Die Klimakrise dominiert auch die politische Agenda: Klimaaktion auf dem Aletschgletscher. Foto: Keystone/Valentin Flauraud In Fragen der Klimapolitik herrscht in der Schweiz zurzeit hektische Aktivität. Denn es sind bald Wahlen, und je nach Partei möchte man sich als Klimaretter oder Retter vor den wirtschaftsschädigenden Massnahmen der Klimaretter positionieren. Einen zusätzlichen Impuls hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga Ende August gesetzt, als sie verkündete, dass unser Land bis 2050 klimaneutral sein solle. Damit verschärfte die Regierung ihr Klimaziel. Bis anhin wollte sie den Treibhausgasausstoss bis 2050 gegenüber 1990 um 70 bis 85 Prozent senken. Doch jetzt lautet die Devise: netto null. Das ist zwar erst eine Absichtserklärung ohne verbindlichen Charakter. Doch der
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In Fragen der Klimapolitik herrscht in der Schweiz zurzeit hektische Aktivität. Denn es sind bald Wahlen, und je nach Partei möchte man sich als Klimaretter oder Retter vor den wirtschaftsschädigenden Massnahmen der Klimaretter positionieren. Einen zusätzlichen Impuls hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga Ende August gesetzt, als sie verkündete, dass unser Land bis 2050 klimaneutral sein solle.
Damit verschärfte die Regierung ihr Klimaziel. Bis anhin wollte sie den Treibhausgasausstoss bis 2050 gegenüber 1990 um 70 bis 85 Prozent senken. Doch jetzt lautet die Devise: netto null. Das ist zwar erst eine Absichtserklärung ohne verbindlichen Charakter. Doch der Bundesrat will dazu bis Ende nächsten Jahres die Klimastrategie 2050 vorlegen.
Grauer Löwenanteil und outgesourcte Emissionen
So weit, so unklar. Zunächst stellt sich die Frage, welche Treibhausgasemissionen (neben CO2 auch Methan und Lachgas) überhaupt gemeint sind. Das aktuelle Treibhausgas-Inventar der Schweiz weist Emissionen in der Höhe von 47 Millionen CO2-Äquivalenten aus. Das sind aber nur Treibhausgasemissionen, die in der Schweiz selbst anfallen. Die bei der Produktion von Importgütern (inkl. Importstrom) anfallenden grauen Emissionen sind nicht berücksichtigt. Und diese machen in Wirklichkeit den Löwenanteil aus. Gemäss Zahlen der Energiestiftung Schweiz beträgt der Anteil der grauen Treibhausgasemissionen heute etwa zwei Drittel der Gesamtemissionen.
Der Anteil der grauen Treibhausgasemissionen nimmt ständig zu. Das hängt damit zusammen, dass die Produktion von immer mehr Gütern outgesourct wird. Die damit verbundenen Emissionen finden deshalb im Ausland und nicht mehr in der Schweiz statt. Hierzulande verwandelt sich das Bruttoinlandprodukt zunehmend in ein Bruttoorganisationsprodukt. Geld verdient man hauptsächlich mit Optimierung und Organisation der Produktion, aber nicht mehr mit der Produktion selbst. Aus diesem Grund sind die Treibhausgasemissionen in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern relativ gering. Das bedeutet andererseits, dass man bei der Produktion nur noch wenig Emissionen einsparen kann. Die Einsparpotenziale müssen also vor allem bei den Gebäuden (Wohnen, Arbeiten) und im Verkehr gesucht werden. Doch wie soll das gehen?