten Betrieb betrug das Minus mehr als 50%. Innerhalb der Branche sind die Beherbergungsunternehmen mit einem Umsatzrückgang von 46% stärker betroffen als die Gastronomiebetriebe (-33%).
Der Anteil der Unternehmen, die ihre Existenz als gefährdet betrachten, hat im Januar wieder zugenommen. Auch hier sticht das Gastgewerbe hervor: 56% der Betriebe geben an, dass ihre Existenz stark oder sehr stark bedroht ist. Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg fürchten sich 14% der Unternehmen vor dem Konkurs. Fast 60% der befragten Unternehmen geben zudem an, dass sie unter einem Rückgang der Nachfrage leiden.
Zweiter Lockdown dämpft Konjunkturerholung
Die sich bereits in der Schweiz ausbreitenden, stärker ansteckenden Virusmutationen vermindern die Wirksamkeit der derzeit deutlich verschärften Eindämmungsmassnahmen. Obwohl die Restriktionen sich in bereits gesunkenen Infektionszahlen widerspiegeln, dürften sie demnach laut KOF noch bis ins zweite Quartal 2021 andauern und nur graduell aufgehoben werden, um einen erneuten sprunghaften Wiederanstieg zu verhindern. Zwar kommen in der Pandemiebekämpfung mittlerweile mehrere Impfstoffe zum Einsatz, allerdings läuft der Impfstart nur langsam an und es dürfte noch bis Juni andauern, bis alle impfbereiten Menschen aus den Risikogruppen immunisiert sind.
Vor diesem Hintergrund hat die KOF ihr Konjunkturszenario aktualisiert. In diesem Jahr erwartet sie einen Anstieg des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2.1% (vorige Prognose Dezember 2020: Basisszenario 3.2%, Negativ-Szenario 0.6%). Für das nächste Jahr rechnet die KOF mit einem Zuwachs des BIP von 3.6% (vorige Prognose: Basisszenario 2.6%, Negativ-Szenario 2.8%, da nach dem stärkeren Rückgang die Erholung kräftiger erscheint). Das Vorkrisenniveau dürfte demnach Ende 2021 wieder erreicht werden.
Reales BIP in der Schweiz – verschiedene Szenarien
Neben denen von Schliessungen direkt betroffenen Bereichen wie beispielsweise der Gastronomie, dürften vor allem die Verkehrsbranche und die Beherbergungen im ersten Quartal 2021 stark leiden. Während die momentane Schwäche der Weltwirtschaft stark von der Dienstleistungssektoren geprägt ist, ist die Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum Frühjahr 2020 recht stabil. Zudem dürfte der Aufbau der Impfstoffproduktion der inländischen Pharmaindustrie Impulse verschaffen. Zwar geht die KOF für das zweite Quartal von einer Fortführung einzelner Eindämmungsmassnahmen aus, in vielen Bereichen dürfte dennoch eine deutliche Erholung stattfinden. Durch die wachsende Impfabdeckung ist für den Herbst mit einer breiteren wirtschaftlichen Normalisierung zu rechnen.
Risiken für die Konjunkturentwicklung
Allerdings sind abhängig von der Pandemieentwicklung auch andere konjunkturelle Verläufe möglich, wie die KOF weiter ausführt. So könnte die Impfstrategie an Fahrt gewinnen, wodurch eine schnellere Lockerung der Einschränkungen denkbar wäre. Andererseits sind weitere Verzögerungen bei der Impfstofflieferung möglich. Zudem könnte die Ausbreitung neuer Virusmutationen schneller fortschreiten, als momentan angenommen und auch das Auftreten weiterer Mutationen birgt Risiken.
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