Das Logo der Bank Raiffeisen an einer Filiale in Köniz. (Foto: Gaëtan Bally, Keystone) Sollten die Selbstbereicherungsvorwürfe der Staatsanwaltschaft gegenüber dem einstigen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz zutreffen – und das muss sie erst beweisen –, dann wirft das ein sehr schlechtes Licht auf die Genossenschaftsbank. Die Genossenschafter sind die Eigentümer einer genossenschaftlichen Unternehmung. Meist stehen hier Selbsthilfe und weitere ideelle Ziele im Vordergrund. Sie orientieren sich am Gemeinwohl und verzichten auf eine Gewinnmaximierung. Die demokratische Mitbestimmung hat hier ein besonders grosses Gewicht, und es ist, anders als etwa bei Aktiengesellschaften, nicht möglich, sich durch Geld eine stärkere Mitbestimmung zu erkaufen. Auf den ersten Blick müsste daher erwartet
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Markus Diem Meier considers the following as important: Allgemein, Bank, Genossenschaft, Verhaltensökonomie
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Sollten die Selbstbereicherungsvorwürfe der Staatsanwaltschaft gegenüber dem einstigen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz zutreffen – und das muss sie erst beweisen –, dann wirft das ein sehr schlechtes Licht auf die Genossenschaftsbank.
Die Genossenschafter sind die Eigentümer einer genossenschaftlichen Unternehmung. Meist stehen hier Selbsthilfe und weitere ideelle Ziele im Vordergrund. Sie orientieren sich am Gemeinwohl und verzichten auf eine Gewinnmaximierung. Die demokratische Mitbestimmung hat hier ein besonders grosses Gewicht, und es ist, anders als etwa bei Aktiengesellschaften, nicht möglich, sich durch Geld eine stärkere Mitbestimmung zu erkaufen.
Auf den ersten Blick müsste daher erwartet werden, dass derart motivierte Genossenschafter besonders gut auf das Verhalten ihrer Führung schauen und dass sich die Spitze einer Genossenschaft durch ein Verhalten auszeichnet, das stärker im Sinne der Allgemeinheit oder zumindest der Genossenschafter ist als bei anderen Unternehmen. In der Sprache der Ökonomen bedeutet das: Die Corporate Governance müsste besser sein.
Die Grösse macht den Unterschied
Der 1998 verstorbene US-Ökonom Mancur Olson hätte diesem positiven Bild zur Führung von Genossenschaften klar widersprochen. Nicht weil er etwas gegen Genossenschaften hatte, sondern weil er in seinem Werk «Logik des kollektiven Handelns» gezeigt hat, dass grosse Gruppen mit gemeinsamen Interessen deutlich weniger tun, um diese durchzusetzen, als kleine. Die Konsequenz davon: Je grösser eine Bewegung mit einem gemeinsamen Interesse ist, desto weniger wird ihre Führung durch diese Bewegung eingeschränkt und kontrolliert. Ihre Macht ist daher besonders gross. Auch die Macht zum Missbrauch.
Die Logik ist relativ simpel:...