Über „die Inflation” wird viel Irreführendes geredet. Von Politikern, Zeitkommentatoren und selbst von manchen Ökonomen. Schon die am meisten verbreitete Definition ist falsch. So heißt es, „Inflation” sei ein anhaltender Anstieg der Preise. Weiterhin wird behauptet, dieser Anstieg ließe sich messen und demnach ergebe sich das „Preisniveau” und die „Inflationsrate”. Preise Der Grundirrtum des Ansatzes zur Messung der Preisinflation besteht darin, zu glauben, Geldpreise würden etwas „messen”. Demnach würde der Preis den Wert eines Gutes wiedergeben. Tatsächlich messen Geldpreise nichts. Und auch von der Existenz eines sogenannten „Preisniveaus” kann demnach prinzipiell nicht die Rede sein. Nicht die Preise bestimmen den Wert eines Gutes, sondern das
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Über „die Inflation” wird viel Irreführendes geredet. Von Politikern, Zeitkommentatoren und selbst von manchen Ökonomen. Schon die am meisten verbreitete Definition ist falsch. So heißt es, „Inflation” sei ein anhaltender Anstieg der Preise. Weiterhin wird behauptet, dieser Anstieg ließe sich messen und demnach ergebe sich das „Preisniveau” und die „Inflationsrate”.
Preise
Der Grundirrtum des Ansatzes zur Messung der Preisinflation besteht darin, zu glauben, Geldpreise würden etwas „messen”. Demnach würde der Preis den Wert eines Gutes wiedergeben. Tatsächlich messen Geldpreise nichts. Und auch von der Existenz eines sogenannten „Preisniveaus” kann demnach prinzipiell nicht die Rede sein.
Nicht die Preise bestimmen den Wert eines Gutes, sondern das Werturteil des Einzelnen. Letztendlich ist es das subjektive Werturteil von Individuen, das zur Preisbildung führt. Somit sind Preise ein Marktphänomen und können außerhalb von Märkten gar nicht sinnvoll entstehen.
Wenn man von einem ‚Preisniveau‘ spricht, hat man das Bild eines Flüssigkeitspegels im Sinn, der je nach Menge steigt oder sinkt, so wie eine Flüssigkeit in einem Tank gleichmäßig steigt. Aber bei Preisen gibt es kein ‚Niveau‘. Die einzelnen Preise ändern sich nicht in gleichem Maße. Es gibt immer Preise, die sich schneller ändern, schneller steigen oder fallen als andere Preise. (Mises, p. 59)
Auf dem Markt bilden sich Tauschpreise heraus. Diese relativen Preise zeigen die jeweils vorherrschenden und dementsprechend sich wandelnden Knappheitsverhältnisse an. Geld ermöglicht es, die Notwendigkeit der „doppelten Koinzidenz der Wünsche” des Naturaltausches zu umgehen, weil es als allgemeines Tauschmittel dient. Die so entstehenden „relative Preise” sind umgekehrt proportional zu den Tauschverhältnissen. Ein Tauschverhältnis auf dem Markt von einer Einheit von Gut A gegen zwei Einheiten von Gut B bedeutet, in Geldeinheiten ausgedrückt, dass Gut A doppelt so viel kostet wie Gut B, also eine Preisrelation von zwei Geldeinheiten für Gut A gegenüber einer Geldeinheit von Gut B besteht.
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Inflationsrate
Während Preisverhältnisse für das einzelne Wirtschaftssubjekt eine konkrete Realität besitzen und die Wahlentscheidung orientieren, kann man das vom sogenannten „Preisniveau“ nicht sagen. Die von den Zentralbanken und den statistischen Büros veröffentlichte „Inflationsrate” soll anzeigen, wie sich das sogenannte „Preisniveau“ im Zeitverlauf verändert hat. Dazu müsste man aber wissen, worin dieses Preisniveau besteht. Ein solches gibt es so in der Realität nicht. Der von den Statistikern berechnete Preisindex ist vielmehr ein höchst problematisches Konstrukt.
Als ersten Schritt zur Erstellung eines Preisindexes muss man ein Kriterium dafür haben, welche Waren einbezogen und ausgeschlossen werden sollen. In der Realwirtschaft gibt es so viele verschiedene und differenzierte Produkte, dass es unmöglich ist, alle einzubeziehen. Jeder Haushalt, jede Person, jede Region hat ein spezifisches Konsummuster. Selbst wenn alle Grundstücke oder Gebäude vom gleichen Typ wären, wären sie unterschiedlich hinsichtlich ihrer Lage und hätten daher sehr unterschiedliche Preise. Auch wenn es um einfache Produkte wie Eier oder Äpfel geht, wird bei genauerem Hinsehen deutlich, dass auch ein Ei einem anderen Ei nicht gleicht. Bei Eiern sind es nicht nur Größe und Farbe, die sie unterscheiden, sondern auch, von welcher Art von Henne die Eier stammen und in welcher Umgebung die Hühner auf der Farm gehalten werden.
