UBS will noch im 1. Halbjahr 2020 im Hypothekenvermittlungsgeschäft für Wohneigentum mitmischen. (Bild: Shutterstock.com) UBS hat 2019 bekanntgegeben, dass sie ab Mitte 2020 auch als Vermittlerin für Hypotheken von selbstbewohntem Wohneigentum auftreten wird. Andreas Dietrich vom IFZ schreibt in seinem Blog über die wichtigsten Aspekte dieses erst in einer Beta-Phase befindlichen Projekts.Das über Hypothekenvermittler abgeschlossene Volumen pro Jahr liegt noch immer im einstelligen Milliardenbereich und dadurch bei einem geschätzten Marktanteil von ca. 2 bis 4%. Auch UBS ist seit drei Jahren als Vermittler tätig. Die seit 2017 aktive UBS Atrium-Plattform verbindet Kreditnehmer und Kreditgeber für Finanzierungen von Renditeliegenschaften. Als logische – aber durchaus mutige –
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UBS hat 2019 bekanntgegeben, dass sie ab Mitte 2020 auch als Vermittlerin für Hypotheken von selbstbewohntem Wohneigentum auftreten wird. Andreas Dietrich vom IFZ schreibt in seinem Blog über die wichtigsten Aspekte dieses erst in einer Beta-Phase befindlichen Projekts.
Das über Hypothekenvermittler abgeschlossene Volumen pro Jahr liegt noch immer im einstelligen Milliardenbereich und dadurch bei einem geschätzten Marktanteil von ca. 2 bis 4%. Auch UBS ist seit drei Jahren als Vermittler tätig. Die seit 2017 aktive UBS Atrium-Plattform verbindet Kreditnehmer und Kreditgeber für Finanzierungen von Renditeliegenschaften. Als logische – aber durchaus mutige – Weiterentwicklung von UBS Atrium für Renditeliegenschaften wird nun noch im ersten Halbjahr 2020 eine ähnliche Plattform für selbstbewohntes Wohneigentum lanciert. Um dem Plattformgeschäft auch organisatorisch die entsprechende Aufmerksamkeit zu geben, hat UBS Schweiz zudem den neuen Geschäftsbereich Digital Platforms & Marketplaces gegründet. Andreas Dietrich, Institutsleiter und Dozent am Institut für Finanzdiestleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern hat sich das neue Projekt, das sich momentan noch in der Beta-Phase befindet, genauer angeschaut.
UBS kann zu einer Hypothekenportfolio-Diversifikation beitragen
"Aus Sicht der Investoren bieten sich dank diesem UBS-Produkt Investitionsmöglichkeiten in der ganzen Schweiz. UBS kann durch ihre schweizweite Präsenz und der Finanzierung von Objekten in allen Regionen den angeschlossenen Pensionskassen, Versicherungen, Sammelstiftungen oder auch Banken zu einer besseren Hypothekenportfolio-Diversifikation verhelfen", meint Dietrich. "Des Weiteren wickelt UBS den ganzen Prozess ab. Die Investoren müssen dadurch ihre Hypotheken nicht selber bewirtschaften oder eine eigene Kreditverwaltung aufbauen." Kosten fallen für Investoren zudem nur dann an, wenn eine erfolgreiche Vermittlung zustande kommt, erklärt Dietrich. Des Weiteren kann dieses Modell für gewisse Banken auch aus ALM-Perspektive relevant sein (z.B. über die Wahl der Fristigkeiten der Hypotheken).
Für den Spezialisten stellt sich in einem solchen Projekt unweigerlich die Frage, unter welchem Brand UBS mit diesem Produkt auftreten möchte. Der Name der Plattform ist noch nicht final entschieden – es gibt aber aus seiner Sicht grundsätzlich drei verschiedene Optionen: "Erstens könnte UBS die App als 'UBS Immobilienvermittler-App' im klassischen UBS Look and Feel lancieren. Der UBS-Brand ist bereits sehr bekannt. Andererseits wird UBS von Kunden häufig als 'Premium-Brand' (mit höheren Preisen) wahrgenommen, was für eine Vermittler-Plattform möglicherweise problematisch ist. Zweitens kann die App in einem komplett anderen Design gestaltet werden. Durch diese Abkoppelung könnte möglicherweise ein neues Kundensegment angesprochen werden. Der Aufbau einer neuen Marke ist jedoch teuer und schwierig. Drittens wäre ein Kompromiss denkbar. Die App wäre als Untermarke der UBS erkennbar, würde aber auch einen neuen Retail-Markennamen einführen. Ein erfolgreiches Beispiel für diesen Fall ist sicherlich Marcus von Goldman Sachs."
Ein starkes Signal an die Konkurrenz
Dietrich ist der Meinung, dass der Schritt von UBS ins Vermittlergeschäft für selbstbewohntes Wohneigentum sowohl von der Bank als auch für die Konkurrenz ein starkes Signal ist. Auch das Geschäftsmodell (u.a. mit den Aspekten der "Matching-Engine", dem Servicing und der Einbindung der Angebote ins UBS E-Banking oder dem "Alles-aus-einer-Hand-Service") und die Umsetzung auf dem E-Banking scheint ihm sehr gut durchdacht. "Natürlich stellt sich bei solchen Modellen die Frage nach der potenziellen Kannibalisierung. Auf der anderen Seite eröffnet dieser Schritt aber auch verschiedene Chancen. Der Hauptvorteil von UBS besteht darin, dass der Kunde, respektive die Kundenschnittstelle, bei der Bank verbleibt. Ebenso erhofft man sich, durch dieses neue Angebot auch ein neues Kundensegment gewinnen zu können", erklärt Dietrich.
Daraus ergeben sich für ihn die entscheidenden Fragen:
- Wie viele Geschäfte die Bank dank dem neuen Angebot abschliessen kann, die sie sonst nicht hätte;
- wie stark dieses Angebot hilft, die Kundenschnittstelle zu halten;
- wie sich generell das Plattform-Geschäft weiterentwickeln wird.
"Ein Blick ins Ausland zeigt, dass es sich lohnen kann, auch als Bank frühzeitig in dieses Geschäftsmodell zu investieren." Gemäss dem Artikel der NZZ strebt die UBS die Marktführerschaft in der Vermittlung von Hypotheken für selbstgenutztes Wohneigentum an und will innerhalb von drei bis fünf Jahren ein Hypothekarvolumen von 5 bis 10 Mrd. Franken vermitteln. Als Fazit meint Dietrich: "Persönlich scheint mir dieses Ziel eher etwas hochgegriffen. Aber es ist sicherlich eine der spannendsten Entwicklungen im Schweizer Retail-Banking-Markt."