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Open Science: Das neue Gold von Wissenschaft sind Forschungsdaten

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Daten sind das Gold der empirischen Ökonomik. Doch wird dieses Gold richtig gelagert? Das ZBW-Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft ist an verschiedenen Initiativen beteiligt, um Forschungsdaten im Sinne der "Open Science" zur Verfügung zu stellen. Forschungsdaten sind aktuell das zentrale Thema in der bundesdeutschen Wissenschaftspolitik zum Thema digitaler Wandel. So fordert beispielsweise der Rat für Informationsinfrastrukturen in seinem Positionspapier "Leistung aus Vielfalt" niedrigschwellige Services für Wissenschaftler, vernetzte Infrastrukturen für Forschungsdaten sowie Forschung zu den sich wandelnden Realitäten im Wissenschaftssystem. Während andernorts noch an weiteren Stellungnahmen und Empfehlungen gearbeitet wird, befasst sich die ZBW bereits jetzt ganz konkret mit der Umsetzung von Forschungsdaten-Projekten. 1 Niedrigschwellige Services für Wirtschaftswissenschaft­ler/innen Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft hat bereits 2014 gemeinsam mit anderen Partnern einen Wegweiser zu Forschungsdaten in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften erstellt: "Auffinden. Zitieren. Dokumentieren". Der Ratgeber ist mit über 6.000 Downloads eine populäre Handreichung für Ökonomen – speziell für den wirtschaftswissenschaftlichen Nachwuchs – wenn es um den Umgang mit Forschungsdaten geht.

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Daten sind das Gold der empirischen Ökonomik. Doch wird dieses Gold richtig gelagert? Das ZBW-Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft ist an verschiedenen Initiativen beteiligt, um Forschungsdaten im Sinne der “Open Science” zur Verfügung zu stellen.

Forschungsdaten sind aktuell das zentrale Thema in der bundesdeutschen Wissenschaftspolitik zum Thema digitaler Wandel. So fordert beispielsweise der Rat für Informationsinfrastrukturen in seinem Positionspapier “Leistung aus Vielfalt” niedrigschwellige Services für Wissenschaftler, vernetzte Infrastrukturen für Forschungsdaten sowie Forschung zu den sich wandelnden Realitäten im Wissenschaftssystem. Während andernorts noch an weiteren Stellungnahmen und Empfehlungen gearbeitet wird, befasst sich die ZBW bereits jetzt ganz konkret mit der Umsetzung von Forschungsdaten-Projekten.

1 Niedrigschwellige Services für Wirtschaftswissenschaft­ler/innen

Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft hat bereits 2014 gemeinsam mit anderen Partnern einen Wegweiser zu Forschungsdaten in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften erstellt: “Auffinden. Zitieren. Dokumentieren“. Der Ratgeber ist mit über 6.000 Downloads eine populäre Handreichung für Ökonomen – speziell für den wirtschaftswissenschaftlichen Nachwuchs – wenn es um den Umgang mit Forschungsdaten geht.

Zudem erarbeitet die ZBW in verschiedenen von der DFG und der Leibniz-Gemeinschaft finanzierten Projekten verschiedene Angebote rund um das Forschungsdatenmanagement, und zwar zusammen mit Wirtschaftsforschenden für Wirtschaftsforschende. Dazu zählen zum Beispiel die Vergabe von ID-Nummern (DOIs) für Forschungsdaten, der Aufbau eines Datenspeichers für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften oder die Entwicklung eines Data-Journals für Mikrodaten.

Auch die Herausgeber wirtschaftswissenschaftlicher Zeitschriften sind im Blickfeld der ZBW, beispielsweise, wenn es um Forschungsdatenrichtlinien der Zeitschriften oder Anreizstrukturen zum ‚Teilen‘ von Forschungsdaten geht. Das neueste Produkt ist das ZBW Journal Data Archive, ein Service, der es Herausgebern wirtschaftswissenschaftlicher Fachzeitschriften mittels eines webbasierten Tools erlaubt, publikationsbezogene Forschungsdaten leichter zu managen.

Damit die Bedürfnisse von Ökonomen nicht aus dem Blick geraten, hat die ZBW stets das Ohr am Forschenden, sei es durch bundesweite Befragungen, Workshops, Projekttreffen, Tagungsbesuche, Hintergrundgespräche oder Symposien wie beispielsweise “The Future of Scholarly Communication in Economics”.

