Wo Rauch ist, ist auch Feuer: Italien droht eine Rezession. Foto: Tony Gentile (Reuters) Italiens chaotische Regierungsbildung lehrt die Märkte das Fürchten. Die Aktienkurse in Mailand fallen, die Anleihenrenditen steigen. Zuletzt hat sich auch noch der Franken zum Euro aufgewertet. Für manchen Beobachter erscheint das wie ein Déjà-vu: Bahnt sich die nächste Euroschuldenkrise an? Diese Befürchtung ist übertrieben. Italien ist heute weniger anfällig für eine Zahlungskrise als vor sieben Jahren. Und zwar sowohl auf der Schuldner- als auch auf der Gläubigerseite. Warum? Beginnen wir mit dem Schuldner: der italienische Staat. Die Sorge besteht, dass die höheren Marktzinsen die angespannte Haushaltslage sprengen könnten. Italien muss jedes Jahr rund 250 Milliarden Euro am Kapitalmarkt
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Italiens chaotische Regierungsbildung lehrt die Märkte das Fürchten. Die Aktienkurse in Mailand fallen, die Anleihenrenditen steigen. Zuletzt hat sich auch noch der Franken zum Euro aufgewertet. Für manchen Beobachter erscheint das wie ein Déjà-vu: Bahnt sich die nächste Euroschuldenkrise an?
Diese Befürchtung ist übertrieben. Italien ist heute weniger anfällig für eine Zahlungskrise als vor sieben Jahren. Und zwar sowohl auf der Schuldner- als auch auf der Gläubigerseite. Warum? Beginnen wir mit dem Schuldner: der italienische Staat.
Die Sorge besteht, dass die höheren Marktzinsen die angespannte Haushaltslage sprengen könnten. Italien muss jedes Jahr rund 250 Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufnehmen, auch darum, weil ausstehende Anleihen fällig werden und Rom neue Schulden aufnimmt, um die Papiere zurückzuzahlen. Steigen die Marktzinsen, zahlt der Staat mehr.
Zinszahlungen sinken, selbst wenn die Marktzinsen steigen
Aber der aktuelle Zinsschub wirkt sich nur wenig aus, wenn man die gesamten Kosten berücksichtigt. In den vergangenen Jahren sind die Zinsen so kräftig gesunken, dass die Finanzierungskosten immer noch niedriger liegen als früher. Selbst dann, wenn die Zinsen steigen.
Im April emittierte das Schatzamt beispielsweise fünf- und zehnjährige Staatsanleihen mit Coupons von 0,75% und 2%. Vier Jahre zuvor begab Rom die gleichen Buoni del Tesoro (BTP) am Markt zum Preis von 2,5% respektive 3,75% pro Jahr.
Am Höhepunkt der Euroschuldenkrise 2012 zahlte der italienische Staat einen Durchschnittszins von 4,38% auf seine Schulden. Gegenwärtig sind es 2,8%. Die Mehrzahl der Coupons ausstehender Papiere, die Rom regelmässig bedienen muss, liegt weit über den aktuellen Marktzinsen. Selbst wenn die Zinsen weiter steigen, verteuert sich der Schuldendienst nur sehr langsam. Zumal Italien die tiefen Zinsen nutzte und die Laufzeit der...