Die vielen Entscheider, die sich ihrer „stets offenen Türen“ rühmen, lösten ja immer schon leise Zweifel aus. Denn bei der Belegschaft herrscht dann meist doch ein ganz anderer Eindruck: Dass die Unternehmenslenker das Tagesgeschäft kaum kennen und keineswegs mit den Angestellten immerzu reden und deren Erfahrungen oder Meinungen anhören wollen. Ganz im Gegenteil. So hat das Softwareunternehmen Unit4 jetzt mal bei den Mitarbeitern mittelständischer Unternehmen mit dem Markforscher Opinium nachgefragt – und zwar bei denen mit maximal 1000 Angestellten. Das Ergebnis: Ein Viertel der Arbeitnehmer (27 Prozent) sind noch nie ihrem Chef persönlich begegnet und kennen ihn auch nicht. In vielen Unternehmen ist der Geschäftsführer unnahbar. Null Kontakt, noch nie. Weniger als die Hälfte der
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Claudia Tödtmann considers the following as important: Allgemein, Eigen- contra Fremdwahrnehmung, Marktforscher Opinium, Mike Ettling, Mittelstand, Umfrage, Unit4
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Die vielen Entscheider, die sich ihrer „stets offenen Türen“ rühmen, lösten ja immer schon leise Zweifel aus. Denn bei der Belegschaft herrscht dann meist doch ein ganz anderer Eindruck: Dass die Unternehmenslenker das Tagesgeschäft kaum kennen und keineswegs mit den Angestellten immerzu reden und deren Erfahrungen oder Meinungen anhören wollen. Ganz im Gegenteil. So hat das Softwareunternehmen Unit4 jetzt mal bei den Mitarbeitern mittelständischer Unternehmen mit dem Markforscher Opinium nachgefragt – und zwar bei denen mit maximal 1000 Angestellten.
Das Ergebnis: Ein Viertel der Arbeitnehmer (27 Prozent) sind noch nie ihrem Chef persönlich begegnet und kennen ihn auch nicht. In vielen Unternehmen ist der Geschäftsführer unnahbar. Null Kontakt, noch nie.
Weniger als die Hälfte der Befragten, 46 Prozent, haben ihren Geschäftsführer in einer Eins-zu-eins-Situation getroffen, so Unit4. Die wichtigste Führungspersönlichkeit im Unternehmen ist also für die Mehrzahl der Beschäftigten nicht greifbar (54 Prozent), sondern abgeschottet. Im Klartext: All die Großraumüros und anderen vermeintlichen Symbole moderner Unternehmensführung verfehlen ihr Ziel, als zeitgemäßes Unternehmen und ein moderner Arbeitgeber zu wirken.
Und was noch tragischer ist, insbesondere im Hinblick auf die Unternehmensgröße: Konkrete Vorstellungen oder Unternehmenswerte verbinden die Mitarbeiter nicht mit ihrem Big Boss.Obwohl doch Transparenz und ein direkter Draht zu den Mitarbeitern heute angeblich so angesagt ist. Und dass der Geschäftsführer die Belegschaft inspirieren muss, Teamgeist fördern und die Unternehmensziele gemeinsam auf Augenhöhe mit den Kollegen verfolgen.
Nur 34 Prozent der Angestellten – also gerade mal jeder dritte – haben schon mal eine E-Mail von der Geschäftsführung bekommen – und wenn, dann waren es nur E-Mail-Rundschreiben, die an alle im Unternehmen gingen. Persönlich an sie oder an eine überschaubare Gruppe adressierte E-Mails ihres Geschäftsführers erhielten sogar nur 28 Prozent der befragten Teilnehmer.
Weltweit sieht es nicht besser aus mit der Riesenlücke zwischen Fremd- und Eigenwahrnehmung, so die Ergebnisse der Studie „Decision Making for the Future Business Report; Who Calls the Shots in the Business of Tomorrow?“ von Unit4 und Opinium. Für sie wurden Mitarbeiter aus Großbritannien, USA, Deutschland, Schweden, Norwegen, Kanada und den Niederlanden zur Führungskultur in ihrem Unternehmen befragt.
Mike Ettling, CEO von Unit4 wundert sich über das Umfrageergebnis und beschreibt: „Der schwer fassbare Geschäftsführer ist in Unternehmen auf der ganzen Welt anzutreffen. Kaum jemand hat ihn jemals gesehen, gehört oder mit ihm zu tun gehabt.“ Dumm nur, dass wenn der Geschäftsführer den Draht zu den Mitarbeitern verliert, auch die Verbundenheit der Mitarbeiter zum Unternehmen verloren geht. Und dass wichtige Ziele wegen mangelnder Kommunikation im Vagen bleibt.
Zumal: „Die Kluft zwischen Geschäftsführung und Beschäftigten führt außerdem dazu, dass Mitarbeiter eine geringere Motivation an den Tag legen. Darunter leiden die Produktivität und letztlich der Geschäftserfolg“, so Unit4-CEO Ettling.