2 Vernetzte Forschungsdaten-Infrastrukturen für Open Science

Im Kontext von Forschungsdaten-Projekten und Open Science arbeitet die ZBW jedoch nicht nur an niedrigschwelligen Services, sondern auch an vernetzten nationalen Infrastrukturen für Forschungsdaten. So betreut die ZBW beispielsweise das DFG-finanzierte Projekt GeRDI, ausgestattet mit 3 Millionen Euro. In GeRDI – “Generic Research Data Infrastructure” sollen bestehende und zukünftige Forschungsdatenspeicher in ganz Deutschland virtuell miteinander verknüpft werden. Es handelt sich um den deutschen Beitrag zur European Open Science Cloud. GeRDI will vor allem Universitäten dabei unterstützen, ihre bereits bestehenden Datenspeicher zu vernetzen bzw. eigene neue, vernetzte Forschungsdatenspeicher aufzubauen, so dass alle Wissenschaftler in Deutschland, speziell die mit kleineren Datenmengen, disziplinenübergreifend Forschungsdaten ablegen, teilen und nachnutzen können.

Hintergrund von GeRDI ist, dass die meisten Wissenschaftler an deutschen Hochschulen häufig vor der Frage stehen, wo sie ihre Daten dauerhaft, sicher und nachnutzbar speichern können, denn nur wenige Universitäten betreiben bislang einen eigenen Forschungsdatenspeicher. Hinzu kommt, dass die wenigen existierenden Datenspeicher kaum untereinander vernetzt sind. Für die Forschenden heißt das: Eine umfassende Recherche nach Forschungsdaten über mehrere Disziplinen hinweg ist heute in Deutschland nicht möglich. Es fehlt eine vernetzte nationale Infrastruktur für Forschungsdaten. GeRDI will dies nun ändern und entsprechende Infrastrukturtechnologie entwickeln.

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GeRDI – “Generic Research Data Infrastructure” ist ein bundesweites Projekt zum Aufbau einer vernetzten Forschungsdaten-Infrastruktur. Bestehende und zukünftige Forschungsdatenspeicher in ganz Deutschland sollen virtuell miteinander verknüpft werden.

GeRDI orientiert sich hierbei an der Idee der European Open Science Cloud, ergänzt bestehende Bemühungen um Infrastruktur für das Forschungsdatenmanagement und führt diese einen Schritt weiter. Open Science umfasst Strategien und Verfahren, die das Ziel haben, wissenschaftliche Ergebnisse und Prozesse offen zugänglich und nutzbar zu machen. Open Science hat ein Potenzial, das in Deutschland noch viel mehr ausgeschöpft werden kann: Denn Open Science birgt die Möglichkeit, Wissenschaftler und interessierte Amateure abseits der Wissensmonopolisten zusammenzubringen. Die ZBW will dies unterstützen.

Partner von GeRDI sind neben der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie renommierte Informatik-Einrichtungen wie der Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes (DFN-Verein), das Leibniz-Rechenzentrum der Bayrischen Akademie der Wissenschaften in München sowie das Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen der Technischen Universität Dresden. Die ZBW ist die koordinierende Einrichtung unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Tochtermann.

3 Wie das Wissenschaftssystem auf Open Science reagiert

Im Kontext von Forschungsdaten-Projekten und Open Science ist die ZBW zudem wissenschaftlich beschäftigt. Die ZBW-Forschergruppe um Prof. Dr. Isabella Peters beschäftigt sich beispielsweise mit der Fragestellung, wie Forschungsdaten in der wissenschaftlichen Kommunikation genutzt werden und welche Zitationspraktiken sich hier feststellen lassen. Wie gehen also Wissenschaftler ganz konkret mit Forschungsdaten um?

Ein Ergebnis: Obwohl in den letzten Jahren immer mehr Forschungsdaten veröffentlicht wurden, sind dennoch fast 90 Prozent der im Thomson Reuters Data Citation Index verzeichneten Datensätze noch nie zitiert worden. Referenziert werden die meisten Datensätze über URLs. Und dies trotz der umfangreichen Initiativen – zum Beispiel von da-ra – zur Nutzung von Forschungsdaten-IDs, auch genannt persistente Identifikatoren. Auf Plattformen des Social Web, wie Twitter oder Facebook, werden Forschungsdaten ähnlich selten mit der Hilfe von DOIs geteilt. Es lässt sich aber beobachten, dass vor allem Forschungsdaten jüngeren Jahrgangs gepostet werden, was mit der stetig steigenden Nutzung von Social-Media-Plattformen durch Forschende korrespondiert und die Relevanz dieser Plattformen für die Verbreitung von wissenschaftlichen Inhalten – zum Beispiel Artikel, aber eben auch Forschungsdaten – unterstreicht.

