Energiepolitik kann den Einsatz von grünen Energietechnologien stimulieren, ohne gleichzeitig die nationale oder internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu reduzieren, wie dieser Beitrag zeigt. Das klassische Argument gegen energiepolitische Massnahmen sind die damit erwarteten höheren Produktionskosten (Anschaffung von teureren Maschinen/Fahrzeugen, höhere Wartungskosten, aufwendigeres Genehmigungsverfahren etc.) und der damit mögliche Wettbewerbsverlust der heimischen Wirtschaft.[ 1 ] Diesen höheren Kosten stehen jedoch auch potenzielle Kosteneinsparungen gegenüber, denn Marktversagen kann dazu führen, dass Unternehmen keine optimalen Entscheidungen treffen. Porter und Van der Linde (1995) argumentieren in einem viel zitierten wissenschaftlichen Artikel, dass Marktinterventionen gar zu besseren Entscheidungsergebnissen führen können. Ausgehend vom Artikel von Porter und Van der Linde (1995), werden in der ökonomischen Literatur die Effekte der Umweltpolitik in zwei Schritte unterteilt (Jaffe und Palmer 1997). In einem ersten Schritt wirkt Politik auf den Einsatz von grünen Technologien (schwache Porter-Hypothese). In einem zweiten Schritt wirkt der von der Politik ausgelöste Einsatz grüner Technologien auf die Performance der Firmen (starke Porter-Hypothese).
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Energiepolitik kann den Einsatz von grünen Energietechnologien stimulieren, ohne gleichzeitig die nationale oder internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu reduzieren, wie dieser Beitrag zeigt.
Das klassische Argument gegen energiepolitische Massnahmen sind die damit erwarteten höheren Produktionskosten (Anschaffung von teureren Maschinen/Fahrzeugen, höhere Wartungskosten, aufwendigeres Genehmigungsverfahren etc.) und der damit mögliche Wettbewerbsverlust der heimischen Wirtschaft.[ 1 ] Diesen höheren Kosten stehen jedoch auch potenzielle Kosteneinsparungen gegenüber, denn Marktversagen kann dazu führen, dass Unternehmen keine optimalen Entscheidungen treffen. Porter und Van der Linde (1995) argumentieren in einem viel zitierten wissenschaftlichen Artikel, dass Marktinterventionen gar zu besseren Entscheidungsergebnissen führen können. Ausgehend vom Artikel von Porter und Van der Linde (1995), werden in der ökonomischen Literatur die Effekte der Umweltpolitik in zwei Schritte unterteilt (Jaffe und Palmer 1997). In einem ersten Schritt wirkt Politik auf den Einsatz von grünen Technologien (schwache Porter-Hypothese). In einem zweiten Schritt wirkt der von der Politik ausgelöste Einsatz grüner Technologien auf die Performance der Firmen (starke Porter-Hypothese). Porter und Van der Linde argumentieren in ihrem Artikel, dass beide Effekte positiv sein können (siehe Abbildung 1). Somit ist es nicht eindeutig, ob wirtschaftspolitische Eingriffe in diesem Fall die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft negativ beeinflussen.
Abbildung 1: Erwartete Politikeffekte
Wie sich energiepolitische Massnahmen auf Unternehmen auswirken, analysierte die KOF Zürich gemeinsam mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Deutschland im Rahmen des NRP 71 (Nationales Forschungsprogramm “Steuerung des Energieverbrauchs”). In einem ersten Schritt untersuchten die beteiligen Forscher die Effekte von Politikmassnahmen auf den Einsatz von energieeffizienten Technologien bzw. von Technologien für die Generierung von Energie aus erneuerbaren Quellen (kurz: grüne Energietechnologien) in den Unternehmen. In einem zweiten Schritt untersuchten sie die Auswirkungen des Politikeinsatzes auf die Arbeitsproduktivität und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Als Grundlage dieser Studie diente eine eigens dazu durchgeführte Umfrage bei Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden die Umfragen zum selben Zeitpunkt in allen drei Ländern und auf Basis eines einheitlichen Fragebogens durchgeführt. Die Daten sind zudem repräsentativ für die jeweiligen Industriestrukturen der drei Länder.[ 2 ]
Die Verbreitung von grünen Energietechnologien im internationalen Vergleich
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 40% der Unternehmen in Deutschland, 32% in Österreich und 25% in der Schweiz in der Periode 2012–2014 mindestens eine neue grüne Energietechnologie eingesetzt haben (siehe Arvanitis et al. 2016a). Der Anteil der Investitionen in grüne Energietechnologien an den gesamten Investitionen betrug im Schnitt über alle Unternehmen 6.2% in Deutschland, 5.3% in Österreich und 2.7% in der Schweiz (siehe Abbildung 2). Insgesamt lässt sich also festhalten, dass der Einsatz von grünen Energietechnologien in der Schweiz relativ bescheiden ist. Dies nicht zuletzt auch im Vergleich mit Unternehmen im benachbarten Ausland.