Darüber hinaus kommen in der modernen Wirtschaft ständig neue Produkte auf den Markt. Einige davon sind lediglich Modifikationen bestehender Produkte andere sind einzigartig neu. Wie ist es möglich, Preise als Durchschnitt von einer Periode zur nächsten zu vergleichen? Wie kann man behaupten zu wissen, dass „die Preise gestiegen sind“, dass die Inflationsrate in diesem Jahr höher oder niedriger ist als in den Jahren zuvor?
Selbst wenn die Wahl bezüglich der Auswahl der Produkte und Dienstleistungen, die in den Warenkorb aufgenommen werden sollen, geklärt ist, folgt das nächste Problem, wo die Preisnotationen zu erhalten sind. Eine Flasche Diät-Cola hat an der Tankstelle oder in einem Restaurant einen anderen Preis als im Supermarkt. Viele Produkte haben unterschiedliche Preise nicht nur zu verschiedenen Jahreszeiten, sondern auch während der Woche. Der gleiche Flug hat unterschiedliche Preise, je nachdem, zu welchem Datum das Ticket gekauft wird. Hotels berechnen in der Hochsaison höhere Preise für das gleiche Zimmer und den gleichen Service als in der Nebensaison.
Bei der Berechnung des Preisindex treten schwerwiegende Probleme auf. Wie integriert man neue Produkte in den Preisindex, wenn man das Preisniveau von einer Periode zur nächsten vergleichen möchte? Wie vergleicht man das iPhone 12 mit dem iPhone 4 und diese wiederum mit dem vormaligen Haustelefon? Wie bestimmt man Qualitätsänderungen? Der Manipulation ist Tür und Tor geöffnet, wenn man bei der „hedonischen Inflationsberechnung“ es den statistischen Behörden überlässt, hier einen Wert festzulegen. Nach diesem heute auch bei der EZB üblichen Verfahren wird vor allem bei technischen Produkten eine angenommene „Qualitätsverbesserung“ vom Preis abgezogen. Diese Güter gehen so in den Warenkorb zu einem niedrigeren Preis ein als sie am Markt kosten.
Kaufkraft
Wenn die Bewertung eines Hauses von 100.000 auf 200.000 Euro steigt, kann der Eigentümer sich als reicher bezeichnen? Dieser Preis hat nur Bedeutung, wenn der Eigentümer verkaufen will. Für das selbstgenutzte Eigentum, das man behalten will, hat diese Preisgröße keine Bedeutung. Ähnlich sieht es mit der Börse aus. Ist die Wirtschaft insgesamt reicher geworden, wenn der Börsenindex gestiegen ist? Sind es Ersparnisse, Produktion, Profit oder Einkommen, die den Anstieg der Bewertungen von Häusern und Aktien bewirkt haben? Oder war es einfach mehr Geld, das in der Wirtschaft vorhanden ist?
So etwas wie das Preisniveau für die Gesamtwirtschaft oder den Gesamtreichtum einer Gesellschaft gibt es nicht. Jede Person, jede Familie, jede Region hat ein anderes Preisgefüge. Für einen Vegetarier spielt der Preis für Fleisch keine Rolle. Für diejenigen, die in ihrem eigenen Haus leben, spielt die Höhe der Mieten keine Rolle. Wo die regionale Küche keine schwarzen Bohnen enthält, spielt der Preis für schwarze Bohnen keine Rolle. Jede Person hat ein eigenes sich laufend veränderndes Preisgefüge. Jeder Einzelne kann für sich seinen Warenkorb festlegen und seine Lebenshaltungskosten im Vergleich zu seinem Einkommen als „Kaufkraft“ errechnen. Dies für eine ganze Volkswirtschaft zu tun, ist genauso unsinnig, wie den gesamtwirtschaftlichen Reichtum zu berechnen, indem man die jeweils gehandelten Preise für Immobilien und Aktien ansetzt.
Ludwig von Mises hat die Methodik von solchen gesamtwirtschaftlichen Berechnungen schon vor langer Zeit kritisiert:
Alle vorgeschlagenen Methoden zur Messung der Kaufkraftveränderungen einer Geldeinheit beruhen mehr oder weniger unwissentlich auf dem Scheinbild eines ewigen und unveränderlichen Wesens, das durch die Anwendung eines unveränderlichen Maßstabs bestimmt, wie viel Befriedigung eine Geldeinheit ihm vermittelt. Es ist eine dürftige Rechtfertigung für diese unkluge Idee, dass es nur darum geht, Veränderungen in der Kaufkraft des Geldes zu messen. (Mises, Human Action, Kap. 12)
Nur Pseudo-Maßstäbe stehen als generelle Bewertung zur Verfügung. Die Einschätzung des Nutzens eines Produktes ist subjektiv und individuell. Die Maßstäbe der Bewertung ändern sich je nach Situation des Einzelnen.