Generell ist festzuhalten, dass soziale Medien wichtige Beschleuniger für wissenschaftliche Prozesse sind, insbesondere solche, die den Austausch von Forschungsergebnissen, aber auch die Sammlung von Informationen betreffen. Circa zwei Drittel der deutschen Wirtschaftswissenschaftler nutzen laut ZBW-Studien Data-Sharing-Werkzeuge wie Dropbox, um Forschungsdaten zu teilen.

Über die Hälfte der deutschen Ökonomen sind in wissenschaftlichen und beruflichen Netzwerken wie ResearchGate, Xing oder LinkedIn präsent, um sich explizit über neue Publikationen und Themen zu informieren.

Obwohl die Forschenden von den online zugänglichen Daten und Ergebnissen in ihrer Forschung profitieren, lässt das Wissenschaftssystem aber noch keine Anerkennung zu für die Kommunikation von Forschungsergebnissen via Social Media. Reputation wird noch immer traditionell mit Publikationen in bekannten Zeitschriften (z.B. Nature oder Science) oder bei bekannten Verlagen aufgebaut. Die Nutzung von Social Media in der wissenschaftlichen Kommunikation wird nur indirekt honoriert, nämlich wenn Forschungsergebnisse dadurch besser gefunden und weiterverarbeitet werden und die Forschenden größere Bekanntheit auch außerhalb des Elfenbeinturms der Wissenschaft erlangen.

Dieser Einfluss der Wissenschaft auf die Nutzenden der Social-Media-Plattformen wird unter dem Stichwort “altmetrics” erforscht, da Social-Media-Zahlen als alternative Indikatoren ein Gegengewicht zu den traditionellen Zitationen bilden, die als Gradmesser der Reputation eines Forschenden gelten. Obwohl viele Befürworter von altmetrics in ihnen sowohl Treiber als auch Ergebnis von Open Science sehen, werden sie noch nicht flächendeckend genutzt. Und das aus guten Gründen: Der Wert der auf Social-Media-Plattformen erworbenen Reputation ist zum Beispiel noch unklar und die Datengrundlage der Indikatoren oftmals undurchsichtig. Standards und mehr Forschung sind nötig, um derartige Metriken verantwortungsvoll als Bewertungsinstrument und Anreiz nutzen zu können. Die ZBW-Arbeitsgruppe von Isabella Peters erforscht für die ZBW und die Zielgruppe der Ökonomen genau diese offenen Fragen.

Selbst Ordnung in die Forschungsdatenflut bekommen

Neben der Nutzungsforschung baut die ZBW-Forschergruppe in dem EU-Projekt MOVING unter Leitung von Ansgar Scherp, Professor für Knowledge Discovery an der ZBW, aktuell mit neun internationalen Partnerinstitutionen eine Arbeitsumgebung, die es Anwendern ermöglicht, große Dokumenten- und Datensammlungen quantitativ und qualitativ zu analysieren. MOVING will mit Text- und Data-Mining-Methoden helfen, Ordnung in die Informationsflut aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Forschungsdaten und anderen Daten zu bekommen.

Endnutzer sollen nicht nur Analysewerkzeuge an die Hand bekommen, mithilfe derer sie die Informationen organisieren können, sondern sie sollen befähigt werden, die mit den Werkzeugen entstehenden Strukturen zu verstehen, zu bewerten und zu gestalten. Sie sollen beispielsweise mit Netzwerk-Visualisierungen genau die Stichprobe im gesamten Datensample finden können, die für sie relevant ist. Die methodische Vorgehensweise ist dabei je nach Fachdisziplin oder sogar Forschungsfragestellung eine komplett andere. Im Fokus stehen zunächst Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler.

MOVING ist als dreidimensionales Forschungsvorhaben konzipiert. Neben der digitalen Arbeitsumgebung soll zugleich eine Trainingsumgebung für digitales Informations- und Innovationsmanagement aufgebaut werden und zum dritten eine Community of Practice, das heißt eine Anwendergemeinschaft, die sich gegenseitig berät und unterstützt. Die ZBW geht davon aus, dass digitales Informations- und Innovationsmanagement eine ebenso wesentliche Kulturtechnik wird wie Lesen und Schreiben. Daher spielt neben der Arbeitsumgebung auch die Trainingskomponente in MOVING eine so grundlegende Rolle.

Das mit 3,5 Millionen Euro geförderte Projekt dauert bis April 2019. Erste Prototypen gibt es bereits. Sie werden an der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft an Wirtschaftswissenschaftlern erprobt. Der erste Prototypentest fand im November 2016 statt.

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