Abbildung 2: Die Wirkung energiepolitischer Massnahmen auf die Adoptionstätigkeit
Gemäss der schwachen Porter-Hypothese kann die Politik dazu beitragen, den Nutzen und somit den Einsatz von Energietechnologien zu steigern. Dies zu prüfen, war Gegenstand einer ersten Studie (siehe Woerter et al. 2016). Die Studie kommt zum Ergebnis, dass Politikinstrumente den Einsatz von grünen Energietechnologien steigern. Positive Effekte auf die Wahrscheinlichkeit, dass eine Unternehmung derartige Technologien einführt, gehen von steuerlichen Massnahmen, freiwilligen Vereinbarungen und Standards sowie auch von Subventionen aus. Einzig für “Regulierung” kann kein signifikanter Effekt beobachtet werden. Dies kann zum einen damit zusammenhängen, dass die Regulierungsauflagen bereits vor dem Untersuchungszeitraum erfüllt waren, oder zum anderen, dass die Regulierung den technologischen Status-quo widerspiegelt und keine zusätzlichen Anreize lieferte. Zudem zeigen die Studienergebnisse, dass die Politikmassnahmen primär auf die Neigung bzw. auf die Einführungswahrscheinlichkeit grüner Energietechnologien wirken. Nur “Subventionen” erhöhen auch die Intensität der Nutzung, das heisst, sie führen dazu, dass die betroffenen Unternehmen mehr in Energietechnologie investieren als vergleichbare nicht betroffene Unternehmen.
Die Effekte der Energiepolitik auf die Produktivität und internationale Wettbewerbsfähigkeit
Politik kann also durchaus als Instrument dienen, um den Einsatz von energiesparenden Technologien zu steigern. Die Frage ist nur, wie dies die ökonomische Performance der Unternehmen beeinflusst. Der Effekt der Energiepolitik auf die ökonomische Performance der Unternehmen wurde in zwei weiteren Studien untersucht. Einher mit der starken Porter-Hypothese wird also der Frage nachgegangen, ob durch Politik getriebener Einsatz von grünen Energietechnologien positiv auf die Unternehmensperformance wirkt oder nicht. Arvanitis et al. (2016b) untersuchten den Zusammenhang zwischen den Investitionen in Energietechnologien und der Arbeitsproduktivität. Insgesamt scheint der indirekte Effekt der Politikmassnahmen auf die Produktivität der Unternehmen sehr moderat zu sein. Während Regulierung, freiwillige Massnahmen und Subventionen keine zusätzlichen, positiven Beiträge zeigen, liefern die durch steuerliche Massnahmen induzierten Investitionen positive Effekte.
Die Fragen nach dem Zusammenhang zwischen energiepolitischen Massnahmen und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Firmen stehen im Zentrum zahlreicher Diskussionen und wurden in Rammer et al. (2016) untersucht. Politikmassnahmen können die Kosten für die Unternehmen erhöhen und potenziell negativ auf deren Wettbewerbsfähigkeit wirken. Für den Beobachtungszeitraum 2012–2014 zeigen die ökonometrischen Auswertungen keine signifikanten Zusammenhänge. Das kann zum einen damit zusammenhängen, dass die zusätzlich verursachten Kosten für den Durchschnitt der Firmen vernachlässigbar klein sind oder dass die höheren Kosten in Form von höheren Preisen nicht weitergegeben wurden.
Die starke Porter-Hypothese wurde in den Daten also nicht bestätigt. Entgegen dem klassischen Argument der Gegner von energiepolitischen Massnahmen wurden aber auch keine negativen Effekte gefunden.
Fazit
Insgesamt zeigen die Ergebnisse also, dass Energiepolitik den Einsatz von grünen Energietechnologien stimulieren kann, ohne gleichzeitig die nationale oder internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu reduzieren. Will man, dass auf breiter Ebene grüne Energietechnologien eingesetzt werden. ist generell zu erwarten, dass eine solche Stimulierung benötigt wird. Die Daten zeigen nämlich, dass der Anteil der Energiekosten am Umsatz im Durchschnitt sehr gering ist; in Deutschland 1.3%, in Österreich 2.7% und 1.4% in der Schweiz. Entsprechend gering dürften aus der Sicht der Manager die Anreize sein, von sich aus in grüne Energietechnologien zu investieren.