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Die Nationalbank – eine heilige Kuh?

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Aber halt! Sich der Öffentlichkeit gegenüber zu erklären, hat historisch nie zu den Stärken der SNB gezählt. Foto: Adrian Moser Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde viel zu wenig hinterfragt: Diese Kritik ist bei Finanzinstitutionen und unter Ökonomen verbreitet, und sie scheint zuzunehmen. Es gibt tatsächlich gute Gründe für einen kritischeren Blick auf die Nationalbank. Keine andere Institution hat mehr Einfluss auf die finanziellen Bedingungen im Land, auf die Währung sowie auf die Konjunktur. Am meisten Anlass zur Skepsis bietet die Politik der weltweit mit –0,75 Prozent einmalig tiefen negativen Leitzinsen. Die SNB verfolgt sie trotz einer bisher starken Wirtschaftslage. Rekordtiefe Negativzinsen und ihre Folgen Die negativen Folgen dieser Politik sind unbestritten: Sie

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Die Nationalbank – eine heilige Kuh?

Aber halt! Sich der Öffentlichkeit gegenüber zu erklären, hat historisch nie zu den Stärken der SNB gezählt. Foto: Adrian Moser

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde viel zu wenig hinterfragt: Diese Kritik ist bei Finanzinstitutionen und unter Ökonomen verbreitet, und sie scheint zuzunehmen.

Es gibt tatsächlich gute Gründe für einen kritischeren Blick auf die Nationalbank. Keine andere Institution hat mehr Einfluss auf die finanziellen Bedingungen im Land, auf die Währung sowie auf die Konjunktur. Am meisten Anlass zur Skepsis bietet die Politik der weltweit mit –0,75 Prozent einmalig tiefen negativen Leitzinsen. Die SNB verfolgt sie trotz einer bisher starken Wirtschaftslage.

Rekordtiefe Negativzinsen und ihre Folgen

Die negativen Folgen dieser Politik sind unbestritten: Sie schwächt den Finanzsektor, treibt Vermögensblasen an und drückt auf die Erträge der Sparer etwa in den Pensionskassen. Diese Probleme treten nicht nur bei Negativzinsen auf, sondern bei tiefen Zinsen generell – und diese zeigen sich weltweit auch als Folge von strukturellen Entwicklungen, die nicht durch die Notenbanken verursacht wurden.

Die rekordtiefen Negativzinsen in der Schweiz verschärfen die Probleme aber. Unter Experten ist stark umstritten, dass nur dank ihnen eine weitere Aufwertung des Frankens aufgehalten werden kann. Dass die Nationalbank an diesen tiefen Sätzen festhält, dürfte einerseits mit den wieder gewachsenen Unsicherheiten in der Weltwirtschaft zu tun haben – vielleicht aber auch damit, dass eine auch nur leichte Veränderung hin zu geringeren Negativzinsen diese Politik der letzten Jahre als Fehler entlarven würde.

Gewinne sind und waren nie das Ziel

Auf Kritik stösst die SNB auch wegen der Verteilung ihres Gewinns: Obwohl sich dieser im letzten Jahr dank einem Gewinnvortrag der Vorjahre auf 47 Milliarden Franken belief, erhielt die öffentliche Hand bloss 2 Milliarden, die Aktionäre bloss 1,5 Millionen. Einige halten das für ungerecht. Diese Kritik basiert allerdings teilweise auf einem Missverständnis: Gewinne sind nicht und waren noch nie das...

Markus Diem Meier
Markus Diem Meier (Jg. 1963) ist Co-Leiter des Ressorts Wirtschaft beim «Tages-Anzeiger». Seit der Asienkrise schreibt er über Makroökonomie und die Finanzbranche.

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