Offizielle Statistik ist ein Verwaltungsakt
Die Regierungen wollen die besten verfügbaren Zahlen für die Wirtschaft als Ganzes, für Indikatoren wie reales Wirtschaftswachstum und Produktivität. Wenn die Regierung darum bittet, können es die Statistiker liefern. Am Ende der Debatte wird eine Verwaltungsentscheidung des zuständigen statistischen Amtes stehen, die bestimmt, welche Waren mit welchem Gewicht in den Warenkorb kommen und welche draußen bleiben sowie mit welchen Methoden die Preise der Waren, die in den Warenkorb aufgenommen werden, registriert werden.
Diese endgültige Entscheidung kann näher oder weiter von einer vernünftigen Argumentation entfernt sein. Nutzer der amtlichen Statistiken sollten allerdings bedenken, dass fundierte Argumentationen im Widerspruch zu politischen Interessen stehen können. Die offizielle Veröffentlichung einer „niedrigen Inflationsrate“ liegt im Interesse der Regierungen, nicht nur, um wirtschaftspolitische Erfolge als Inflationsbekämpfer zu zeigen, sondern auch, weil eine niedrige Rate den Anstieg indexierter Ansprüche senkt.
… über den Preisindex [wird] auch die reale Wachstumsrate manipuliert.
Je weniger der ausgewiesene Preisindex steigt, desto mehr steigt der berechnete Wert der Produktivität und des realen Sozialprodukts. Somit wird über den Preisindex auch die reale Wachstumsrate manipuliert. Die Wirkung der angewandten Techniken geht weit über die reine Preisstatistik hinaus. Die Indizes werden nicht nur als Indikatoren für die Preisinflation verwendet, sondern der Statistiker hält mit den Preisindizes den Schlüssel zu einer Reihe weiterer prominenter Wirtschaftskennzahlen in den Händen. Um Produktivität, realen Output, realen Input und reale Investitionen und deren Veränderungen zu berechnen, benötigt man einen Deflator, und dieser wird aus dem Preisindex abgeleitet.
Bei einem bestimmten nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) bestimmt die Indexzahl die Größe, mit der das nominale BIP deflationiert wird und so Höhe und Veränderung des realen BIP bestimmt werden. Wenn die gemessene Inflationsrate niedrig ist, ist das reale BIP höher, und umgekehrt, und damit erhält man auch höhere oder niedrigere Zahlen für die Produktivitätsänderungen. Je niedriger die offizielle Inflationszahl ausfällt, desto höher sind die statistisch berechneten Reallöhne.
Bei den Realzinsen ist es so, dass man die offizielle Inflationsrate benutzt, um den realen Zinssatz zu berechnen, indem man den nominalen Zinssatz um die Inflationsrate vermindert. Je niedriger die Inflationsrate, desto höher resultieren die so berechneten Realzinsen. Ist die Inflationsrate höher als der Nominalzins, wird der reale Zins negativ. Je niedriger die Inflationsrate berechnet wird, desto weniger negativ erscheint dann der berechnete Realzins.
Fazit
Der Preisindex ist eine „statistische Illusion“, die auf der Chimäre eines festen Warenkorbs als „Maßeinheit“ basiert. Es gibt keine wissenschaftliche Methode, das „Preisniveau“ zu messen.
Der Preisindex ist eine „statistische Illusion“, die auf der Chimäre eines festen Warenkorbs als „Maßeinheit“ basiert. Es gibt keine wissenschaftliche Methode, das „Preisniveau“ zu messen. Gesamtwirtschaftliche Wirtschaftsstatistiken sind fehlerbehaftete gedankliche Konstrukte. Wenn sowohl der Maßstab als auch das Messobjekt Änderungen unterliegen, ist Messung nicht möglich. Bei der „Inflationsmessung“ ändert sich sowohl der Preis als auch das Messobjekt und der Warenkorb als Maßstab. Sowohl die Zusammensetzung des einzelnen Warenkorbs ändert sich als auch die Geldmenge. Was wie ein objektiver „Messstandard“ in der Wirtschaftsstatistik erscheint, ist ein zutiefst fehlerhaftes Bestreben, das Nichtmessbare zu messen. Was als offizielle Inflationszahl veröffentlicht wird, ist bestenfalls eine sehr grobe und trügerische Zahl, meistens aber schwerwiegend manipuliert. Diese Zahlen für bare Münze zu nehmen und sein Handeln daran zu orientieren, ist bestenfalls naiv und meistens schädlich.
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